Ich weiß, es ist ewig her, aber hier komme ich mit einem neuen Oneshot. Ich hoffe er gefällt euch
—————————————————————————————————————————————————————————————Ich sitze im Gemeinschaftsraum. Blicke in die lodernden Flamen im Kamin vor mir. Bis auf das Knacken der Holzscheite ist es still hier.
Ich kann nicht schlafen. Schon seit einer Woche nicht.
Es ist war wie sehr emotionaler Stress einen mitnehmen kann. Ich versuche nachzudenken. Auch wenn ich es nicht will, vielleicht sogar nicht sollte.
Es ist jetzt eine Woche her, dass ich mit Lily geredet habe. Eine Woche und ein paar Tage. Aber wer würde schon zählen? Na gut, ich tu es. Es sind genau eine Woche und vier Tage.
Ich weiß nicht ob das viel oder wenig ist. Vergleicht man es mit den letzten Monaten, ist es viel, doch wenn man bedenkt, dass aus dieser Woche Jahre werden sollen, ist es wenig. Viel zu wenig.
Es ist gut, dass ich endlich damit angefangen habe, ich hätte es wahrscheinlich schon viel früher tun sollen. Doch es hatte einen Auslöser gebracht. Den hatte ich bekommen, und was für einen.
Lily hatte mal wieder einen Brief von ihrer Schwester bekommen und ich muss wohl kaum erwähnen, dass er nicht sehr nett ausgefallen war. Sie hatte mir den Brief gezeigt und ich hatte sie getröstet. Hatte ihr gesagt, wie wenig Ahnung Petunia hatte, dass sie Lily garnicht genug kannte, nicht so gut wie ich es tat. Dass sie nicht wusste, wie Lily immer für alle da war, wie sie sich für andere einsetzte und überhaupt. Lily hatte sich in meinen Armen zu mir gedreht, mit ihrem tränenverschmierten Gesicht und dann hatte sie es gesagt:
„Ich wünschte du wärst mein Bruder, James."
Ich spüre den selben Stich, wie ich ihn auch damals gespürt habe.
Bruder.
Das war genau das, was ich für Lily Evans sein wollte. Nicht.
Ihe Worte hätte mich nicht so überrumpeln sollen, doch sie tat es. Wie hatte ich auch jemals auf die Idee kommen können, sie würde mehr für mich empfinden.
Ich hatte Sirius davon erzählt. „Autsch, Krone, das tut weh. Nicht nur Friendzone, sondern sogar Geschwisterzone. Du weißt, das Inzest verboten ist?" Dann war das Lachen aus seinem Gesicht verschwunden und er hatte mich ganz ernst angesehen. „Was wirst du jetzt machen?"
Ja, das war eine gute Frage. Was zum Teufel tat man, wenn einem klar wurde, dass man absolut keine Chance bei jemandem hatte? Ich hatte mich für Abstand entschieden, für kalten Entzug. Wie, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, sage ich mir und versuche dabei nicht daran zu denken, dass ich es wegen Lily getan hatte.
Der erste Tag war nicht so schwer. Mein Gehirn schien das Konzept noch nicht vollends verstanden zu haben und rechnete damit, dass Lily im nächsten Augenblick da sein würde. Doch dem war nicht so. Ich mied sie, wo es nur ging: Ich setzte mich beim Frühstück nicht zu ihr, brachte sie nicht wie sonst immer von einem Klassenraum zum nächsten, suchte sie in unserer gemeinsamen Freistunde nicht, ließ das Mittagessen sausen und setzte mich nachmittags nicht zu ihr in die Bibliothek. Fast so wie früher, dachte ich grimmig.
Am nächsten Tag wurde es schlimmer. Meinem Körper fehlten die Zigaretten. Ich war hibbeliger und konnte mich kaum konzentrieren, im Unterricht huschte mein Blick immer wieder zu ihr. Doch ich hatte noch alles unter Kontrolle und sprach kein Wort mit ihr.
Ich hatte gehofft, dass ich mich daran gewöhnen würde, dass es leichter werden würde, doch ganz im Gegenteil. Am dritten Tag landete im Verwanlungsunterricht ein Zettel auf meinem Tisch. Er war klein und viel zu ordentlich gefaltet um von einem meiner Freunde zu sein. Ich wusste, dass er von Lily war. Doch ich blieb standhaft und warf ihn ungelesen in den Müll. Aber natürlich ließ Lily nicht locker, wenn es darauf an kam konnte sie genauso stur sein wie ich. Der Zettel in Verwandlung war nur der erste
von vielen gewesen und nach Zaubertränke versuchte sie mich abzupassen. Von da an nutzte ich auf jedem Weg die Karte und befand mich öfter in Geheimgängen als auf den eigentlichen Korridoren. Es war etwas beschwerlich, doch es funktionierte.
Ab dem fünften Tag ungefähr hatte ich das Gefühl, der Himmel wäre grauer als sonst und am siebten Tag fiel mir nichts ein, wofür es sich lohnte aufzustehen. Da Wochenende war, störte sich auch niemand daran und ich verbrachte beinahe den ganzen Tag im Bett. Ein paar mal klopfte es an der Tür, doch ich tat einfach so, als sei ich nicht da. Es war fast wieder wie in der fünften Klasse, der Hochphase meiner Verliebtheit. Bevor wir uns angefreundet und so etwas wie beste Freunde geworden waren. Die Zeit, in der ich stundenlang die Decke anstarren und an Lily denken konnte und immer wieder das Gefühl hatte verrückt zu werden. Mit unserer Freundschaft hatten sich auch meine Gefühle verändert, waren von kindischen Träumereien zu ernsthaften Empfindungen geworden. Aus dem brodelnden Aufgedrehten war etwas Tiefes und Festes geworden, etwas, dass ich eigentlich nie wieder hatte missen wollen.
Jetzt stehe ich wieder ganz am Anfang, doch es ist schlimmer. Früher hatte ich mich damit trösten können, dass sie mich garnicht richtig kannte und es auch nichtmal versuchte.
Es lag nicht an mir.
Diese Ausrede ist nun weg, zurück bleibt nur die bittere Realität. Lily kennt mich, sehr gut sogar, neben Sirius wahrscheinlich am meisten.
Und trotzdem will sie mich nicht lieben.
Ich schlucke, ziehe meine Beine an meine Brust und stelle sie wieder auf den Boden. Irgendwie ergibt das alles keinen Sinn, denke ich. Ich ergebe ohne Lily keinen Sinn.
Ich komme mir lächerlich vor, immerhin bin ich nicht der erste Mensch, der seiner Jugendliebe hinterhertrauert. Ich schaudere bei dem Wort. Sie hätte so viel mehr sein können.
Doch das ist sie jetzt. Und ich werde irgendwann jemand anderes finden. Nach Hogwarts und nach und weit weg von ihr. Alles in mir sträubt sich gegen diesen Gedanken. Ich will niemand anderes als Lily. Der Trotz spricht aus mir.
Ich habe nie viel über die Zukunft nachgedacht, lebe schon immer mehr im Hier und Jetzt. Doch Lily hat oft darüber geredet, was sie nach Hogwarts machen will. In der sechsten hat sie noch gesagt, dass sie studieren und Tränkemeisterin werden will. Seit den Sommerferien ist sie ernster geworden, hat selber gesehen, was da draußen los ist. Als wir das letzte mal darüber sprachen, sagte sie, dass sie sich dem Widerstand anschließen und gegen Voldemort kämpfen möchte. Es hat mir das Herz gebrochen zu sehen, was der Krieg ihr jetzt schon antut.
Ich denke meine Pläne sind ähnlich, ich überlege sogar Auror zu werden. Es ist nicht mehr lange, nur noch wenige Monate bis zu unserem Schulabschluss. Dann werden wir in diese Welt entlassen, in diesen Krieg.
Es ist nicht gerecht.
Wir verdienen ein Leben, so wie jeder es tut, doch wir sollen es uns anscheinend erkämpfen.
„Verlorene Generation", flüstern sich manche der Professoren mitleidig zu, wenn wir an ihnen vorbeikommen. Vielleicht haben sie damit Recht.
Ich stelle mir manchmal vor, dass es den Krieg nicht gibt. Dann gibt es genau ein Leben, dass ich mir nach Hogwarts vorstelle. Eine Wohnung oder ein Haus, mit Lily. Sie studiert, ich mache meine Ausbildung und alles ist großartig. Doch so würde es nicht sein. Ich bin alleine in diesem Haus und es ist leer. Leer von Lily.
Ob sie noch an mich denken wird, wenn wir uns erst einmal nicht mehr sehen? Die eineinhalb Jahre unserer Freundschaft kann sie ja nicht einfach vergessen. Ich denke an unsere nächtlichen Ausflüge zum See, unsere gemeinsamen Rundgänge, bei denen ich vor Lachen regelmäßig keine Luft bekommen habe. An gemeinsame Abende mit heißer Schokolade vor unserem Kamin, ich der ihre Eisfüße unter einer Decke wärmt. Ich hatte gehofft, dass ihr diese Momente genauso viel bedeuten würden wie mir. Doch das tun sie anscheinend nicht.
Bruder.
Es ist schon komisch, wie zwei Menschen genau das gleiche erleben können und es doch so unterschiedlich wahrnehmen.
Ich blicke wieder in die Flammen, leuchtend rot, wie Lilys Haar im Sonnenschein.
„Der Entzug läuft ja ausgezeichnet.", murmle ich spöttisch. Lily ist wohl stärker als meine Zigaretten es waren. Und von denen wollte ich auch loskommen, bei Lily kann ich das nicht gerade behaupten. Ich hasse es das zuzugeben, doch das ist das tückische am Verliebtsein: Egal wie gerne man dagegen sein möchte, es gefällt einem trotzdem.
Ich lehne mich im Sofa zurück, doch die Müdigkeit will immer noch nicht kommen. Ich seufze leise.
Plötzlich knarzt die Tür hinter mir. Es ist zu spät, bevor sie die Tür überhaupt geöffnet hat, ich schaffe es nicht weg. Innerlich verfluche ich mich, hätte ich doch damit rechnen müssen, immerhin gehört der Raum nur uns beiden. Das wird dann wohl der erste Rückschlag; ich hoffe es wird nur eine Zigarette und keine ganze Schachtel.
Lily betritt den Raum. Sie trägt einen Schlafanzug, doch ihre Haare sind zu ordentlich für gerade erst aufgewacht. Sie hat wohl auch noch nicht geschlafen.
Konzentriert blicke ich in den Kamin, doch sie kommt natürlich trotzdem. Die Sitzfläche sinkt ein wenig ein, als Lily sich neben mich setzt. Eine Weile schweigen wir beide, bevor sie zu sprechen beginnt:
„Was habe ich falsch gemacht, James?" ihre Stimme klingt ungewohnt laut in dem stillen Raum. Ich antwortete ihr nicht, was sollte ich auch sagen?
„Komm schon, James, wir sind doch keine Kleinkinder mehr! Ich sitze direkt neben dir, du kannst mich nicht ignorieren! Reicht es nicht, dass du mir die letzte Woche aus dem Weg gegangen bist?"Lilys Stimme klingt wütend und verletzt. Ich kann sie verstehen, doch ich muss jetzt auf mich achten. Trotzdem hat sie Recht, ich benehme mich kindisch.
„Was willst du hören?", seufze ich, meine Stimme klingt ruhig.
Meine Gelassenheit macht sie noch wütender „Was ich hören will? Vielleicht, was zum Teufel dein verdammtes Problem ist? Warum du mich ignorierst, obwohl ich dir nichts getan habe?"
„Ich wollte in bisschen Ruhe.", erkläre ich, als ob es das logischste überhaupt wäre.
„Ahhhh, na klar. Tut mir leid, dass ich dich in deiner 'Ruhe' störe.", Lilys Stimme trieft vor Ironie. Ein kleiner Stich, irgendwo in meiner Brust.
„Schon in Ordnung", meine ich schulterzuckend. So war es schon immer am einfachsten, einfach mit ihr streiten und ablenken.
Lily schnaubt, doch sie weiß, was ich versuche.
„Ich habe mir Sorgen gemacht, James.", sagt sie jetzt sanfter, „Ich habe dich vermisst."
Ich kann nicht anders als zu hoffen. Was sonst bleibt mir übrig? Mein Herz klammert sich an jeden Halm, der ihm hingehalten wird.
„Es tut mir leid.", flüstere ich. Die Worte kommen, ohne dass ich es will. Der Schmerz in ihnen ist so deutlich, dass Lily es nicht überhören kann. Ich habe Angst. Sie soll es nicht wissen., hat so schon genug macht über mich. Und ich will ihr nicht leidtun, das könnte ich nicht ertragen.
„Sag mir doch bitte was los ist. Wir finden eine Lösung versprochen!", es klingt beinahe flehentlich. Ja, so ist Lily: Sie sucht ein Problem, benennt es und findet eine Lösung. So macht sie es bei ihren Freunden, bei mir und jedem, der sie um Hilfe bittet. Sie ist unschlagbar darin, aber dieses Mal geht es nicht.
„Du kannst nicht jeden in deinem Leben fixen, Evans.", ich bin selber erschrocken über die Verbitterung in meinen Worten.
„Aber du kannst mich doch wenigstens versuchen lassen dir zu helfen!", Lilys Streitlust ist zurückgekehrt.
Ich zucke nur Hilflos mit den Schultern.
„Weißt du, ich habe viel darüber nachgedacht, was los ist.", beginnt sie und ich ahne schon nicht Gutes, „Was wir zuletzt gemacht haben, bevor du dich dazu entschlossen hast, dass ich nicht mehr zu deinem Leben gehöre. Ich habe wegen Petunias Brief geweint und du hast mich getröstet. Ich halte dich nicht für eines dieser Arschlöcher, die zu inkompetent sind um mit den Emotionen von anderen Leuten umzugehen, und sich verziehen, sobald man einmal Schwäche gezeigt hat. Und auch nich für jemanden, der einen im Stich lässt, wenn es ernst wird. Aber ganz erblich, du gibst mir nicht gerade Grund etwas anderes zu denken. Ich war mir so sicher, dass du keiner von diesen oberflächlichen Typen bist, aber vielleicht lag ich ja all die Jahre richtig. Vielleicht hätte ich auf die Leute hören sollen, die mich vor dir gewarnt haben. Vielleicht..." Mehr kann ich mir nicht anhören. Ich presse meine Hände auf meine Ohren und schließe die Augen.
Es ist eine Kurzschlussreaktion. Ich habe mehrere Tage nicht geschlagen, bin völlig am Ende und will nicht wissen, wie schlecht Lily über mich denkt. Es geht einfach nicht.
Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen. Will nicht sehen, wie sich Lily befremdet von mir abwendet, denn das wird sie. Sie muss denken ich bin total übergeschnappt.
Das hier ist das Ende, denke ich. Das letzte Mal, dass ich mit Lily geredet habe. Es könnte schlimmer sein. Ich weiß nicht wie, aber bestimmt könnte es.
Und dann spüre ich es. Arme, die sich um mich schließen. Mich festhalten.
Ich habe sie nicht verdient.
Nur Lily würde jemanden wie mich nicht verlassen. Es tut mir leid, dass ich sie verletzt habe, sie verdient so viel besseres.
Ihre Hände legen sich vorsichtig auf meine und schieben sie sanft von meinen Ohren. Kraftlos lasse ich meine Arme sacken, ihre Hände halten immer noch meine.
„Oh, James.", flüstert sie immer wieder leise.
Meine Augen sind weiterhin geschlossen, ich weiß nicht, ob ich sie jetzt ansehen kann.
„Was ist los?", fragt sie nochmal unendlich sanft.
Ich will es ihr sagen, will dass sie es weiß und versteht. Doch es geht nicht. Wenn das Gefühl nicht rational ist, wie soll es dann die Erklärung sein?
„Schau mich an, James.", flüstert sie.
Vorsichtig öffne ich die Augen und blicke in ihr Gesicht. Vieles habe ich erwartet, doch nicht das, was ich sehen. Ihr grüner Blick ist sanft und warm und liebevoll.
„Weißt du, warum es so wehgetan hat, dass du nicht mit mir geredet hast? Weil ich es ohne dich nicht aushalte, James. Ich liebe dich.", haucht sie.
Verdutzt schaue ich sie an. Wie kann das sein?das hätte ich doch gemerkt.
„A–Aber du hast gesagt du wünschtest ich wäre dein Bruder.", stammle ich verwirrt. Lily scheint es sofort zu verstehen.
„Bist du mir deshalb aus dem Weg gegangen.", will sie wissen.
Ich nicke stumm und komme mir reichlich dämlich vor.
„Du bist so ein Idiot, James Potter!", schimpft sie, „Wie hätte ich dir den sonst sagen sollen, dass ich dich liebe, ohne zu sagen, dass ich dich liebe?"
„Du meinst es wirklich ernst?", staune ich.
„Natürlich! Glaubst du denn ich sage das zu Spaß?", Lily schlägt mir leicht gegen die Brust, doch ich spüre, dass sie nicht mehr wütend ist.
Ich kann nich genau sagen, was ich in diesem Moment fühle. Freude? Erleichterung? Glück? Liebe? Oder vielleicht auch alles auf einmal.
„Ich liebe dich auch, Lily.", sage ich und es ist gut es endlich laut zu sagen. Ich ziehe sie zu mir und nehme ihr Gesicht vorsichtig in meine Hände. Lily lächelt mich leicht an. Ich sehe Aufregung und auch eine stumme Bitte in ihren Augen stehen.
Und ich erfülle sie ihr nur zu gerne. Langsam beuge ich mich zu ihr und lege meine Lippen sanft auf ihre. Und das Gefühl, dass der Kuss in mir auslöst ist besser als tausend Zigaretten.
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Jily | Os und Sf-Sammlung
FanfictionIch denke mal der Titel sagt alles, Jily for ever!