Kapitel 11

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"Ach, komm schon", bettelte Dennis.

"Ich sagte, ich überleg's mir."

"Ist es wegen Asher?"

"Nein ... vielleicht ... keine Ahnung. Können wir nicht einfach hier bleiben?"

"Mir fällt die Decke auf den Kopf", brummte Dennis, der ohne es zugeben zu wollen, allmählich die Geduld mit Trent verlor.

Er bemühte sich wirklich sehr um ihn, versuchte alles, damit er sich nicht einsam fühlen musste und vernachlässigte seine Freunde für ihn.

"Ich halte dich nicht auf."

"Willst du nicht auch mal was anderes sehen als dieses verdammte Zimmer? Unsere Ausgangssperre ist längst aufgehoben. Um diese Zeit im Jahr ist es am Strand immer noch schön."

"Ich will nicht!"

"Meinetwegen, aber ich gehe!"

"Dann hau doch ab!", blaffte Trent, der feuchte Augen bekam.

"Glaub bloß nicht, dass ich dableibe, nur, weil du heulst!"

Dennis sprang in seine Turnschuhe und stampfte mit offenen Schnürsenkeln aus der Zimmertür. Mit einem Wumms fiel sie zu.

Trent starrte sie an. Minutenlang. Gleich würde Dennis zurückkommen. Er brachte es nicht übers Herz, ihn allein zu lassen.

Oder?

Als sich nichts rührte, wischte sich Trent den Rotz von der Nase und ging zur Tür, um einen Blick auf den Gang zu werfen.

"Hast du's dir anders überlegt?"

"Du Arsch!", rief Trent, der nicht fassen konnte, dass Dennis ihn reingelegt hatte.

Wenn er wüsste, dass Dennis bloß die ganze Zeit hin- und herüberlegt hatte, ob er Trent wirklich sitzen lassen sollte. Als der plötzlich den Kopf auf den Gang streckte, war er mindestens genauso überrascht, überspielte es aber mit einem kecken Grinsen.

"Also?"

"Meinetwegen, aber wenn dein komischer Freund mich dumm anmacht, bin ich wieder weg!"

Dennis' Herz machte einen Hüpfer. Seine Wangen glühten vor Freude, als er mit Trent über den Campus lief. Überschwänglich winkte er seinen Freunden.

"Wen hast du uns denn da mitgebracht?", sagte Ken freundlich.

Asher hingegen verzog augenblicklich das Gesicht, als er Trent erblickte, sagte aber nichts. Dennis hatte ihm eingeimpft, sich abfällige Bemerkungen zu verkneifen. Insgeheim hatte er nicht daran geglaubt, dass Trent den Mumm hatte, ihm unter die Augen zu treten und jetzt stand er vor ihm.

"Schön, dass du mitgekommen bist", sagte Rebekka.

Trent nickte schüchtern. Er spürte Ashers harten Blick und versuchte ihm nicht zu begegnen. Er schaute unter sich und hielt die Arme hinterm Rücken verschrenkt.

"Dag und Asher kennst du ja bereits", meinte Dennis, "das sind Ken und Rebekka."

"Hallo", murmelte er.

"Dann sind wir ja komplett. Gehen wir!", sagte Ken und marschierte voraus.

Dennis schwang einen Arm um Trent und drückte ihn, weil er sehr stolz auf ihn war und ihm sagen wollte, dass alles halb so wild war. Doch Trent spürte Nervosität und Unsicherheit, die einfach nicht verfliegen wollten.

Dennoch musste er zugeben, dass der Anblick des Meeres und der Sand unter seinen Füßen eine angenehme Abwechslung zu den engen vier Wenden des Capuszimmers waren. Allesamt hatten ihre Schuhe ausgezogen, um den kühlen Sand zwischen ihren Zehen zu spüren.

Verloren! [First Draft]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt