Kapitel 6

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Aufgeregt stand ich am Dortmunder Hauptbahnhof und wartete auf meine beste Freundin. Die letzten Wochen waren ziemlich eintönig, den ganzen Tag in der Uni und abends im Stall bei Bailey und Azaro. Viel Zeit für andere Sachen hatte ich also nicht, umso mehr freute ich mich deshalb auf die bevorstehenden Sommerferien. In ein paar Tagen würde ich mit Luca und Lari einen kleinen Kurztrip nach Hamburg machen. Wir hatten in den letzten Tagen oft zusammen telefoniert und den gemeinsamen Urlaub geplant. Außerdem hatte ich mit Lari ausgemacht, dass ich sie vom Bahnhof abhole. Ich war etwas früher dran, weshalb ich uns noch schnell frische Brötchen geholt hatte und jetzt stand ich wie gesagt am Bahnhof und wartete auf sie. Ich musste auch gar nicht lange warten, denn der Zug aus Frankfurt war heute pünktlich. Glücklich schaute ich dabei zu, wie sich die Türen des Zugs öffneten. Keine zwei Sekunden später sah ich auch schon meine beste Freundin, wie sie mit Mühe versuchte ihren riesigen Koffer aus dem Zug zu bekommen. Lachend beobachtete ich das Spektakel. Nachdem sie endlich in der Bahnhofshalle stand, schaute sie sich suchend um. Als sie mich entdeckte und ich ihr fröhlich zugewinkt hatte, ließ sie ihren Koffer einfach stehen und rannte auf mich zu. Glücklich fielen wir uns in die Arme. "Ich freu mich so dich zu sehen!" Quikte sie in meine Armbeuge. "Ich mich auch!" Freudestrahlend schaute ich sie an nachdem wir uns gelöst hatten.

"Hallo Larissa, schön dich mal wieder zu sehen!" Herzlich umarmte meine Mutter Larissa, als wir zuhause angekommen waren. "Hallo Anne. Ich freu mich auch hier zu sein!" Wir folgten meiner Mutter in die Küche, wo der Frühstückstisch schon gedeckt war. Während Larissa auch meinen Vater und Mia begrüßte, stellte ich die Brötchen, welche ich mitgebracht hatte, auf den Tisch. "Wann wollt ihr nochmal genau nach Hamburg?" Fragte meine Mutter, als wir alle am Tisch saßen. "In zwei Tagen, also am Montag." Antwortete ich ihr und biß danach genüsslich in mein Brötchen. "Ich finds immer noch total unfair, dass ich nicht mit darf". Beleidigt verschränkt meine Schwester die Arme vor ihrer Brust. "Mia! Du kannst dich wirklich nicht beschweren! Luna nimmt dich oft mit, dann ist es auch in Ordnung, wenn sie mal ohne dich wegfährt". Versuchte mein Vater Mia meine Entscheidung zu erklären. Ich schüttelte nur genervt den Kopf. Wie beim letzten Urlaub hatte sie jeden Tag rumgenörgelt und gesagt wie fies ich doch sei. Doch dieses Mal bin ich hart geblieben. "Ist ja gut, ich habs verstanden". Immer noch leicht eingeschnappt schlürfte Mia an ihrem Kakao.

In den letzten zwei Tagen waren Lari und ich viel in Dortmund unterwegs und hatten wie immer eine Menge Spaß. Jetzt standen wir mit unseren Koffern vor unserem Haus und warteten darauf, dass Luca uns abholte. Hupend fuhr er in die breite Einfahrt des Hauses und stieg grinsend aus. "Hallo die Damen". Sagte er mir leicht verstellter Stimme und umarmte uns zur Begrüßung. "Guten Tag der Herr". Auch ich verstellte meine Stimme leicht, jedoch konnten wir nicht ernst bleiben, sondern mussten alle laut los lachen. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, lud Luca unser Gepäck in den Kofferraum. Bevor wir endgültig losfuhren, hielten wir nochmal kurz beim Bäcker an und holten uns eine Kleinigkeit  für unterwegs. Wir waren gerade mal 20 Minuten auf der Autobahn, da schlief ich auch schon ein und wachte erst wieder auf, als das Auto zum Stehen kam. "Wir sind da, Luna". Sprach mein bester Freund leise, während er meinen Gurt löste. Ich gähnte und streckte mich erstmal ausgiebig, bevor ich, wie die anderen beiden, aus dem Auto ausstieg.

"Wow, ist das schön hier!" Verträumt blickten wir über die wunderschöne Stadt. Wir hatten uns kurzfristig dazu entschieden, an unserem ersten Abend Hamburg im Dunkeln anzuschauen, weshalb wir zu einer Aussichtsplattform, in der Nähe unseres Hotels, gegangen waren. Von hier aus hatte man eine super Sicht über die gesamte Stadt, die von einem Meer aus Lichtern überdeckt war. "Ich könnte ewig hier stehen bleiben!" Begeistert holte Lari ihr Handy raus und machte gefühlt 1000 Bilder. "Lasst uns doch noch ein paar zu dritt machen, so als Erinnerung". Schlug Luca vor. Also stellten wir uns alle an das Geländer und machten ein paar Selfies. Wenige Sekunden später bekam ich auch schon eine Benachrichtigung, dass ich in den Insta Storys von Lari und Luca markiert wurde. Ich lud das Bild ebenfalls hoch, markierte die beiden und schrieb noch "Wonderful evening with my friends #hamburg" unter den Post. Zufrieden liefen wir wieder zurück in unser Hotel. Wir hatten Glück und es war noch ein Dreierzimmer frei gewesen. Lari und ich würden uns das Doppelbett teilen, während Luca das Einzelbett nahm. Nachdem wir alle nochmal kurz im Bad waren, fielen wir erschöpft in unsere Betten.

Am nächsten Morgen wachte ich als erste auf. Ich zog mein Sportzeug an und ging eine Runde laufen. So konnte ich ein bisschen den Kopf frei bekommen. Irgendwas war anders, aber ich wusste einfach nicht was. Hatte es was mit Luca zutun? Ich wusste es einfach nicht und das machte mich fertig. Als ich zurück kam, waren Luca und Lari bereits wach. "Luna wo warts du?" Erleichtert umarmte Lari mich. "Ich war joggen". Unschuldig zuckte ich mit den Schultern. "Das nächste Mal könntest du uns vielleicht Bescheid geben". Luca lachte leicht und ich nickte nur stumm und verschwand schnell im Bad, um zu duschen. Warum war ich plötzlich immer so nervös, wenn Luca in meiner Nähe war? Warum!? Wütend auf mich selber stieg ich in die Dusche. Wenig später stand ich dann aber auch schon angezogen im Hotel Flur und wartete gemeinsam mit Luca auf Larissa, die auch noch kurz ins Bad wollte. Als Lari endlich fertig war, liefen wir zügig in den Speisesaal, schließlich wollten wir auch noch was abbekommen und waren ohnehin schon spät dran.

The light of darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt