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Die Hauptrolle in dieser Geschichte ist nicht mit einem Menschen zu besetzen, könnte man sagen

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Die Hauptrolle in dieser Geschichte ist nicht mit einem Menschen zu besetzen, könnte man sagen.

Es geht um ein hellblaues Blatt Papier, zerknittert und voller Teeflecken. Das Niedergeschriebene ist an manchen Stellen kaum noch zu lesen. Es ist ja auch fünf Jahre alt und die meiste Zeit davon hat er eingeschlossen in einem Spind, eingeklemmt zwischen Rennstreckennotizen und Kritzeleien verbracht.

Man möchte nicht behaupten, dass ein Stück Papier Gefühle hat. Aber wenn es so ist, dann hat dieses Blatt nicht viel Hoffnung darauf, dass Tageslicht jemals wiederzusehen.

Aber dann, im März 2021, kurz vor dem Start der neuen Formel 1 Saison, hat sein Verfasser sich dazu aufraffen können, sein Chaos aufzuräumen. Und dabei hat der Zettel ganz unbemerkt den Weg auf den Boden gefunden. Freiheit.

Jetzt muss man fragen, wie daraus eine Geschichte entstehen kann. Nun, ganz einfach: Auf dem Blatt Papier ist kein Backrezept niedergeschrieben, sondern eine Liste. 13 Dinge, die der Verfasser gerne erleben würde. Einfach so. Aber das sind nicht solche Sachen, wie Bungee-Springen oder auf den Mount Everest klettern. Eher solche Dinge, die man nur mit einer einzigen Person erlebt. Hinter geschlossenen Türen. Und Stillschweigen darüber bewahrt.

Nun liegt dieses Blatt Papier voller Geheimnisse auf dem Boden, unbeachtet von seinem Verfasser, der mit einem Stapel Müll in Richtung Papierkorb abwandert. Wenn Papier schreien könnte, würde dieses Blatt sagen Nimm' mich mit, wenn ein anderer mich findet, kann ich mich nicht mehr zurückhalten! Aber Papier kann nicht schreien.

Es vergehen ein paar Minuten, dann kommt jemand um die Ecke, sieht das blaue Stück Papier und hebt es auf.

Das Blatt Papier würde sagen man steckt seine Nase nicht in fremde Angelegenheiten, aber das Papier kann nicht reden.

Der Fremde faltet es auf, überfliegt das niedergeschriebene und zieht erstaunt die Augenbrauen hoch.

Nun ist da noch dieses eine kleine Detail, dass bisher nicht erwähnt wurde: In der rechten unteren Ecke hat der Verfasser seinen Namen aufgeschrieben. Als wollte er, dass man ihm den Zettel zurückgibt, sollte er ihn verlieren.

Und genau das hat der Fremde vor, weil er nicht unhöflich sein will. Aber das verschmitzte Grinsen sollte jeden verunsichern, der über das Geheimnis des Papiers Bescheid weiß.


* * *


Lando hat schon quadratische Augen, weil er den ganzen Vormittag im Simulator verbracht hat. Wenn er heute noch eine einzige Runde über egal welche Strecke drehen muss, fängt er an zu schreien. Obwohl ihm das eigentlich Spaß macht, aber zu viel ist zu viel!

Sein Trainer Jon hat eine lange Pause angeordnet und ihm das Handy abgenommen, damit er nicht gleich durchgängig auf den nächsten Bildschirm starrt.

Deswegen sitzt Lando jetzt mit einem Tee auf der Terrasse der Kantine und starrt Löcher in die Luft. Er hat die Zeit auch genutzt und seinen Spind geleert, in dem sich noch Sachen aus seiner Zeit als Testfahrer gestapelt haben. Jetzt ist der zu mindestens wieder ordentlich und er muss sich nicht ständig von Jon oder Charlotte komische Blicke zuwerfen lassen, wenn er etwas daraus hervorkramt.

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