Von unerwarteten Ereignissen

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Kapitel 1: Von unerwarteten Ereignissen

Langsam öffnete Draco Malfoy die Augen. Der Traum, den er hatte, war beinahe zu lächerlich gewesen. Noch immer war es dunkel draußen, er konnte also nicht allzu lange geschlafen haben. Wie war er ins Bett gekommen? Er konnte sich nicht erinnern. Einzig und allein der Traum, aus dem er vor wenigen Sekunden erwacht war, war in seinem Kopf eingebrannt.
Nachdenklich lag der Malfoy-Erbe auf dem Rücken und starrte an den Baldachin des Bettes, in dem er schon sein ganzes Leben geschlafen hatte, wenn er nicht gerade in Hogwarts' Hallen unterwegs gewesen war. Es war ihm immer ein treuer Freund gewesen. Es hatte Tränen für sich behalten und hatte ihm Zuflucht vor der Welt gewährt, wenn er es draußen nicht mehr ausgehalten hatte.
Ja, man könnte sagen, dass Draco Malfoy sein Bett als einen seiner besten Freunde betitelte.

Der blonde Mann war gerade im Begriff sich aufzusetzen und nach seinem Wasserglas auf dem Nachtschrank zu greifen, als sich jemand neben ihm bewegte. Der Traum, von dem er zuvor hätte schwören können, ihn vermutlich niemals aus seinem Kopf herauszubekommen, war plötzlich nicht mehr greifbar.
Wer sollte in seinem Bett liegen? Und vor allem, wer sollte in seinem Bett in Malfoy Manor liegen? Seit dem Krieg hatte ihn hier niemand mehr besucht – wenn man mal von Blaise absah, der jede Woche vorbeizuschauen schien. Aber der blonde Slytherin bezweifelte, dass er mit seinem besten Freund ein Bett teilen würde. Vor allem nackt.
Einen Moment – NACKT?

Kaum hatte Draco Malfoy realisiert, dass er neben einer für ihn vermutlich fremden Person nackt in seinem Bett lag, saß er Kerzengerade und war schlagartig hellwach. Anscheinend schien diese ruckartige Bewegung die Person neben ihm geweckt zu haben. Ob das nun gut oder schlecht war konnte er nicht sagen.
„Draco?", vernahm er eine müde und raue, aber definitiv weibliche Stimme. Konnte es Pansy sein? Nein, das war nicht möglich. Pansy würde sich hüten und in die Nähe des Manors kommen. Auch wenn er sich gut mit ihr verstand, sie würden vermutlich nicht das Bett teilen – zumal die schwarzhaarige Slytherin seit dem Krieg mit Theodore Nott zusammen war. Und das Glücklich.

Also war es nicht Pansy. Und sonst kannte er niemand weibliches, der ihn mit seinem Vornamen ansprechen würde und der zumindest in seinem Alter war.
„Draco, was ist los? Komm, leg dich wieder hin. Schlaf noch. Es ist drei Uhr in der Nacht, Liebling"
Liebling?
Alle Alarmglocken schrillten bei diesem Wort in seinem Kopf. Wer, bei Salazar, nannte ihn bitte Liebling? Er musste noch immer träumen – ja, das war es vermutlich. Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Alles andere wäre zu absurd gewesen.
Er kannte die Stimme, die mit ihm sprach. Aber er hatte sie seit Monaten nicht mehr vernommen und konnte sie auch beim besten Willen nicht zuordnen.

Neben ihm regte sich wieder etwas. Er war bisher weder in der Lage gewesen auf irgendetwas was die Person gesagt hatte zu antworten, noch sich irgendwie großartig zu bewegen. Er konnte die Person neben sich leicht aufstöhnen hören, als sie sich auf hievte und allem Anschein nach zu dem Nachtschrank auf der anderen Seite des Bettes drehte.
Einen Moment später war das Zimmer von einem schwachen Kerzenschein erhellt. Aber Draco kannte das Zimmer nicht. Bisher war genug Licht für ihn dagewesen um den Baldachin anzustarren und die Umrisse der Möbel im Zimmer zu erkennen, aber jetzt, mit dem Schein der Kerze zu seiner Rechten schien er erst zu begreifen, dass dies nicht sein Zimmer in Malfoy Manor war. Auch wenn die Umrisse der Möbel ihn das bis dahin hatten glauben lassen.

Wo zum Teufel war er? Wer zum Teufel war die Person neben ihm? Wollt er es überhaupt wissen? Oder sollte er sich womöglich einfach wieder hinlegen, die Augen schließen und die Person neben sich nicht einmal ansehen?
Noch ehe er sich eine Antwort auf diese Fragen geben konnte, spürte er eine zarte Hand an seinem Oberarm. Sie war kühl, aber nicht unangenehm und nun konnte der Blonde es nicht mehr verhindern den Kopf zu drehen und die Person zu seiner Rechten zu betrachten.
Es war die erste Reaktion, die der Slytherinprinz von sich gab seit er vorhin aufgeschreckt war. Wie er sich im Nachhinein gewünscht hatte, er hätte es nicht getan. Wie er sich gewünscht hatte, er hätte nicht zu der Person gesehen, die seinen Arm so sacht und Liebevoll berührte, neben der er nackt in seinem eigenen Bett lag, das nicht mehr in seinem alten Zimmer in Malfoy Manor stand und die ihn in ihrer immer noch halb schlafenden Verfassung Liebling genannt hatte.

Denn die Person, die all diese Dinge vereinte und auf die er nun voller Schock blickte, war niemand geringeres als:

„Granger?"

Ein Malfoy kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt