FOUR

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Der Schlüssel im Schloss drehte sich, sodass nach einem leisen Knacken die Tür knarzend aufschwang. Cloven machte sich kaum die Mühe sich in ihrem neuen Zuhause umzusehen. Stattdessen ging sie stur auf direktem Weg in ihr Zimmer. Der Koffer knallte auf den Boden, als sie ihn fallen ließ, plötzlich erschlagen von seinem Gewicht. Die Tür fiel durch einen leichten Stoß der Magie wieder zu und ließ nur einen kleinen Windhauch zurück. Seufzend setzte sie sich auf ihr neues Bett und schaute durch ihre Fensterwand auf das riesige Gelände hinter dem Wohnheim. Viel zu pompös wie sie fand.

Generell war das Maetrin Fortress nicht gerade das gewesen, was sie sich unter einem Internat vorgestellt hatte. Nach einer kurzen Führung von einem anderen Studenten, hatte sie gesehen, dass es ungewöhnlich modern und freundlich wirkte. Anders, als man erwartete, bestand es nicht aus alten Gemäuern, die kurz vor dem Zusammenbruch standen und sich wahrscheinlich keine Geheimnisse innerhalb der Mauern versteckten. Wenn überhaupt gab es die Geheimnisse bestimmt eher in den Akten im Büro der Direktorin, als auf dem Campus selbst.
Es gab hier tatsächlich fast alles, was sich ein normaler College-Student hätte vorstellen können. Von etlichen Sportarten und die dazugehörigen Felder, Hallen und Ausrüstungen bis hin zu schulischen Aktivitäten, die die nächste Generation der Elite ausbildeten. Egal ob überdurchschnittliche Wissenschaftler und zukünftige Nobelpreisträger oder vielversprechender politischer Nachwuchs, die entweder für den dritten Weltkrieg sorgen würden oder die Welt idealistisch zum Guten verändern wollten.

Und dann gab es sie.

Cloven wusste nicht recht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollte, aber es war auf jeden Fall besser als bei ihrer Mutter zu bleiben und sich jeden Tag der Abscheu hingeben zu müssen. Obwohl sie nicht wie geplant, vor drei Monaten angekommen ist, hatte sie zum Glück gerade einmal die Orientierungswoche verpasst. Es war ihr auch nicht gerade wichtig gewesen dabei zu sein, immerhin wollte sie sich hier keine Freunde machen, sondern nur ihre Zeit absitzen. Für sie war es nichts anderes als eine Strafanstalt. Doch jetzt hatte sie alle Informationen an einem Vormittag an den Kopf geworfen bekommen, und die Unterhaltungen waren ganz bestimmt nicht einfach. Ihr Kopf brummte und konnte keine weitere Information mehr aufnehmen. So viele Gespräche hatte sie schon mit Professoren führen müssen. So viele Wahlen für das Semester hatte sie treffen müssen, aber nun hatte sie endlich ihre Freiheit und konnte ein kleines bisschen ihre Unabhängigkeit feiern. Frei von den Zwängen der Hexengesellschaft und der Herrschaft ihrer Mutter. Das Einzige was ihr hier blieb, war ihr Bruder, der eher als ein Aufpasser galt, seitdem sie hier angekommen waren. Nervig und unangenehm. Jetzt auch noch immer von Devran beobachtet zu werden, half ihrer Situation kein bisschen. Eher fühlte sie sich dadurch nur noch unwohler und wollte ihm so gut wie möglich aus dem Weg gehen. Zwar war dieses College groß, aber sie wusste, dass sie sich nicht ewig vor ihm verstecken konnte.

Sie ließ sich mit ihrem Körper nach hinten in die Kissen fallen und schloss die Augen. Verbannte jegliche Gedanken aus ihrem Kopf und genoss den kommenden Frieden, solange er auch anhalten würde. Endlich Ruhe. Jedenfalls für einen kleinen Moment.


„Unser heiliges Internat behütet einige der talentiertesten magischen Wesen auf dem gesamten Kontinent. Früher diente es als Zufluchtsort, um die gefährdeten, magischen Spezien vor den Jägern und den Wissenschaftlern zu schützen. Heute besuchen aber nicht nur einfache Magiewesen dieses College, sondern auch Sterbliche und Menschen mit einem magischen Hintergrund sind hier vertreten. Wir stellen ihnen neben der allgemeinen Bildung, auch Fachwissen über die einzelnen magischen Talente innerhalb verschiedener, freiwilliger Kurse zur Verfügung. Am Ende ihrer schulischen Laufbahn werden sie mit einem bestimmten Abschlusszeugnis von unserer Schule empfohlen und auf ihrem ersten Berufsweg begleitet. Natürlich haben wir auch Freizeitangebote in unserer Schule. Die Schülerschaft hat Arbeitsgemeinschaften oder Lerngemeinschaften ins Leben gerufen, an denen sich die Schüler großzügig bedienen können." Cloven stand mit ihrem Bruder im Büro der Direktorin des Maetrin Fortress' und wollte eigentlich schon direkt wieder gehen. Ihre Beine schmerzte von ihrer aufrechten Haltung und ihr Rücken wehrte sich langsam gegen die Steifheit, die sich in ihr breit gemacht hatte, seitdem sie das Büro betreten hatten. Die Stimme der Direktorin ließ eisige Blitze in ihren Körper schnellen und hinterließen ein unangenehmes Kribbeln auf ihrer Haut. Dass die Direktorin ihr also eher Angst einjagte, wunderte sie dementsprechend nicht. Ihre Aura roch praktisch nach Blut und Verwesung und die Tatsache, dass sie eine überaus mächtige Hexe war, machte es nicht besser.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 10 ⏰

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