3 Kapitel

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Man sagt, dass die erste Zugfahrt nach Hogwarts magisch sein soll, dass man auf ihr den Freunden begegnet, die für immer hallten. Aber ich kann euch sagen: Es ist eine verdammte Lüge. Nichts hält für immer, auch, wenn ich das damals gerne glaubte. Am Ende tat es nur umso mehr weh.

Ich hatte Angst vor Hogwarts, als ich damals auf den Bahnsteig stolperte, einen nagelneuen Koffer voller nagelneuer Umhänge und Bücher vor mir.

Dass ich Angst hatte, lag wohl daran, dass ich keine wirkliche Vorstellung von dem hatte, was vor mir lag.

Eine Schule, das wusste ich.

Die Schule in meinem bisherigen Leben hatte nicht gerade spaßig ausgesehen, was kein Wunder war, in Anbetracht, dass ich von meiner Mutter unterrichtet wurde.

Ich wusste, dass ich nach Slytherin kommen würde, so wie all meine insgeheim verhassten Cousinen und Cousins.

Und wenn nicht... meine Eltern hatten mich nicht darüber aufgeklärt, was dann passieren würde. Aber ich hatte eine ungefähre Ahnung, dass es unschön ausgehen würde.

Ich stand am Bahnsteig, blickte hinauf zum grauen Himmel und dann wieder auf das Treiben vor mir. Schüler mit Koffern, wie ich einen hatte wuselten umher und Eltern und jüngere Geschwister winkten ihren Brüdern und Schwestern.

Ich hatte nie so viele Zaubererkinder auf einem Haufen gesehen und schon gar nicht so viele verschiedene.

Manche waren bereits siebzehn, andere kamen in die erste Klasse so wie ich und dann waren da die kleinen Geschwister.

Meine Eltern waren mit uns nie zu Veranstaltungen wie Quidditchturnieren gefahren und wenn wir irgendwo waren, in der Winkelgasse zum Einkaufen, im Ministerium wegen der Arbeit meines Vaters, passten sie auf, dass wir uns benahmen, dass wir nicht herumrannten, oder mit den wenigen anderen Kindern, denen wir begegneten, spielten.

Wie, um mich daran zu erinnern, dass das noch immer so war, legte mein Vater seine schwere Hand auf meine Schulter und blickte sich mit missbillig gerunzelter Stirn auf dem Bahnsteig um.

„So ein Durcheinander..."

„Oh, Mr. Black.", ein kleiner, dicker Mann wich uns aus und zog ein Mädchen, vielleicht so alt wie ich, am Arm zur Seite. Der Mann hatte eine Glatze und einen Backenbart und er zog das Mädchen so unsanft zur Seite, dass sie stolperte.

Später erfuhr ich, dass ihr Name Marlene war. Und noch später gehörte sie zu meinen besten Freunden. Bevor ich sie verlor, so wie ich sie alle verlor.

Der Mann und mein Vater unterhielten sich, während sich das Mädchen aufrappelte und sich das blonde, lange Haar aus dem Gesicht strich. Sie warf mir einen kurzen Blick zu, ein fieses Lächeln auf dem Gesicht.

Ich beschloss, sie zu mögen, als ich sah, wie sie dem Mann, ihrem Vater, mit solcher Wucht auf den Fuß trat, dass er aufschrie und ihre Hand losließ.

Ich hatte einmal geblinzelt, da waren sowohl sie, als auch ihr Koffer verschwunden und ihr Vater machte einen solchen Aufstand, dass sich einige umstehende zu uns umdrehten.

Ich sah mich nach dem Mädchen um, aber in dem allgemeinen Durcheinander war sie längst untergetaucht.

„Komm, Sirius.", mein Vater schob mich durch die Menge, bis vor den Zug. Er hob meinen Koffer in den Zug, dann gab er mir die Hand zum Abschied.

„In den Winterferien holen wir dich nach Hause.", sagte er. Meine Eltern umarmten mich nie.

„Mmh.", machte ich und wand mich aus seinem Griff.

Er nickte knapp, seine Miene unter dem dunklen Hut so finster wie eine Grabhöhle. Mit zusammengekniffen Lippen drehte er sich um und endlich war ich allein.

Voller Erwartung stapfte ich durch den Zug.

Endlich allein. Ohne Aufpasser.

Ich kehrte in den Winterferien nicht in den Grimmauld Place zurück.

Stattdessen blieb ich in der Schule, vor der ich mich zuerst gefürchtet hatte. Dort war mein Zuhause. All die Zeit.

Ich habe kein Zuhause mehr. Nichts. Niemanden. Ich bin eine Hülle, eine Hülle, die mit nichts als Erinnerungen gefüllt ist. Halb verhungert.

Ich ernähre mich von ihnen.

Und die Dementoren werden sich von mir ernähren, wenn ich aufgebraucht bin. Aber sie werden keine Seele mehr finden, die sie aufsaugen können. Ich habe keine Seele. Ich habe nicht einmal einen Namen.

Heeeeeey, Leudde. Endlich komm ich mal dazu, weiterzuschreiben, hoffe, dieser Teil gefällt euch. Habt noch schöne Ferien, falls ihr welche habt:))

Bisher hab ich hier nicht so viele Leser_innen *hust*, umso mehr würde ich mich natürlich freuen, wenn die wenigen Leute, die hier drüber stolpern damit interagieren, Sternchen verteilen, kommentieren usw... Aber natürlich nur, wenn ihr wollt:))

Erinnerungen eines SternsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt