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Die Sonne war schon längst aufgegangen, als ich verschlafen meine Augen öffnete und lautstark gähnte. So ausgeschlafen wie heute war ich seit langer Zeit nicht mehr gewesen, aber ich hatte auch seit langer Zeit kein so gemütliches Bett mehr. Ich stand auf und schnappte mir meine sauberen - nun trockenen - Klamotten. Ich striff mir mein dunkles T-shirt und meine luftige lange Hose über, dann lief ich ins Bad. 

Im Spiegel betrachtete ich mich und musste zugeben, dass ich geduscht und sauber viel hübscher aussah als ich dachte - sogar meine Augenringe waren verschwunden. Mit einem lächeln auf dem Gesicht ging ich wieder in den anderen Teil der Wohnung und holte mir, aus einem runtergekommenem Küchenschrank ein verstaubtes Trinkglas. Es sah zwar schon ziemlich alt aus, aber das störte mich nicht im geringsten. Damit in der Hand lief ich zurück ins Bad und wusch den Staub ab, danach füllte ich es randvoll mit Wasser und schüttete mir die nasse, kühle Flüssigkeit gierig in den Mund. In ein paar großen Zügen hatte ich es auch schon ausgetrunken. 

Eigentlich könnte ich in dieser Wohnung sehr gut leben, ich meinte, es gab ja alles was ich brauchte. Fast alles, denn Essen gab es hier nicht. Nachdem ich noch ein paar Gläser Wasser ausgetrunken hatte, war mein durst gestillt und ich begab mich wieder in die Küche/ Wohnzimmer. Dort ließ ich mich auf das verschlissene Sofa nieder und schloss nochmal für ein paar Sekunden die Augen. 

Plötzlich hörte ich, wie jemand versuchte, die Wohnungstürklinke runter zu drücken und die Tür zu öffnen. Doch ich hatte ja einen Schrank davor geschoben, und so gelang es demjenigen noch nicht. Mich überlief für wenige Sekunden ein kleiner Angstschauer, doch dann raffte ich mich und stand auf. 

»Wer ist da? Aufmachen!«, hörte ich von draußen eine dunkle, männliche Stimme rufen. Derjenige, der davor stand, war aber wahrscheinlich noch Jugendlich, ich schätzte ihn auf so Achtzehn. Doch ich antwortete nicht und blieb still. 

»Hallo?!«, brüllte nun noch eine Stimme, die ein wenig rauer klang als die erste. Auf jeden Fall waren diese beiden Jungs alles andere als nett. Hastig überlegte ich, wie ich hier raus kommen sollte. Doch mein Hirn wollte unter druck und Panik nicht arbeiten und so stand ich einfach weiter hilflos da. 

Dann vernahm ich einen lauten Knall. Mein Kopf schnellte zur Wohnungstür und ich erkannte die beiden junge Männer, die in der Türe standen und gerade über den Schrank kletterten. Sie hatten es wirklich geschafft, die Tür einzutreten. Fassungslos starrte ich die beiden an, und plötzlich machte es in meinem Kopf klick. Ich könnte mich einfach in eine Taube verwandeln und aus dem Fenster fliegen. Doch mir wurde recht schnell bewusst, das dies nun nicht mehr funktionierte, da die beiden Fremden ja nicht sehen durften, dass es Gestaltswandler gab. 

Angestrengt überlegte ich weiter und wurde immer panischer, da die Jungs es fast über den Schrank geschafft hatte. Und da fiel mir die rettende Lösung ein: Die Dachluke! Sofort sprintete ich zu der Stelle, durch die ich gekommen war, und öffnete die Luke in der Decke. Ich hievte mich hinauf aufs Dach und entkam gerade noch mit meinem Fuß der einen Hand einer der Jungs. Doch diese folgten mir sofort und waren dicht hinter mir. Ich begann zu rennen und überquerte das Dach. Dann holte ich Anlauf und sprang wagemutig über eine Gasse hinweg. Ich landete unsanft auf dem anderen Dach. Was wollten diese jungen Männer von mir? Warum verfolgen die mich? 

Ich rappelte mich keuchend wieder auf die beine hoch und lief so schnell ich konnte weiter. Wenn ich aus deren Sichtweite gekommen war, hatte ich vor, mich in eins meiner beiden Tiergestalten zu verwandeln, so würden sie mich nicht finden. Doch mit einem mal spürte ich eine kräftige Hand an meiner Schulter, die mich hart zu Boden riss. Die zwei Jungs hatten mich eingeholt und standen nun über mir, während ich mit ängstlich geweiteten Augen am Boden lag und zu ihnen aufsah. 

»Was wollt ihr?«, fragte ich mit versucht fester Stimme. 

Der linke lachte aber nur auf ohne mir zu antworteten. Dann sah der rechte mich grimmig an. 

»Was hast du da in der Wohnung gemacht?«, bohrte der rechte nach und durchstach mich mit seinen bösen Blicken. 

»Ähm ... äh ...«, ich begann zu stammeln, versuchte aber mich zusammen zu reißen. »Ich habe dort übernachtet.«

»Carlos, ich wette die ist Obdachlos«, flüsterte der linke seinem - wahrscheinlich - Freund zu. Der Rechte Carlos, nickte nachdenklich. Dann wandte es seinen Blick wieder mir zu, welcher sich sofort wieder verhärtete. 

»Lebst du auf der Straße?«, fragte er monoton. Da ich nichts besseres wusste, nickte ich zaghaft. 

»Wie lange?«

Ich schluckte hörbar, bevor ich sagte: »Sieben Jahre.«

Carlos wendete seinen Blick wieder seinem Freund zu. »Juan, nehmen wir sie einfach mit?« 

Aha. Die beiden hießen also Juan und Carlos. 

»Ja, wir nehmen sie mit«, stimmte Juan Carlos zu. 

WAS?! Die wollen mich mitnehmen?! Wohin denn?!

»Stopp! Wohin wollt ihr mich mitnehmen? Ihr dürft mich überhaupt nicht mitnehmen!«, knurrte ich wütend. Wenn ich jetzt in meiner Hundegestalt wäre, würde ich die beiden zu Hackfleisch verarbeiten! 

»Und ob wir das können, Cariño.« 

Hat er mich ernsthaft Cariño genannt? Dieser Ekel! Ich wollte mich gerade aufrichten um ihm eine zu knallen, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz am Kopf spürte. Einer dieser Arschlöcher hatte mich doch ernsthaft mit der Faust geschlagen! Plötzlich wurde mir schwindelig und ich sackte zu Boden. Dann wurde alles um mich herum Schwarz ...

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O.o 

Was passiert jetzt wohl  ... ???


Königliche DiebinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt