„Blasty!", rief er und sprang Katsuki regelrecht in die Arme. „Verdammt, aus dir ist ja ein echter Mann geworden! He, das tut wirklich verdammt gut dich wiederzusehen. Hättest dich ruhig mal melden können. Los, jetzt aber nichts wie rein!"
Eijiro schlang den Arm um sein Genick, zog ihn zu sich und wuschelte ihm durch die Haare. Sein bester Freund an der U.A. hatte sich kaum verändert. Und es tat auch verdammt gut ihn zu sehen. Er war immer seine Erdung gewesen und hatte ihn gleichzeitig akzeptiert, so wie er war. Irgendwie waren sie auf der gleichen Welle gewesen.
Alle waren gekommen, sogar ihr Klassenlehrer Aisawa und All Might. Der Abend wurde ausgelassen und die Stimmung war beschwingt. Anders als erwartet gaben ihm seine Schulkameraden das Gefühl, nie wirklich weggewesen zu sein. Er hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Aber dennoch kam er immer wieder ins Grübeln.
Ständig warf er Izuku fast schon verstohlene Blicke zu. Er hatte sich vor dem Wiedersehen gefürchtet. Gedacht, es würde bestenfalls komisch werden, aber das Gegenteil war der Fall. Sein Freund aus Kindertagen hatte sich verändert. War erwachsen und selbstbewusst geworden. Nichts war mehr von dem schüchternen Schüler übrig. Er gab sich immer so liebenswert, doch jetzt war er ein gestandener, selbstsicherer Mann mit klaren Prinzipien. Und er war so verdammt süß und gleichzeitig sexy. Halt, was dachte er da schon wieder? Wieso brachte ihn Deku so aus dem Konzept? Aber war das nicht damals ein Grund gewesen, warum er Japan, wenn auch umsonst, verlassen hatte? Weil er diese völlig verwirrenden Gefühle für ihn hatte und Deku ihm aus dem Weg ging, weil sie als Rivalen immer wieder aneinandergeraten waren? War doch so, oder? Katsuki war kein wilder Teenager, dafür hatte er zu viel erlebt. Und sie waren schon lange keine Rivalen mehr, also warum hing er noch immer so in der Vergangenheit fest? Wusste er nicht längst, was er wollte? Allerdings zu wissen was man will und dazu zu stehen und damit klarzukommen, waren zwei Paar Stiefel. Wie oft hatte er an den Grünhaarigen gedacht. Sogar von ihm geträumt. Immer wieder. In einer Fantasiewelt zu leben war leicht. Daraus aufzuwachen schwer. Aufzuwachen und zu erkenn, das träumen nichts ändert. Das hier war real. Keine Erinnerung aus der Vergangenheit und kein Traum. Dennoch, war sein Innerstes wie in einem Albtraum gelähmt. Aber wie viele Jahre wollte er noch davor weglaufen? Sich fragen, was wäre wenn...? Nur die Schatten aus seiner Vergangenheit ließen ihn nicht los. Er würde nie gut genug für ihn. Seine Gedanken waren so konfus.
„He Katsuki, warum kommst du nicht nach Japan zurück? Wir vermissen dich wirklich alle. Und so einen Helden wie dich könnten wir gut gebrauchen", riss ihn Shoto aus seinen Überlegungen. „Du könntest erst mal meine Agentur führen, solange wir Babypause machen und dir dann selbst was aufbauen. Ich mein das ernst. Lass es dir durch den Kopf gehen."
Er sah Shoto ungläubig an. Aber der meinte es wohl wirklich ernst. Noch gestern hätte er sich nicht vorstellen können, wieder in seine Heimat dauerhaft zurückzukehren.
„Du würdest uns einen großen Gefallen tun, Katsuki", meinte Momo. „Bitte überleg es dir, ja? Und wenn es dir hier gar nicht mehr gefällt, kannst du immer noch jederzeit zurück in die USA gehen."
„Oder du wirst anschließend mein Partner", mischte sich Izuku ein. „Wenn ich ehrlich bin, würdest du mir einen alten Kindheitstraum damit erfüllen."
Er lächelte fast verlegen. „Wow, okay. Ich werde darüber nachdenken. Aber ich verspreche euch nichts." War er doch bekannter und beliebter, als er dachte? Hatte man ihn in all der Zeit nicht vergessen? Hatte man ihm womöglich sogar vergeben? Und warum schien das zu schmeicheln, auch wenn er es nicht begreifen konnte?
„Oh Mann, super, Bro!" Eijiro schlug ihm auf die Schulter. „Lass uns darauf anstoßen, dass wir unseren explosiven Helden zurückbekommen."
„Moment mal, ich hab doch noch gar nicht zugesagt."
„Meinst du, wir lassen dich gehen, jetzt wo wir dich wiederhaben?" Eijiro legte der Arm um seinen Hals. Er hob sein Glas und die anderen taten es ihm gleich. „Trinken wir auf Katsukis Rückkehr. Kanpai!"
„Kanpai!", entgegneten die anderen.
Etwas ratlos sah er zu Deku, der ihn angrinste und ihm zuprostete. Ergeben nahm er sein Glas und trank. Offensichtlich hatte er da nichts mitzureden. Aber auch wenn ihn das gerade überforderte, fühlte er sich irgendwie glücklich.
Der Morgen graute, als die Letzten die Feier verließen. Er hatte noch ein längeres Gespräch mit All Might. Der Veteran würde sich auch freuen, wenn er ihn wieder in Japan begrüßen könnte. Und er hat noch etwas gesagt. Etwas, das ihn zum Grübeln brachte. „Kehr nicht für sie zurück. Tu es für dich."
Er hatte einen Grund zurückzukehren, oder? Es war immer noch derselbe. Zum Teil. Deku hatte ihm nicht das Gefühl gegeben, unerwünscht zu sein. Aber dass er ihn nicht mehr hasste, hieß noch lange nicht ... Er wollte den Gedanken nicht zu Ende führen. Weil er eigentlich gar nicht wusste, wie er enden könnte. Oder war es, weil es zu schmerzlich wäre?
Er stand vor dem Restaurant. Die Fäuste in den Taschen seiner Jeans vergraben. Irgendetwas fühlte sich falsch an. Er war genau da, wo er vor fünf Jahren gewesen war. Und er wollte wieder weg. Ganz weit. Denn seine Gefühle waren viel zu verworren. Geradezu absurd. Was er eigentlich wollte, war zum Greifen nah und weiter weg als der Mond. Er war wie zerrissen.
Eine Hand legte sich sanft an seine Schulter. „Ich geh noch in ein Café, um zu frühstücken. Hast du vielleicht auch Hunger? Ist nicht weit von hier." Deku lächelte ihn an.
Wie sehr er dieses Lächeln vermisst hatte. Er sollte verschwinden, sollte er doch? Warum konnte er es nicht?
„Hunger nicht, aber einen Kaffee könnte ich vertragen. Ich habe definitiv zu viel getrunken."
Sie gingen die Straße entlang Richtung Café. Die frische Luft tat Katsukis leicht vernebeltem Kopf gut, doch seine Gedanken rotierten immer noch.
„Du hattest richtig Spaß heute", stellte Izuku fest.
Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, alle hatten echt gute Laune, die sie sich noch nicht mal von meiner Anwesenheit verderben ließen."
„Hä, was soll das denn heißen? Alle haben sich gefreut dich wiederzusehen."
„Ja, unbegreiflich, oder? Dabei dachte ich, die hassen mich alle, besonders du. Zumindest war es immer so."
„Niemand hat dich gehasst. Du warst manchmal sehr anstrengend, aber alle haben dich respektiert und zu dir aufgesehen. Du hast mit deinem Ehrgeiz und deiner Selbstsicherheit immer wieder alle inspiriert, so dass sie über sich hinauswachsen konnten."
„Ach was, ich war ein Arsch."
„Nun ja, bis zur ersten Klasse der U.A.. Aber glaubst du, Shoto und Momo hätten dich gebeten, sie bei ihrer Agentur zu vertreten, wenn sie dich für einen Arsch hielten?"
Katsuki zuckte wieder mit den Schultern. „Dann hältst du mich also auch nicht für einen Arsch, wenn du mir eine Partnerschaft anbietest? Und ich hab extra das Land verlassen, damit du endlich Ruhe vor mir Spinner hast." Katsuki lachte hart.
„Shoto, du und ich, wir waren ein unschlagbares Team. Wir haben zusammen gekämpft, unsere Wunden geleckt und weitergekämpft, bis alle Schurken besiegt waren. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Jeder konnte dem anderen blind vertrauen. Und dann, als endlich Frieden eingekehrt war, bist du ohne ein Wort verschwunden. Ich hatte es nie begriffen, warum du uns alleine gelassen hast. Warum du mich alleine gelassen hast. Und jetzt sagst du, ich war der Grund? Was habe ich falsch gemacht?"
„Du hast nichts falsch gemacht. Das hast du nie. Du warst auf dem Weg die Nummer eins zu werden und ich habe irgendwann begriffen, dass ich nur ein Klotz an deinem Bein bin. Du hättest mich zurücklassen sollen, aber das hast du nicht getan. Ich habe gespürt, dass du dich zurückhältst, nur damit ich noch schritthalten konnte. Und das, obwohl ich dich immer wieder wie Dreck behandelt hatte. Du hast mir zu viel bedeutet, dass ich das hätte zulassen können. Dabei hätte ich noch nicht mal deinen Hass verdient. Ich hätte dir gleichgültig sein müssen."
Ein Schweigen lag unversehens in der Luft und Katsuki wünschte, Deku würde etwas sagen. Irgendetwas.
„Du bedeutest mir auch sehr viel", sagte Izuku auf einmal, blieb stehen und griff nach seinem Arm. „Kacchan, ich habe das ernst gemeint mit der Partnerschaft. Und das meine ich auch ernst." Er zog ihn zu sich und legte die Hand an seine Wange und ohne jeden Übergang lagen Dekus Lippen auf seinen.
Katsuki Herz setzte aus und schlug erst weiter, als sein Freund ihn wieder losließ. Mit großen Augen sah er ihn an. Sein Kopf war seltsam leer. „W... Warum hast du das gemacht?" Ein Prickeln breitete sich in seinem Körper aus. Wieso hatte sich das so verdammt gut angefühlt und warum wollte er den Kuss erwidern?
Über Izuku Gesicht huschte ein flüchtiges Lächeln. „Was denkst du denn, du Dummkopf. Ich liebe dich seit der Oberschule und ich kann dich nicht wieder aus meinen Leben gehen lassen, ohne es dir wenigsten gesagt zu haben."
Sein Herz raste und ihm wurde schwindelig. Dekus Worte drangen nur langsam zu ihm durch. Er liebte ihn? Aber das konnte doch gar nicht sein. Das ging doch nicht. Dennoch breitete sich ein Glücksgefühl unaufhaltsam in seinem Herzen aus. Deku liebte ihn... und was jetzt? Er wusste doch gar nichts über die Liebe, aber es fühlte sich gut an. Als würden ihn dieses Wort wärmen. Es war genau das, was ihm gefehlt hatte, war es doch, oder? Als könnte es die Leere mit Helligkeit und Wärme füllen. Die seltsamen Gefühle, die er immer hatte, wenn er an ihn dachte, schienen ihn wie eine Lawine zu überrollen. Das war Liebe, oder?
„Bitte sag was!", flehte Izuku.
„I... i... ich weiß nicht, was Liebe ist, Deku. Vielleicht hast du dein Herz an den Falschen gehängt und ich bin ein hoffnungsloser Fall. Aber Deku, ich will wissen und spüren, was Liebe ist. Und ich möchte, dass du es bist, der es mir zeigt. Ich weiß, wenn es mir einer zeigen kann, dann du. Ich war so einsam in den USA. Und nicht erst, seit ich hier bin, muss ich immer an dich denken. So oft. Gott, ich hab dich so vermisst."
Dann schlang er die Arme um Izukus Mitte und erwiderte endlich seinen Kuss.
Ende
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I want to know what love is
FanfictionKatsuki hat vor 5 Jahren Japan verlassen und nie zurückgeblickt. Keinen Grund gefunden zurückzukehren. Außer ihm. Aber wegen ihm hatte er doch Japan verlassen. Doch die Einladung zu einem Klassentreffen erschien ihm Grund genug. Jetzt sitzt er ihm F...