Ein Beispiel

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Elen folgte Schloss-Elen durch das ziemlich große Haus. Sie durchquerten die prächtigen verzierten Räume und Flure, die alle echt gut sauber und ordentlich gepflegt aussahen und dem Baustil des Barocks ziemlich nahe kamen.
Schloss-Elen öffnete ein Zimmer und sagte: „Das gehört dir. Es hat Badezimmer, Balkon und einen kleinen Kamin.“
„Danke sehr“, sagte Elen, ging rein und sah sich um.
„Heute Abend 18 Uhr Abendessen“, fügte ihre Gastgeberin hinzu: „Mein Diener wird dich abholen.“
Sie ging wieder auf den Flur und machte die Tür zu. Dann war es still im Zimmer. Bis auf das Kaminknistern und dem Wind welcher pfiff und einige Dinge knarzen ließ, war nichts zu hören. Elen sah zum kleinen Kamin, der leicht rot glühte und höchstens nur ein paar kleine verkohlte Holzstücke drin waren. Sie sah aus dem Fenster und blickte in eine sehr verschneite Gegend, wo die Flocken durch den Wind wild herumflogen. Das Schloss befand sich wohl auf einen Berg, denn sie konnte leichte Züge von Wäldern bedeckten Schluchten sehen, die am Horizont lagen. Leider konnte sie aufgrund der Wetterlage nicht mehr sehen. Durch die Blicke in diese Eiseskälte wurde ihr selber innerlich etwas kalt, zum Glück lag neben dem Kamin ein großer hölzerner Korb, wo eine Menge Feuerholz drin lag. Sie nahm ein paar warf es ins Feuer, sodass es ein wenig mehr loderte und viel wärmer verströmte.
Dann sah sie zum Bett, was echt gemütlich aussah, wenn man bedenkt, dass es ein großes flauschig aussehendes Kopfkissen hatte und eine dicke Decke, welche violett war und kleine rote Rosen draufhatte. Zusätzlich waren an allen Seiten durch ein Gerüst pinke Gardinen angebracht. Elen stellte sich vor, wie gemütlich es wohl sei, im Bett zu liegen und dem Feuern beim Brennen zuzusehen, während einen langsam sie Augen zufielen.
Elen wusste nicht so richtig was sie tun sollte. Sollte sie ein wenig im Schloss herumlaufen? Vielleicht doch keine gute Idee, denn schließlich kannte sie sich nicht hier aus und sie konnte sich verlaufen. Zweitens wollte sie nicht unhöflich sein, unerlaubt das Zuhause einer Fremden zu durchzusuchen. Sie ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt, um in den Flur zu sehen, ob dort jemand war. Außer den leichten kühlen Pfeifen des Windes hörte sie nichts und sehen erst recht nicht.
Sie machte die Tür zu und sah sich weiter um, um vielleicht noch irgendetwas zu entdecken, was sehenswert war oder interessant, damit sie diese Welt besser verstehen konnte. Egal was das hier für eine war, sei es ein Paralleluniversum, wo sie wohlhabend aufgewachsen war, oder gar ganz was anderes.
Sie ging langsam zum kleinen hölzernen Schreibtisch und begutachtete ihn genau. Das kleine Regal was darauf stand, beherbergte einen kleinen Stapel Papier und einen Füllhalter. Was ist grusliger: Ein weißes Blatt oder die unendlichen Weiten des Universums?
Plötzlich klopfte es dreimal an die Tür.
„Herein“, rief sie laut.
Ein alter Mann kam herein, der graue wässrige Augen hatte, weiße Haare und einen Smoking trug.
„Schönen guten Abend“, sagte er mit alter rauer Stimme: „Frau Elen wartet auf sie im großen Speiseraum. Bitte folgen sie mir.“
Sie ging mit dem Mann wieder durch die Flure, Räumlichkeiten und Treppen des Schlosses und Elen sah die verschiedenen Gemälde von alten Personen in alter Kleidung, aus den verschiedenen Jahrhunderten.
Ob das ihre Vorfahren waren? Also die von Schloss-Elen? Doch bevor sie den alten Mann fragen konnte, der offenbar ein Butler war, kamen sie vor den großen Toren des Speisesaals an. Der Diener öffnete die Tür und beide betraten einen echt großen und festlichen Saal. An den Wänden hingen verzierte Wandteppiche, von der Decke hing ein prächtiger Kronleuchter, ein großer Kamin spendete Wärme und ein extrem langer Tisch stand genau in der Mitte.
Schloss-Elen saß am Rand einer Ecke und rief: „Hey, da bist du ja. Setz dich.“
Elen kam heran und erkannte, dass an ihrem Platz, mehrere Teller standen, sowie Besteck und Gläser. Sie nahm den hölzernen gemütlichen Stuhl und nahm Platz.
„Ich habe ein kleines Festessen für uns beide vorbereitet“, fügte Schloss-Elen hinzu: „Was willst du trinken?“
„Ehm…Cola, wenn es dir hier gibt.“
Der Butler kam mit einem sehr großen Essenwagen ran, wo auch Cola darauf stand, die er nahm, öffnete und in ein Glas tat.
„Danke sehr“, sagte Elen und lächelte.
„Wir haben heute eine Mahlzeit mit verschiedenen Gängen“, erklärte Schloss-Elen: „Ich hoffe du kennst die Abläufe. Beim Besteck arbeitest du dich von außen nach innen.“
Der Diener nahm die kleinen Teller von oben und tat neue Teller drauf die gefüllt waren mit grüner Soße.
„Brokkoli-Creme Suppe“, sagte Schloss-Elen: „Guten Appetit.“
Elen nahm den äußeren Löffel und rührte ein wenig in der Flüssigkeit herum.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Schloss-Elen, die den ersten Schluck nahm.
„Ich... komme immer noch nicht so richtig damit zurecht, dass ich gerade, irgendwie mit mir selbst spreche und ein Essen mit mir selbst habe“, antwortete sie nur leicht lachend.
„Das kann ich vollkommen verstehen“, begann Schloss-Elen zu erzählen: „Wir unterscheiden uns vielleicht nur von dem Weg, den wir gegangen sind. Aber wir sind vermutlich beide Tänzerinnen. Ich habe es bis zur S Klasse geschafft und befinde mich gerade, wie du draußen bestimmt gesehen hast in der Winterpause.“
„Also ich tanze auch, habe es aber nicht so weit geschafft“, antwortete Elen und aß jetzt auch ein Löffel: „Du stammst wohl aus einer sehr wohlhabenden Familie.“
„Ja, meine Vorfahren waren Fürsten dieses Landes und hinterließen uns ein ziemlich großes Erbe, wie dieses Schloss hier. Offenbar bist du das nicht.“
„Nein, ich bin eher ein Stadtmensch.“
Der erste Gang war vorbei und der zweite kam sofort hinterher.
„Was genau ist diese Welt hier?“, fragte Elen und stocherte im Salat herum.
„Eine von vielen vermute ich mal. Wir haben hier fünf Kontinente, drei große Ozeane und einen Mond.“
„Wir haben bei uns sieben Kontinente und sieben Weltmeere.“
„Klingt interessant. Gibt es in deiner Welt auch gefüllte Reisrolle?“
„Bitte was?“, fragte Elen leicht lachend.
„Das ist Reis, der gerollt wird und innen ist dann meistens Fisch und außen wird der Reis von dünnen Algen zusammengehalten.“
„Achso, das nennt man bei uns Sushi.“
„Seltsamer Name, aber schön zu hören, dass es offenbar so etwas gibt.“
Beide lachten laut und der nächste größere Gang wurde serviert, der leckerer und deftiger war.  
Während des Essens fragte Elen weiter: „Wieso läufst du eigentlich immer in deinem Abi-Kleid rum?“
„Was ist eine Abi?“
„Das ist eine große Prüfung, wenn man die Schule abschließen will. Und dann macht man eine große Party und so und dann gibt es einen Tanzball und das Kleid trug ich dabei.“
„Wow, also bei uns funktioniert Schule etwas anders. Das was ich hier trage ist ganz normale Kleidung, was bei dir offenbar dieses Outfit ist.“
„Hier geht in Abendgarderobe zur Schule?“
„Ja, alle Jungs tragen Anzüge und wir tragen Kleider. Keine Frau hier trägt hier im normalen Alltag eine Hose oder gar diese seltsamen Schuhe.“
„Das ist ja echt lustig. Welches Jahr habt ihr hier?“
„7879 nach Gründung der Allianz.“
„Andere Universen, andere Sitten“, kommentierte Elen kurz und knapp und lächelte dabei.
Als sie aufgegessen hatten, gab es noch ein leckeren Schokoladenpudding.
„Gehst du auch auf Reisen oder dergleichen?“
"Nein, mache ich nicht. Um ehrlich zu sein, wusste ich vor einigen Jahren nicht einmal, dass es das Multiversum gibt. Eines Tages hatte ich jedoch einen Traum, der dich angekündigt hat. Ich sollte alles genauso machen, wie es mir der Traum zeigte. Es sollte mir Glück bringen für meine nächsten Prüfungen."
"Wow, echt erstaunlich."
"Das kannst du laut sagen."

Beide aßen ihren Nachtisch auf und nachdem der alte Diener alles weggeräumt hatte, stand Schloss-Elen auf und ging zu einem großen prächtig verzierten Schrank, der im Raum stand.
„Ich habe da etwas für dich“, rief sie und begann in der obersten Schublade herumzuwühlen: „Ab und zu kannst du in Welten bestimmte Gegenstände bekommen, die dir auf deinen weiteren Abenteuern weiterhelfen können. Sagte jedenfalls der Traum.“  
"Ja, das weiß ich schon."
Sie holte etwas silbrig glänzendes heraus und kam wieder an den Tisch. Elen nahm es entgegen und sie bemerkte, dass es wohl ein Sturmfeuerzeug war.
"Das sollte ich dir geben."
"Danke sehr. In anderen Welten sollte es andere Eigenschaften haben. Wurde mir zumindestens gesagt."
Elen machte den Deckel auf und eine gelbe Flamme erschien.
Nach ein paar Sekunden sagte Schloss-Elen schließlich: „Ich geh kurz auf dem Balkon frische Luft schnappen. Kommst du mit?“
"Klar", sagte sie und schloss das Feuerzeug wieder.
Beide durchquerten ein paar Flure und kamen an einem großen Balkon an, der zwei Türen hatte und eine Überdachung aus Holz.
Elen öffnete die rechte Tür und sofort kam kalte und frische Luft rein. Beide gingen nach draußen und stellten sich an die Brüstung. Schneeflocken fielen vom Himmel und ein kalter Wind wehte sachte.
"Schön, nicht wahr?", fragte Schloss-Elen und schloss kurz die Augen.
"Ja", antwortete Elen kurz und knapp und machte ebenfalls die Augen zu.
Sie atmete tief ein, sodass die kühle Luft in ihre Lungen strömte und dann wieder aus. Sie streckte ihre rechte Hand aus und richtete ihren Handrücken nach unten. Sie spürte die Schneeflocken, die auf ihrer Hand landeten.
"Wann muss ich wieder gehen?", fragte sie dann und öffnete ihre Augen.
"Eigentlich könntest du jetzt schon gehen", sagte Schloss-Elen: "Momentan bin ich durch den Schnee sowieso von der Außenwelt abgeschnitten und meine Eltern sind im Urlaub. Es gibt nichts weiter spannendes hier."
Als beide nach oben sahen, erblickten sie durch ein Loch in der Wolkendecke einen Stern.
"Habt ihr schon Raumfahrt hier?", fragte Elen.
"Wir arbeiten gerade an unserer ersten Mondlandung. Wir haben uns hier auf dem Planeten alle versprochen, dass wir die Probleme hier auf dieser Erde lösen, ehe wir weitergehen."
"Verstehe. Wer ist eigentlich der Butler?"
"Oh achso, er heißt Daniel und ist schon lange im Dienst der Familie. Er geht nach dem Winter in den Ruhestand. Komm wir gehen rein."
Als sie drin waren, sagte Elen: "Dann sollte ich mal weiterziehen. Ich würde gern weiter hier bleiben, aber irgendwas in mir sagt, dass ich weiter muss. Ich weiß nicht, was es ist."
"Dann bringe ich dich mal zum Ausgang."

Beide gingen wieder durch das Schloss und befanden sich wieder im großen Eingangsbereich, wo Elen auch reinkam.
„Na dann“, sagte Schloss-Elen: „Es war mir eine Freude.“
„Mir auch. Werden wir uns wiedersehen?“ 
„Höchstwahrscheinlich nicht, aber man weiß ja nie was so im Multiversum los ist.“
Elen lächelte und umarmte Schloss-Elen.
„Danke für alles“, sagte Elen lachend.
„Ich danke auch.“
„Hast du noch irgendwelche Tipps?“
„Wenn du ankommst, sehe dich erstmal gründliche um. Würde ich auch machen.“
Beide ließen los und Elen ging zum Tor und öffnete die Tür. Plötzlich kam ein extrem heller Strahl raus und verschlang sie.

Währenddessen:
"So Frischling", rief ein Wächter in der Lobby zu einem recht neuen Reisenden: "Es ist schon selten, das wir Reisende zusammenkommen, also muss was großes im Gange sein."
"Wohl wahr", sagte ein älterer Junge, der gerade aus der Toilettekam: "Mein Dämonen Detektor registriert eine seltsame Anomalie in einen der Universen."
"Dann sollten wir das mal untersuchen", schlug der Neue vor.
Die drei öffneten den Ausgang und das Licht verschlang sie.

Der Fluch der ReisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt