IV

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Noch immer wirkten die Worte ihrer Freundin in Sarah nach. Es war, als würde sie aus einem Schlaf erwachen und sich dabei selbst beobachten, wie sie Wort um Wort in die Tastatur hämmerte. Sie wusste, dass sie nicht völlig erwacht war, aber sie konnte noch nichts an ihrem seltsamen Traum verändern.

Ein Klopfen an der Tür beendete das Tippen und Sarahs Kopf ruckte nach oben.

„Ja?"

Selbst Sarahs Stimme hörte sich für sich selbst fremd an. Die Tür wurde geöffnet und der Kurator Willis kam mit einem gefüllten Tablett herein.

„Du störst mich, Hannibal."

Sarah war sich jetzt vollkommen sicher, dass sie schlief. Sie würde niemals den Verwalter des Schlosses so persönlich ansprechen. Sie wollte sich selbst kneifen, um zu erwachen, doch ihr Körper reagierte nicht.

„Du musst vorsichtiger sein, Rudolf."

„Ich habe zu tun!"

Der Kurator war mit dem Tablett an den Schreibtisch getreten und stellte es ab. Sarah roch den verführerischen Duft des Essens und ihr Magen knurrte. Zumindest die instinktiven Reaktionen waren ihr noch geblieben. Zu mehr war sie jedoch nicht im Stande. Sie und der Kurator sprachen miteinander, wie alte Vertraute und das ängstigte die junge Frau auf eine Weise, die sie nicht erklären konnte.

„Du bist zu forsch. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du damit alles kaputt machst. Dein Wirt verfällt, noch bevor die Prüfungsphase vorbei ist. Du hast sie seid Tagen kaum essen lassen."

Als ihre Finger wieder auf der Tastatur beginnen wollten zu tippen, griff der Verwalter nach dem PC und zog ihn vom Tisch.

„Was soll das?"

Saras Stimme klang bedrohlich und langsam begann die junge Frau zu realisieren, dass sie nicht in einem Traum gefangen war. Das sie in ihrem eigenen Körper eingesperrt und von etwas anderem übernommen worden war.

„Ich werde nicht dabei zusehen, wie du diesen Körper zugrunde richtest, Rudolf. Ich sage es dir ein letztes Mal als Freund. Wenn du nicht isst und den Körper pflegst, wirst du sehr lange auf eine neue Gelegenheit warten dürfen."

„Das wagst du nicht!"

„Hör auf mir drohen zu wollen. Deine Drohungen sind schon lange nur noch heiße Luft. Ich bin der Kurator. Ich verteile die Wirte. Und du zerschleißt deine schneller, als ich neue finden kann. Es reicht."

Ich muss hier raus. Ich muss irgendwie aus diesem Albtraum aufwachen. Sarah spürte nur noch Panik und bekam am Rande mit, dass ihr Körper aß und trank, bevor der Kurator sie mit einem geleerten Tablett wieder verließ. Als ihre Finger dann erneut über die Tastatur glitten, verschwand Sarah wieder in einem Dämmerzustand. 

Mein Beitrag zum Ideenzauber 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt