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εines regnerischen tages beschloss ich, venus anzusprechen.
ich, der doch eigentlich still und in sich gekehrt war, wollte die womöglich faszinierendste person ansprechen, die existierte. das hatte ich mir zumindest in den kopf gesetzt - auch wenn ich wusste, die praxis sähe heterogen im vergleich zur theorie aus; hatte sich doch die hoffnung und der wille wie eine zecke in mein gehirn festgesaugt.

so ging ich mit mehr oder minder viel tatendrang in die schulkapelle, nahm in meiner üblichen sitzecke platz und zog vorerst einige tiefe atemzüge der kühlen luft ein.

der großräumige ort wurde von minute zu minute voller.
als menschenmengen versammelt waren, das morgengebet gesprochen war und tumult sich über den raum legte, blieben genau zwei seelen an ort und stelle. zwei seelen, die in verwirrender weise einander ähnelten und sich zeitgleich so fremd waren, so verschieden, wie schwarz und weiß. zwei seelen, die die gleichen angewohnheiten pflegten und die stille wie das alleinsein mehr schätzten, als das mehrsamsein, das miteinander.

diese zwei seelen hatten, so würde ich es von heute betrachtet wohl sehen, bereits in dieser stummen zweisamkeit ein gespräch geführt, das nur sie verstanden.
später dann, als sich tatsächlich worte aus meinem mund formten, hatte ich mich so wohl gefühlt, dass es mit einem ersten aufatmen nach sekundenlanger luftlosigkeit vergleichbar war.

aus den worten wurden sätze, aus diesen mono- und dialoge und irgendwann, später, als alles irgendwie endete, zu einem buch. einer historie, die so unbedeutsam schien, dass ich nicht wüsste, wer sich ihrer erbarmen würde. einer historie, die mein leben veränderte. die mich veränderte.

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