Kapitel 1

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Eine Frau hielt einem kleinen Mädchen mit gewellten, haselnussbraunen Haaren die Augen mit beiden Händen zu, während die beiden in die Küche traten. Auf dem Holztisch in der Mitte stand ein Schokoladenkuchen mit acht Kerzen und Blumen aus Fondant lagen darum.

Das Mädchen trug einen violetten Pullover auf dem das Bild eines schwarzen Pferdes aufgedruckt war, eine schwarze Leggins und Kuschelsocken.

Die Frau nahm ihre Hände von den Augen des Kindes und dieses sah sich nun begeistert um und ein großen Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie den Stapel an Geschenken erblickte.

„Happy Birthday to you
Happy Birthday to
Happy Birthday liebe Myla
Happy Birthday to you!" sangen die Frau, der Mann und ein etwas älterer Junge. Sie waren ihre Familie. Mutter, Vater und ihr zwei Jahre älterer Bruder Neil. Nacheinander umarmten sie Myla und wünschten ihr einen schönen Geburtstag.

Als sie endlich ihre Geschenke auspacken durfte, freute sie sich ganz besonders. Sie bekam einen Pferderucksack, Pferde zum spielen, neue Reithandschuhe, einen Malblock und Stifte.

Ein Geräusch ertönte. Ich schrak hoch und ließ mich gleich darauf wieder auf mein Kissen sinken. Es war wahrscheinlich mein Bruder, der sich etwas zu trinken nahm. Ich dachte an den Traum zurück. Ich hatte ihn schon öfters gehabt. Ein wundervolles Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch sorgenlos zu den Pferden gehen können. Und danach war alles bergab gegangen.

Die Familie besaß ein Reitgestüt mit Privatpferden, bot allerdings auch Reitstunden an. Mylas Lieblingspferd war eine schöne Haflinger Stute mit langer Mähne namens Queenie. Auf ihr hatte die Brunette reiten gelernt und auch schon ihren ersten Sturz erlebt. Queenie war brav, verschmußt und kinderfreundlich. Sie liebte es, auch einfach mal so in der Halle zu laufen, auf den Wiesen oder im Wald in der Nähe spazieren zu gehen und geputzt zu werden. Doch auch sie war ein kleiner Sturkopf. Genau wie das Mädchen. Es wäre wohl noch länger so geblieben, dass das Pony und das Mädchen viel Zeit miteinander verbracht hätten, doch in ihrem neunten Lebensjahr entwickelte Myla eine Pferdehaarallergie.

Seufzend schloss ich die Augen und atmete tief ein und aus. Doch da fiel mir etwas ein. Ich hatte morgen Geburtstag! Oder heute? Ich schaute auf meinen Wecker und sah die Ziffern 23:57. In drei Minuten. Jetzt konnte ich erst recht nicht mehr einschlafen. Also schnappte ich mir meinen Laptop und suchte mir irgendeinen Film raus. Dann schaute ich jetzt halt James Bond und lag in meinem Bett statt zu schlafen. Ruckartig setzte ich mich auf, pausierte den Film und nahm mir Schokolade aus dem Nachtschrank neben meinem Bett. Weiße Schokolade mit Mandeln. Meine Lieblingssorte. Ich legte mich wieder hin, aß Schokolade und sah den Film weiter.

Myla lag ruhig da, mit der Schokolade in der Hand und auf die rechte Seite gedreht während der Film weiter lief. Nachdem einige Stunden vergangen waren und die Sonne ihre Strahlen durch das Fenster schickte, begann sie langsam ihre Augen zu öffnen um ihren Kopf sofort wieder im Kissen zu vergraben, weil sie mitten in das helle Licht gesehen hatte.

Die Strahlen der Sonne schienen mir direkt in die Augen und ich vergrub meinen Kopf wieder im Kissen. Das war deutlich zu viel Licht gewesen. Hätte ich doch nur den Rollladen oder wenigstens die Vorhänge zu gemacht. Ich richtete mich mit geschlossenen Augen auf und streckte mich erst mal.
Langsam öffnete ich die Augen und setzte mich an die Bettkante. Anschließend schaltete ich erst mal den Laptop aus und band mir die Haare mit einem Gummi zusammen.
Seufzend stand ich auf und ging zu meinem Kleiderschrank. Ich nahm mir eine mintfarbene Jogginghose und ein schwarzes Langarmshirt raus. Ich sah kurz auf die Uhr und erschrak. Es war erst 5:48 Uhr! Wieso war ich dann schon so wach? Wahrscheinlich wegen der Sonne. Ich ging leise ins Bad und wusch mein Gesicht und meine Hände.

Ich hörte ein leises Geräusch hinter mir und...

„BOO!"

„AAAHHH!" Ich fuhr zusammen und drehte mich schreiend um, nur um meinem Bruder Neil lachend hinter mir zu sehen.

„Hey! Das ist nicht witzig! Ich wäre fast gestorben!" schnauzte ich ihn an und versuchte mein Grinsen zu unterdrücken.

„Alles okay da unten?" hörten wir da die Stimme meiner Mutter aus dem Schlafzimmer rufen.

„Ja, alles klar!" schrie ich zurück.

Mein Bruder lag mittlerweile auf dem Boden und japste nach Luft.

Ich konnte nicht mehr länger und prustete laut los.

„Okay, okay stopp ich krieg keine Luft mehr" keuchte er immernoch lachend.

„Wieso bist du eigentlich schon wach?" fragte ich Neil.

„Ich hatte Hunger" meinte er nur. Ich glaubte ihm aufs Wort. Es passierte öfters, dass mein Bruder mitten in der Nacht Hunger bekam und sich dann etwas zu essen machte. Ich dachte mal er sei ein Einbrecher und hätte fast die Polizei gerufen, wenn er nicht in diesem Moment kauend und mit einem Toastbrot mit Butter aus der Küche gekommen wäre.

„Willst du gleich mit mir, Matteo, Kaiden und Sebastian Skateboard fahren?"

„Skateboard? Mit denen?" Mein Ton war ein wenig abschätzig, da ich Matteo und Sebastian nicht besonders mochte. Kaiden, auch genannt Kai, war okay. Man konnte sich mit ihm unterhalten und Humor hatte er auch. Wir hatten im Dorf schon einige Streiche zusammen ausgeheckt.

Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. Es war eine Nachricht von Jean, meiner besten Freundin.

Jean: HAPPY BIRTHDAY MYLA!❤️🎂🥳

Ich schrieb ihr zurück:

Myla: DANKE JEANIE!❤️<33

J (Jean) : Schon so früh wach?
M (Myla) : Ja, du aber auch!
J: Ja, ich wollte fragen ob wir heute irgendwas zusammen machen sollen
M: Ja bitte! Sonst muss ich noch mit Neil und seinen Freunden skaten gehen
J: Wir können ja auch gemeinsam mit ihnen skaten gehen

War ja klar das sowas kommen würde. Jean hatte sich ein wenig in meinen Bruder verguckt und versuchte so viel Zeit wie möglich bei mir zu Hause zu verbringen, doch mich störte das nicht, da sie ja schließlich immer noch meine beste Freundin war.

M: Sebastian und Matteo sind auch da.
J: Ach komm schon so schlimm sind die beiden doch gar nicht!
M: Findest du...
J: Keine Wiederrede! Wir gehen mit den Jungs skaten und danach zusammen irgendeinen Scheiß machen oder shoppen wenn du unbedingt willst. Oder wir gehen ins Sternenlicht einen Kakao trinken.
M: Okay okay jetzt hast du mich
J: Super! Dann sag Neil wir gehen um 11:30 mit ihnen skaten!
M: Mach ich...
J: Dann bis später!
M: Tschau :)

Um halb zwölf skaten? Passt. Ich schreib dann den Jungs grad." sagte mein Bruder.

„Hast du ernsthaft geschaut mit wem ich schreibe und was?" fragte ich überrascht.

„Ja, hab ich" murmelte er während er auf seinem Handy rumtippte.

„Du bist wirklich unmöglich" murrte ich und schob ihn aus dem Bad.

„Hey, hey ich wollte-" versuchte er noch etwas zu sagen, doch da hatte ich schon die Tür zu gemacht und abgeschlossen.

„Hey!" kam es von draußen und ich schüttelte nur grinsend den Kopf. In ein paar Stunden würde ich die nervigen Freunde von meinem Bruder sehen und mit ihnen skaten. Und natürlich mit Jean und Neil. Ich wünschte, ich könnte einen langen Spaziergang mit Queenie über die Felder machen...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 21, 2022 ⏰

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