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Ich habe keine Kraft mehr.
Keine Tränen mehr die ich vergissen kann.
Will einfach nur noch das dieser Schmerz in meiner Brust aufhört.

Wieso hatte er das getan?
Mich 6 Monate lang betrogen und mir immer wieder ins Gesicht gelogen?
Wir waren jetzt 7 Jahre zusammen gewesen, bedeutete diese Zeit nichts für ihn?
Er war mein erster Freund, mein erster Kuss und meine Jungfräulichkeit hatte er auch bekommen.
Jetzt war ich 23 Jahre alt und obdachlos, weil er mich herausgeworfen hatte damit seine neue einziehen konnte.
Vanessa. Eine Arbeitskollegin von ihm.
Was mache ich den jetzt nur?

Ich sitze hier seit Stunden am Phönix-See und hatte geweint, bis ich keine Kraft mehr hatte.
Es war dunkel geworden und nur die Lichter aus den Häusern erhellten den See noch.
Die Plattform auf der ich saß war kaum vom Licht getroffen und ich war froh darüber. So konnte man mich nicht so gut sehen, mein verheultes Gesicht und meine Tasche mit meinen Sachen.
Mein Ex hatte mir wenigstens meine Tasche mitgegeben und mein Laptop wegen der Arbeit. So gnädig war er dann doch gewesen bevor er mich herausgeworfen hatte und mir meinen Schlüssel abgenommen hatte.
Wenn ich meine restlichen Sachen wollte, sollte ich anrufen.
Arschloch.

Ein kleines Jaulen holte mich aus meinen Gedanken.
Neben mir saß ein brauner Hund und hielt seine Pfote hoch.
"Hast du dich verletzt?" fragte ich den Hund und dreht mich leicht zu ihm, nahm mein Handy und machte die Taschenlampen Funktion an. Tatsächlich waren zwei kleine Tropfen Blut zu sehen.
"Darf ich mal schauen?" meinte ich ruhig und nahm ganz behutsam die Pfote in die Hand. Eine Glasscherbe war in einen der Ballen eingetreten. Zum Glück nur an der ersten Schicht vom Ballen.
"Armes Mädchen." sagte ich leise und streichelte ihr Ohr damit sie sich beruhigt, durch das Licht hatte ich gesehen das es eine Hündin war.
"NALA?" hörte ich wen rufen und da die Hündin mit den Ohren zuckte und sofort in die Richtung schaute, war sie wohl die gesuchte.
Ich hielt sie fest damit sie nicht aufspringen und sich die Scheibe weiter eintritt.
"Sie ist hier." rief ich dem unbekannten zu, ich konnte ihn Schemenhaft erkennen.
Sobald man mich gehört hatte, kam der unbekannte näher.
"Danke fürs Festhalten. Sie ist einem Hasen hinterher." erklärte der unbekannte und ich konnte durch das schwache Licht nur erkennen, dass es ein junger Mann war.
"Sie hat sich eine Scherbe eingetreten. Das muss behandelt werden." erklärte ich ihm sofort und leuchtete auf die Pfote mit meinem Handy.
"Oh Mist. Wo find ich jetzt ein Tierarzt wir haben halb 1 Uhr nachts." hörte ich ihn verzweifelt sagen und sah wie er die Hündin auf den Arm nahm.
Irgendwie tat er mir Leid.
"Wenn du ein Verband im Auto oder zu Hause hast, kann ich es machen. Mein Dad ist Tierarzt und ich hab einiges gelernt. Dann müsstest du erst morgen mit ihr zum Tierarzt." erklärte ich ihm schnell.
Man was tat ich den hier? Ich konnte doch nicht einfach mit ihm mitgehen.
Ich kannte ihn doch überhaupt nicht.
"Wirklich?" er klang skeptisch doch trotzdem noch verzweifelt.
Er musste seinen Hund lieben, wenn er sich solche Sorgen machte.
"Ja. Kannst ihn gern Googlen. Dr. Gregor Fremde in Aurich." sage ich dann und stehe auf. Die Hündin jault wieder kurz als sie die Pfote bewegt.
"Ok ich glaub dir. Ich wohne hier am See. Folge mir einfach." hörte ich ihn nun sagen, bevor ich antworten konnte, drehte er sich schon um und ging.

Schnell nahm ich meine Handtasche und meine Tasche um ihm dann zu folgen.
Er war schnell, doch ich konnte mithalten. Sobald er aber in das Licht einer Laterne trat, stockte mir der Atem.
Verdammt ich kannte ihn.
Das war Julian Brandt.
Borussia Dortmund Spieler und Nationalmannschaftsspieler.
Ich hatte ihn vorher an der Stimme gar nicht erkannt, dabei mochte ich den BVB. Es war ein Grund wieso ich nach Dortmund gezogen war.
Jetzt folgte ich gerade dem Spieler den ich heimlich neben Marco Reuß total cool fand in sein Haus. Nun konnte ich auch verstehen, wieso er eben so skeptisch war, ob ich wirklich ein Vater hatte der Tierarzt war.
Das glaubt mir doch kein Mensch.

Zögernd trete ich durch die Türe in sein Haus, er hielt mir diese auf und schloss sie dann als ich drinnen war.
Langsam stelle ich meine Tasche ab und folgte in die Küche.
"Ich brauch ein Verband, ein sauberes Tuch und ihr Lieblingsspielzeug." sagte ich nun zu ihm als er Nala heruntergelassen hatte.
Ich hockte mich zu der Hündin auf den Boden und hielt sie fest.
Julian ging nach einem nicken einfach und holte alles. Ich holte in der Zeit aus meiner Tasche das Desinfektionsspray, welches ich immer bei habe, und mein Nageletui wo ich die Pinzette raushole.
"Kann ich helfen?" fragt er mich und ich nicke.
"Halt sie fest und zeig ihr das Spielzeug." wies ich ihn an, sah ihn dabei aber nicht an.
Er tat, was ich sagte.
"So Süße. Jetzt holen wir mal die Scherbe raus." meinte ich leise zu Nala und nahm ihre Pfote in meine Hand. Sie winselte leicht aber entzog ihre Pfote meiner Hand nicht.
Mit meiner anderen Hand sprühe ich das Tuch mit dem Desinfektionsmittel ein und zog dann vorsichtig die Glasscherbe aus dem Ballen.
Da jaulte die Hündin natürlich.
"Schon draußen. Da ist der böse Übeltäter schon. Jetzt nur sauber machen und dann hast du es geschafft." redete ich leise mit ihr, zeigte ihr die Scherbe und ließ sie dran schnuppern. Sobald die Scherbe weg war, nahm ich das Tuch und reinigen die Wunde, das Desinfektionsmittel brennt natürlich und sie wollte die Pfote wegziehen, doch ich hielt sie fest.
"Erst noch verbinden kleine." meine Stimme war ruhig aber bestimmt.
Schon nahm ich mit der anderen Hand den Verband. Gerade als ich Julian fragen wollte, ob er die Pfote hielt, tat er es von alleine.
"Danke" murmelte ich leise und legte der Hündin dann den Verband an.
Als ich fertig war deutete ich Julian das er die Pfote herunterlassen konnte.
"Vielen Dank... ähm wie heißt du den?" fragt er mich und kratzt sich im Nacken.
"Melina." sage ich schnell und räume meine Pinzette und das Desinfektionsspray wieder in meine Tasche.
Sollte ich nun so tun als würde ich ihn nicht kennen? Nein dumme Idee.
"Wie ist das Spiel ausgegangen?" frage ich ihn deswegen und sehe in ein überraschtes Gesicht.
Ok mit der Frage scheint er nicht gerechnet zu haben. Ich nehme deswegen meine Tasche und stehe auf.
"Ähm... du weißt also wer ich bin?" fragt er nun mich. Ich nickte und schaute ihn an.
"Ja ich weiß, wer du bist. Doch keine Sorge ich werd nichts an irgendwen verraten, ich wollte der kleinen Helfen. Das hab ich getan und jetzt geh ich wieder." meinte ich jetzt und ging wieder Richtung Ausgang, dort nahm ich meine Tasche wieder und wollte gerade gehen als ich seine Stimme hörte.
"Warte Melina." sagt er und ich bleibe stehen, um mich umzudrehen.
"Lass mich dich bitte nach Hause fahren, es ist dunkel und spät." meinte er nun, normal würde ich sein Angebot gern annehmen doch ich hatte kein zu Hause und konnte auch nicht dorthin zurück.
Doch wie sollte ich ihm das sagen?

Bringen Tränen neues Glück?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt