❇Prolog❇

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Sein Wecker riss ihn aus dem Schlaf, und abrupt riss er das Comicheft von seinem Gesicht herunter. Das war seine Decke, die er anstarrte. Das war sein Heft, dass er da in der Hand hielt. Hastig setzte er sich auf, tastete erst seinen Oberkörper und dann sein Gesicht ab. Keine schmerzenden Rippen, keine rauen Narben. Ein fast schon hysterisches lachen entkam dem schwarzhaarigen als ihm klar wurde, dass es funktioniert hatte. Das war sein Zimmer. Sein altes Zimmer. Ohne lange zu zögern überprüfte er sein Handy, und sein Herz begann zu rasen. Es war spät, und es war der richtige Tag. Niemals würde er diesen Tag vergessen, an dem alles begonnen hatte.

Ohne noch länger zu zögern sprang er aus dem Bett und flitzte die Treppe runter, einen Moment lang zögernd als er vor der Garagentür stand. Essen, er hatte damals essen gemacht. Hatte er noch genügend Zeit? Würde es irgendwas beeinflussen? Er hoffte nicht und ging schnell nach draußen, das Fahrrad neben sich her schiebend. Tobi war noch nicht da, er war erschienen als er den Müll aufgeräumt hatte, nicht? Also fing er an aufzuräumen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Tobi war okay, oder nicht? Er lebte noch, anders konnte es ja nicht sein. Er konnte nicht Tod sein. Das war die Vergangenheit. Er rührte sich nicht von der Stelle, fast schon eingefroren. Was wenn er Tod war? Wenn die Zukunft folgen auf die Vergangenheit hatte aufgrund des Zeitsprung? Vor seinem geistigen Auge zogen die Bilder von Tobi vorbei, angesengt, im Auto, im sterben, leblos. Tränen stiegen in seinen Augen auf, während sein Hals sich zuschnürte. Dumpf hörte er jemanden rufen.

War das seine Erinnerung, oder sprach gerade jemand wirklich mit ihm?

"Jimbo! Hey! Ist irgendwas?"

Nein, das war keine Erinnerung. Ohne zu zögern drehte er sich um, und kaum sah er seinen besten Freund konnte er die Tränen nicht mehr unterdrücken. Erleichterung breitete sich in ihm aus, als er den anderen fest in die Arme schloss. Tobi schien, zumindest im ersten Moment, jedoch nur verwirrt. "Jimbo, wir müssen los. Wir kommen zu spät zur... Was ist denn passiert? Geht es Dr. L nicht gut? Hey, Jim, sag doch was!" Verzweiflung erfüllte die Stimme des kleineren Teenagers als Jim ihn nicht losließ und ihn schluchzend festhielt. Es dauerte einige Minuten, bis der blauäugige sich schließlich fing. "Mom... Mom geht's gut. Es geht allen gut..." flüsterte er schließlich heiser, jedoch erleichtert. Unglaublich erleichtert. Nicht das es seinen besten Freund ansatzweise beruhigt, wenn man bedachte, dass der ältere noch immer stille Tränen über seine Wangen rinnen hatte. "Tobi, es..." tut mir Leid? Konnte er das überhaupt sagen?

Es tat ihm Leid.

Was er durchgemacht hatte, wegen ihm. Das er ihn damals zurückließ und allein ins Düsterland gegangen ist. Das er Arrrgh's 'Tod' nicht verhindert hatte. Das er ihn angeknurrt hatte, nachdem er zum Troll wurde. Das er ohne ihn nach Camelot ist, obwohl das ja nicht mal seine eigene Entscheidung war. Das er ihn sterben hat lassen. Das er ihn in all das reingezogen hatte. So einiges tat ihm Leid. Er wollte sich entschuldigen, doch all das war in der Zukunft. Tobi würde es nicht verstehen. Noch nicht. Das meiste hoffentlich nie. Aber könnte er sich wirklich entschuldigen, ohne das Tobi einen Grund hören wollte?

Tobi rüttelte leicht an seinen Schultern. "Jimbo, wenn es dir nicht gut geht, solltest du zurück ins Bett. Ich kann Dr. L anrufen und in der Schule bescheid geben" fürsorglich und besorgt sah der kleinere ihn an. Doch beim Gedanken an die Schule schüttelte Jim hektisch seinen Kopf und wischte sich hastig die Tränen weg, auch wenn er sicher war, dass man ihm trotzdem ansehen konnte, was er kurz zuvor für eine Stimmung hat. "Nein, nein... oh man, die Schule!" hastig griff er nach seinem Fahrrad. "Jimbo- hey, Jim! Warte! Dir geht's nicht gut, du solltest dich lieber wieder hinlegen! Schule kann einen Tag warten" meinte Tobi besorgt, während er nur sehr zögerlich nach seinem Fahrrad griff. Doch Jim schüttelte seinen Kopf, einen blick auf sein Handy werfend. Sie waren spät, unglaublich spät. "Egal was los ist, ich bin hinter dir. Fahr einfach zur Schule und warte nicht auf mich" wies er den kleineren an und schwang sich auf sein Fahrrad, ehe er Richtung Kanal fuhr. Der Wind peitschte an ihm vorbei, doch anders als beim ersten mal verspürte er keine Freude, kein Adrenalin als er durch die Luft segelte und mit quietschenden Reifen im Kanal stoppte. Nur Entschlossenheit.

Da war das Amulett und rief leise seine Stimme. Er zögerte nicht lange und hob den Stein zur Seite, unter welchem es lag. Tief atmete er durch, unterdrückte die auf ihn zuströmenden Erinnerungen, positiv und negativ. Ignorierte die Stimmen die in seinem Kopf tobten. Jim griff nach dem Amulett. Die jüngsten Ereignisse spielten sich vor seinem geistigen Auge ab, als er mit dem kühlen Metall in Kontakt kam. Er zögerte nicht lange und steckte es in seinen Rucksack, während Tobi ihm von weiter weg einen fragenden Blick zuwarf. Der andere hatte angehalten und auf ihn gewartet. Die erste Stunde hatten sie längst verpasst. Jim atmete tief durch, stieg auf sein Fahrrad und fuhr weiter. Doch einen richtigen Plan hatte er noch immer nicht. Was sollte er tun?

In der Schule gab es ziemlichen Ärger von Señor Uhl, der ihn beinahe direkt zum Rektor schickte. Zumindest bis er beide genauer angesehen hatte und dann erst mal aus Überraschung verstummt war, als er bemerkt hatte, wie Jim aussah. Der schwarzhaarige hatte, nachdem Uhl ihn zur Krankenschwester schicken wollte, tatsächlich ein wenig Angst in einen Spiegel zu sehen. Sah er so schlimm aus? Stefan dagegen schien sich nichts daraus zu machen, ein Papierball nach dem anderen traf gegen seinen Hinterkopf, und nur mühsam konnte er Tobi davon überzeugen das alles gut war. Um Stefan würde er sich früh genug kümmern.

Erst mal musste er einen Plan entwickeln, wie er das ganze zu seinen Gunsten verändern konnte, und unnötige Tote verhindern könnte.

Er würde nicht zulassen, dass sie alle ein zweites mal starben.

Trollhunters - Changing Fates | FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt