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Taylor stand vor dem großen Spiegel ihres Ankleideraums, der eine ganze Wand des Zimmers einnahm. Sie musterte und drehte sich, während sie mit ihren zarten Händen über das enganliegende smaragdgrüne Kleid von Chanel mit den langen Ärmeln strich, das so sehr schimmerte, dass man meinen konnte, es wäre über und über mit Sternen übersät.

Es verdeckte ihren schmalen Körper bis unter den Po und betonte so ihre langen Beine. Es war im Gegensatz zum unteren Teil sehr hoch geschlossen und versteckte ihren Oberkörper bis zu den Schlüsselbeinen, wo der Ausschnitt rund ausgeschnitten war. Am Bund der Ärmel, der silbern abgeschlossen war, prangte das Markenzeichen der beliebten Modemarke. Es war dezent, ganz nach Taylors Geschmack. Sie mochte es nicht, mit teuren Klamotten zu prahlen.

Ihre langen braunen Haare fielen in eleganten Wellen ihren Rücken hinab. Sie trug silberne Ohrstecker, sowie einige silbern funkelnde Armreifen, die bei jeder Bewegung leise vor sich hin klimperten. Nach kurzem Überlegen nahm Taylor die mit silbernen Steinen besetzten Highheels statt ihren geliebten Sneaker aus dem deckenhohen Schuhschrank und schlüpfte hinein. Sofort war sie um gute sieben Zentimeter größer als ihre gewöhnlichen 1,77 Meter.

Die junge Frau beugte sich so weit dem Spiegel entgegen, dass sie ihr einfaches und doch auffälliges Makeup ein letztes Mal genau überprüfen konnte. Ihre Lippen leuchteten in einem natürlichem Rotton und ihre grünen Augen umrahmte ein goldener Lidschatten und schwarz getuschte Wimpern.

Um ihren Hals baumelte eine feingliedrige silberne Kette mit einem gleichfarbigen Ring daran. Sie lächelte und umfasste den Ring mit ihren Fingern. Es war der Ehering ihrer Mutter gewesen, welche vor neun Jahren den langen Kampf gegen Brustkrebs verloren hatte. Es war eine sehr schwere Zeit für Taylor und ihren Vater gewesen, und nachdem sie vor ihrem Tod eine starke emotionale Beziehung zueinander hatten und jede freie Sekunde bei ihr im Krankenhaus verbracht hatten, war ihnen der Abschied tausend Mal schwerer gefallen.

Noch heute vergoss sie hin und wieder Tränen bei dem Gedanken an ihre Mutter, die sie immer bei allem unterstützt hatte. Sie war es, die Taylor vor jedem Fotoshooting gut zugeredet und ihr Mut gemacht hatte. Sie hatte ihrer Tochter tief in die Augen geschaut und ihr gesagt, wie stolz sie auf sie wäre und was für ein Talent sie hätte.

Denn als Taylor 14 Jahre alt war und sie mit ihrer Familie Urlaub auf einer Ranch in Colorado gemacht hatte, wurde sie von einem Fotografen entdeckt, der sie danach fotografierte und die Fotos anschließend kaufte, um ihr Verträge bei Modelagenturen zu sichern. Mit 16 begann ihre Modelkarriere, als sie in der Zeitschrift Intimissimi vorgestellt wurde. Schließlich modelte sie für beliebte Modemarken, lief für die Victoria's Secret Fashion Show mit ihren gerade mal 18 Jahren als jüngstes Model auf dem Laufsteg.

Wie gern hätte Taylor das Leuchten in den Augen ihrer Mutter gesehen, wenn sie an ihr vorbei gelaufen wäre und stolz die Mode von Victoria's Secret präsentierte. Froh war sie aber darüber, dass ihr Vater, wenn es ihm möglich war, bei jedem ihrer Läufe im Publikum saß, wie niemand anderes mitfieberte und haufenweise Fotos schoss.

Aber damit war es noch nicht getan. Sie wurde unter anderem zum vielversprechendsten Model und zum Victoria's Secret Angel gekürt, wodurch sie eine große und weitreichende Popularität auf der ganzen Welt erlangte und eines der bestbezahltesten Models weltweit wurde. Sogar im schauspielerischen Bereich hatte sie ihre Erfahrungen gesammelt und hatte in einem Horrorfilm mitgewirkt, wobei sie aber merkte, dass ihr das Modeln mehr lag als das Schauspielern.

Nun war Taylor 23, noch immer sehr erfolgreich und führte ein stressiges, aber glückliches Leben. Das Modelbusiness war anstrengend, von einem wurde sehr viel erwartet und es konnte einem nicht allzu selten zu Kopf steigen. Fast jede Woche standen neue Termine im Kalender. Sie musste auf haufenweise Shootings, ins Fitnessstudio zu ihrem Personal Trainer, zu Probeläufen für Fashion Shows oder Ankleideproben, bei denen sie oft maßgeschneiderte Mode anprobierte.

A Night To Remember - HS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt