II.

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»Und was möchtet du bestellen?«, fragte sie, während ich mich durch die Speisekarte des Chinesen ließ. Ich erwischte sie, wie sie mich beobachtete, bevor sie sich ihrer Karte wieder zuwendete. »Chau Ngau Yuk, klingt ziemlich intressant.«
»Was?«, erwidere ich, ehe ich los prustete.
Sie verzog ihren Mund zu einem Lächeln und zwei kleine Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen. Man konnte René unmöglich böse sein, sie war jemand mit der man Spaß hatte, aber auch über ernste Themen diskutieren konnte.
Ich betrachte René genauer, mit ihren braunen, lockigen Haaren und ihren großen blauen Augen sieht sie wunderschön aus, aber es liegt etwas ihren Augen. Etwas für was mir damals die Worte fehlten, aber ich wünschte, ich hätte dieses 'etwas' früher entdeckt, um das Leben vieler Menschen retten zu können.
Wir bestellten uns Nudeln und während wir sie aßen, erzählte mir René von Dylan, ihrem Freund.
» Was hast du heute Nacht geträumt? «, fragt sie mich plötzlich.
Ich schaute sie verwirrt an, sie nahm meine Hand in ihre. »Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst.«
Aber ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich wusste nicht was ich geträumt hatte. Es gab keine Erinnerungen an meinen Traum. Es gab nur die Vision in der Dusche. War es wirklich eine Vision oder etwa eine Erinnerung? Hat meine Narbe damit etwas zu tun? Denk nach! Wer war diese Frau? Meine Mutter? Eine Freundin? Ich versuchte mich wieder an das Gesicht zu erinnern, aber es kam nichts.
» Nicht träumen, erzähl schon, was hast du geträumt? Scheint etwas sehr spannendes zu sein «, schreckte René mich aus meinen Gedanken und boxte mich gegen die Schulter.
René war meine beste Freundin und ich dachte zu dem Zeitpunkt, dass ich ihr vertrauen könnte. Jetzt weiß ich, dass ich falsch lag. Ich erzählte René von dieser Vision, sie hörte gespannt zu, doch ihre Mine änderte sich. Als ich fertig war, sagte sie nichts und wirkte überlegend, fast erstarr. Meine Aufmerksamkeit guld René, doch sie tippte nur nervös mit dem Finger auf den Tisch und wirkte nervös.
»René?«, fragte ich.
Von einer Sekunde auf die andere änderte sich ihr Gesicht wieder zur alten René, wie ich sie kannte, strahlend und glücklich, sie fing an zu lachen.
»Du träumst aber komische Dinge.« Ich wollte ihr sagen, dass ich es nicht geträumt hatte, aber der Kellner unterbrach mein Vorhaben. Ich griff in meine Tasche jedoch merkte ich, dass mein Portmonee nicht mehr in meiner Tasche war. Nervös duruchsuchte ich alle Taschen.
»Ach quatsch ich bezahl, ich hab dich schließlich eingeladen«, unterbrachte mich René.
Es war mir ein bisschen unangenehm, dass René für mich das Essen bezahlt, aber ich nickte nur.
»Ich es bestimmt beim Bäcker liegen lassen«, klärte ich sie auf.
René gab dem Kellner einen 20 € Schein und ging hinaus.
»He, warte«, rief ich ihr hinterher und rannte aus dem Restaurant. Sie stand vor dem Bäcker und hielt mein Portmonee in ihren Händen.
»Hier, fang.« Sie warf mir mein Portmonee zu und grinste mich an. »Wir sehen uns morgen.« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und winkte mir zu, während sie sich immer weiter von mir entfernte.

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