ν

92 12 7
                                    

νielleicht hatte ich venus nie richtig gekannt, doch eines wusste ich:

venus war etwas ganz besonderes.

stark, eigenwillig, scharfsinnig und hatte wohl das größte durchsetzungsvermögen, welches ich je gesehen hatte.
doch einen schwachpunkt hatte venus.

venus war im körper eines mädchens gefangen; nicht einmal die kurzen haare oder das gewand eines burschen vertrieben den mädchenhaften schimmer in venus' augen, das unschuldige lächeln auf den blassen lippen.

damals wusste ich nicht, ob venus eigentlich ein junge war. für mich war venus einfach die stärkste person und der großartigste mensch, den ich glaubte zu kennen. was ich offensichtlich nimmer getan hatte, dennoch war venus unabstreitbar perfekt.
(mit jener annahme war ich womöglich allein.)

ich gehörte auch nicht zu den jungen, die jenen besagten menschen grundlos schikanierten, ihn schlicht nicht akzeptieren wollten.
ich, jupiter, hatte in venus einzig eine verlorene seele gefunden, die ihre flügel ausstrecken und von der freiheit zu kosten verlangte.

ob es ihr je vergönnt war, wusste ich ebenfalls nicht, doch schätzte ich, zuletzt litt sie nicht mehr. konnte sich zumindest bewegen, atmen, leben.

und vielleicht war ja sogar ich ein ganz kleiner grund inmitten des verwirrenden kosmos, der dafür gesorgt hatte, dass venus nicht nur melancholie erfuhr; nicht nur einsamkeit, sondern irgendwo etwas freiheit.

venusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt