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Jaden

Jaden parkte den schwarzen Landrover sorgfältig auf der sandigen Auffahrt. Alles hier war voll Sand. Er zerkratzte den Lack der Autos, wenn er vom rauen Meereswind aufgewirbelt wurde und wenn man Pech hatte, bekam man auch eine gehörige Ladung ins Gesicht.

Wobei um der Bedeutung von gehörig gerecht zu werden schon einige Sandkörnchen im Mund und in den Augen ausreichten.

Jaden zog den Schlüssel aus dem Zündschloss.

Das Motorengeräusch verstummte und er ließ sich erschöpft in den Sitz zurückfallen.

Was für ein Tag.

Vor ihm in seiner geöffneten Garage parkte ein rotes, aufgetuntes Biest von einem Auto.

Luca.

Wie oft sollte er ihm noch sagen, dass niemand, außer er in seiner eigenen Garage parkte?

Es war nicht so, dass Jaden Luca hasste, er mochte ihn einfach nicht.

Seine Unruhe, die Aggressivität, das alles machte ihn unberechenbar und zu einem Risikofaktor.

Und Jaden konnte keinen Risikofaktor gebrauchen. Die ganze Sache sollte schnell ablaufen, ohne Komplikationen und vor allem ohne unnötige Gewalt.

Er war kein Freund davon und er war kein Freund von Luca.

Knallend fiel die Autotür hinter ihm zu, der Kofferraum öffnete sich leise surrend.

Einige Plastikflaschen kamen Jaden entgegen, er ließ sie ungerührt fallen, die Auffahrt hinunter, bis sie an den Klippen abstürzten, während er die Einkäufe zusammensuchte, die Lebensmittel wieder in den Tüten verstaute.

Verdammt, ein Joghurt war geplatzt.

Er musterte unter spanischen Flüchen die Sauerrei im Kofferraum.

Das kam davon, wenn man im Stress Lebensmittel einpacken musste.

Aber was war ihm anderes auch übrig geblieben?

Das Carter Mädchen war allein mit Luca.

Und Iván, der aber vermutlich ohnehin seinen Rausch ausschlief.

Verdammt, er hätte Luca einfach einkaufen schicken sollen.

Fast hätte Jaden über den eigenen Gedanken aufgelacht und ließ den Kofferraum sich wieder schließen.

Luca in einen Supermarkt zu schicken, war wie einen tollwütigen Fuchs in einen Hühnerstall einzusperren und auf das Beste zu hoffen.

Luca war nicht gut für die ganze Sache, sobald es ging, würde Jaden ihn nach Hause schicken.

Wo war nun der verdammte Schlüssel? Seine Hand glitt über die Hosentasche der ausgebleichten Jeans, ertastete die Schlüssel dann aber in der Lederjacke.

Endlich.

Schwer bepackt ging Jaden die Auffahrt entlang zur Garage.

Luca hatte wieder einmal Jadens Motorrad leicht touchiert.

Mit zusammengebissenen Zähnen setzte Jaden die Tüten ab, hob das umgekippte Rad wieder auf und untersuchte es auf Schäden.

Zu Lucas Glück fand er nichts.

Sein Blick fiel auf die Hässlichkeit von Auto, die provokativ am falschen Platz stand, dann auf seinen Schlüssel.

Die ganze Sache nahm nur wenig Zeit in Anspruch und pünktlich zur verabredeten Zeit betrat Jaden seinen Flur.

Unsere Wahrheit - Stockholm SyndromeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt