Die Ankunft

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"Wir wissen nicht, wo wir herkommen. Auch nicht was wir hier machen. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen können, ist, dass wir sind. Aber unsere Existenz hat einen anderen Grund."
Ja so könnte ich es beschreiben. Wenn ich mich vorstellen darf ich bin Elen und das hier sind meine Abenteuer. Wieso ich sie erlebe, weiß ich wie schon erwähnt, selber nicht. Ich weiß nur, dass ich eines Tages an einem Ort auftauchte, den ich nicht kannte. Also lehnt euch zurück und hört zu.

Elen betrat den Raum, durch eine blaue Holztür und verließ somit eine kleine Abstellkammer, in der sie urplötzlich aufgetaucht war. Sie hatte schwarze Stiefelten, eine blaue Jeans, ein weißes Oberteil und eine schwarze Lederjacke an. Sie war relativ klein, hatte leichte bräunliche Haut, braune Augen und lange braune Haare. Ihr primäres Hobby waren lateinamerikanische Tänze zu tanzen, wenn sie dazu kam.
Der Raum, den sie betrat, war stilistisch gesehen eine alte mittelalterliche Taverne. Nur bei genaueren hinsehen, konnte man das Moderne sehen, wie Röhrenlampen oder elektronisch ausgestattete Küche. Der Rest bestand aus Holz. Die Bänke, Tische, Dachsparten und das sichtbare spitze Dach war mit harten trockenen Schilf bedeckt. Zusätzlich gab es an einer Wand einen Kamin, wo ein kleines Feuer brannte. Durch ein Fenster sah sie, dass es draußen scheinte und es dunkel war.
Elen setzte sich auf einem Barhocker, als ein junger Barkeeper mit kurzen braunen Haaren und blauen Augen ankam und freundlich fragte: "Was darf es sein?"
"Ein Glas Wasser mit Sprudel", antwortete sie und lächelte.
Der Mann machte sich auf ein Glas aus einem Holzschrank zu holen, der hinten in der Küche stand. Zur gleichen Zeit setzte sich ein anderer Mann, mit dunkelblauen Hut und schwarzen Trenchcoat neben sie, der wohlmöglich gerade aus der Toilette kam. Er hatte eine schwarze Brille auf der Nase, schwarzen Haaren und braune Augen.
"Hallo", begrüßte er sie und fasste sich kurz an den Hutrand.
"Hallo", grüßte sie nur zurück, als ihr Wasser kam.
Sie trank etwas und setzte das Glas wieder auf den Tresen.
"Was ist hier los?", fragte sich Elen leise und sah sich um.
"Oh hallo, du musst bestimmt neu hier sein", rief der Mann neben ihr.
"Okay, wer sind sie?", fragte sie jetzt total verwirrt zurück: "Wo bin ich?"
"Tja", begann er zu erzählen und sah sich um: „Offenbar sind wir in einer Anthologie gefangen. In einem Multiversum, in dem in jedem Universum eine kleine Geschichte erzählt wird.“
"Und wie bin ich hier her gekommen?"
"Keine Ahnung, ich selbst weiß nicht wie ich hier her gelangt bin. Also in die Option durch das Multiversum zu reisen. Ich bin Clemens und bin wie du ein Reisender.“
"Ich bin Elen", antwortete sie jetzt wirklich extremst verwirrt: "Was ist ein Reisender?"
"Ja, so nennen wir uns und die Leute, die durch das Multiversum reisen können", antwortete Clemens und sah sich um: "Wieso ausgerechnet wir und warum wir das tun, weiß keiner von uns."
"Und... wie lange muss ich das jetzt machen?"
"Keine Ahnung. Ich selbst habe bei all den Reisen, das Zeitgefühl verloren. Ich bin ungefähr zehntausend Jahre schon hier."
"Zehntausend Jahre", antwortete Elen leicht entsetzt und verwundert zugleich: "Altern Reisende nicht?"
"Nein, wir altern nicht und sind unsterblich und unverwundbar."
Elen schluckte leicht und fragte noch: "Was sind dann unsere Aufgaben als Reisende?"
"Also momentan gibt es zwei Arten von Reisenden. Du bist offenbar eine Hüterin, dass kann man daran erkennen, dass du kein Messer bei dir am Gürtel trägst. Als Hüterin wirst du durch verschiedene Universen reisen und verschiedene Versionen deiner selbst begegnen."
"Verschiedene Versionen meiner selbst?", fragte sie erstaunt.
"Ja, Versionen die jeweils in unterschiedlichen Welten aufgewachsen sind. Deine Aufgabe ist vermutlich, so viel Wissen wie möglich in diesen Welten zu sammeln. Was die Hüter mit dem Wissen anfangen sollen, wissen wie selbst nicht so genau. Ich bin ein Wächter und wir kämpfen gegen Dämonen, die sich in verschiedenen Universen verstecken."
"Wie viele Reisende gibt es denn?"
"So ungefähr an die zehntausend, wobei es mehr Hüter gibt, als Wächter."
"Und wo befinden wir uns jetzt gerade?"
"In einer sogenannten Lobby. Es gibt mehrere davon. Hier können sich Reisende ausruhen, gemeinsam treffen und austauschen."
"Wie lange kann ich hier bleiben?", fragte sie und sah sich nochmal um.
"Solange du willst. Es wird halt nur hier extrem langweilig hier nach der Zeit. Vertrau mir, ich selbst lebte in einer Lobby für ein paar Monate."
"Und kannst du nicht hier raus?", fragte sie und deutete auf den Ausgang.
"Dieser führt, wenn du ihn öffnest direkt in andere Welten. Ein helles Licht kommt raus und verschluckt dich."
"Was ist mit dem Fenster?"
"Lässt sich nicht öffnen. Da draußen ist der sogenannte Nexus, eine Art Treffpunktwelt für interdimensionale Wesen. Der Barkeeper hier ist einer dieser Wesen. Sie existieren seit Anfang der Zeit und bewohnen diesen Planeten, der eine gigantische Waldlandschaft ist im ewigen Hochwinter. So viel haben die über sich preisgegeben. Aber... wir können ihnen nicht helfen und sie auch uns nicht. Willst du dann los machen?"
"Was für Welten sind das da draußen?"
"Unterschiedliche und beinahe endlose. Manche trotzen den bekannten Gesetzen der Naturwissenschaften. Wenn du in eine gehst, wird es nicht lange dauern, bis du auf eine andere Version von dir triffst. Und die wird dich dann weiterbringen und dir ein Item geben. Das sind Gegenstände die wie normale Alltagsgegenstände aussehen, aber mehr können, als das Auge sieht. Ihre wahren Fähigkeiten musst du dann selbst herausfinden. Wahrscheinlich wirst du zuerst Feuerzeug bekommen, was so das Anfangsitem ist. Du kannst mindestens sieben mit dir rumtragen."
"Und wenn ich einfach einen achten hinzufüge?"
"Dann verschwindet ein zufällig ausgewählter Gegenstand einfach urplötzlich aus deiner Sammlung, kommt aber wieder, sobald du einen weggibst. Hier in der Lobby kannst an der Bar deine gesammelten Items abgeben und je nach belieben Tauchen."
"Und wie oft lande ich in so einer Lobby?", fragte Elen schlussendlich.
"Das kann vollkommen unterschiedlich sein, deswegen sollte man sich klug entscheiden, welche Gegenstände man mitnehmen sollte."
"Okay, dann gehe ich. Werden wir uns wiedersehen?"
"Vielleicht irgendwann mal. Viel Glück."
Elen trank ihr Glas und ging zu der Tür. Als sie sie aufmachte, kam ein extrem helles Licht heraus, was sie verschlang und umhüllte.

Plötzlich verschwand das Licht und sie befand sich in einem großen Raum. Die Halle bestand aus einem prächtig verzierten Boden und vier große Säulen hielten eine weiße Decke von dem aus ein prächtiger Kronleuchter herunterhing. Der Raum endete an einer Treppe mit rotem Teppich, der offenbar weiter in ein Schloss ging.
„Hallo“, rief sie laut in den Saal hinein: „Ist hier jemand?“
Da hörte sie Schritte und dann sah sie eine Gestalt, die die Treppen runterkam.
„Hallöchen“, begrüßte sie sie und kam rasch näher.
Elen erkannte sie jetzt: Es war sie in einem Kleid. Das Kleid erkannte sie wieder weil sie es zum Abiball mal getragen hatte. Es war ein beiges Meerjungfraukleid, welches aus leicht glitzerndem Stoff bestand. Zusätzlich hatte es Träger, die man eigentlich so trägt, das es schulterfrei war, aber sie trug sie meistens halbwegs auf den Schultern. Ihre Schuhe waren beide Sandaletten, welche mindestens dreizehn Zentimeter Absatz besaßen und zwei Zentimeter Plateu.
„Schönen guten Tag“, sagte sie fröhlich: „Ich bin Schloss-Elen, ich lebe hier.“
„Das… ist dein Zuhause?“, fragte Elen.
„Ja, ich lebe hier seit meiner Geburt“, begann sie zu erzählen: „Ich habe mich schon gefragt, wann eine andere meines gleichen kommt, deswegen heiße ich dich hier willkommen.“
„Danke sehr", sagte sie, während sie noch versuchte, sich an die wirklich etwas seltsame Situation zu gewöhnen.
„Komm mit", rief ihre Doppelgängerin: "Sei mein Gast."

Der Fluch der ReisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt