Kapitel 2: Der Einzug

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Der Abschied von meiner Familie fiel mir tatsächlich richtig schwer. Meine Mutter war seit dem Tod meines Vaters froh über unsere Anwesenheit und nun? Jetzt ziehen wir beide langsam aus und starten ein Leben auf eigenen Beinen. Als ich aus der Auffahrt fuhr, liefen mir bereits einige Tränen über die Wangen. Gleichzeitig bin ich erleichtert nun auf eigenen Beinen zu stehen und anderen Wind um die Ohren zu bekommen. Mein Leben war nicht immer ein Zuckerschlecken, wie bei vielen anderen. Wie heißt es so schön? Das Leben ist kein Ponyhof. Während der Fahrt nach Lübeck versuche ich meine Gedanken zu bremsen um mich auf den Verkehr konzentrieren zu können. Jedoch gelingt es mir nur teilweise. Nach ca. zweieinhalb Stunden komme ich endlich in Lübeck an. Erschöpft und müde parke ich mein Auto vor der Wohnungssiedlung. Wow, ist es schön hier. Bewundernd lasse ich meinen Blick über die Wohnsiedlung schweifen. Die roten Backsteinhäuser gefallen mir sehr gut und sorgen sofort für ein wohliges Gefühl in meinem Magen. Dies wird mein neues Zuhause sein, denke ich lächelnd. Auf dem Weg in die Wohnung stolpere ich über eine Nachbarin, welche sich lachend bei mir entschuldigt. Auch ich muss mir mein Lachen verkneifen. Lächelnd schaut Sie mich an und fragt: „Bist du die neue Mieterin für die Wohnung im Erdgeschoss?" "Ja, die bin ich.", sage ich grinsend. Sie nickte zufrieden und schaut auf meinen wegen Überfüllung geschlossenen Kofferraum. "Soll ich dir beim Ausladen helfen?", fragt sie mich freundlich. Ich nicke und gebe ein wenn du Zeit hast von mir. Sie grinst und packt bereits ein Karton um ihn in die Wohnung zu bringen. Verblüfft und verwundert sehe ich ihr nach. Sofort wusste ich, dass wir uns blendend verstehen würden.

Nach anstrengenden zweieinhalb Stunden ausladen, landen Katy und ich erschöpft auf der Couch in meiner Wohnung. Zum Glück war ich bereits eine Woche vorher mit meinem Bruder Bryan hier gewesen um die Möbel aufzubauen. Dies blieb mir somit erspart und ich konnte mich direkt in mein Bett schmeißen. Grinsend sehe ich Julia an und gebe ein: "Was hälst du von Pizza?", von mir. Ebenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht nickt Katy und holt aus ihrer Wohnung Karten von Lieferdiensten. Da ich noch keinen der Lieferdienste aus Lübeck kannte, lasse ich Katy deshalb einen auszuwählen. Nach ca. einer halben Stunde kam der Lieferdienst mit unseren Pizzen. Ich gehe an die Tür und bezahle den Lieferboten mit einem netten Trinkgeld. Nachdem ich die Haustür wieder geschlossen hatte, ging ich zurück ins Wohnzimmer zu Julia. Julia blickt gierig auf die Pizzakartons und reißt sie mir förmlich aus den Händen, was mich zum Lachen bringt. Nie hatte ich jemanden kennengelernt, der so gierig auf Essen reagierte wie ich. Grinsend schnappe ich mir meine Pizza, bevor sie auf die Idee kommt sich diese ebenfalls unter den Nagel zu reißen. "Bist du auch neu hier?", fragte ich neugierig. Sie schüttelt den Kopf und kaut ihr Stück Pizza im Mund zu Ende, als sie antwortete: "Nein, ich studiere hier bereits im 4. Semester Lehramt." Verdutzt blicke ich sie an. Neugierig sieht sie mich an, scheinbar schien mein Gesichtsausdruck sie zu verunsichern. "Ich fange ab dem 01.08. eine Ausbildung als MFA hier an.", gebe ich stolz von mir und grinse sie an. Erstaunt sieht sie mich an und fragt: „Fängst du bei Doktor Hiller an?" „Ja, tatsächlich. Woher weißt du das?", frage ich nun ebenfalls verdutzt. „Meine Freundin Neela arbeitet dort als Sekretärin.", antwortet Katy grinsend. Ich lache. Wie klein die Welt doch ist. Wir würden gute Freunde werden.

Nachdem Katy gestern gegen halb Elf in ihre Wohnung zurückgekehrt ist, habe ich mich auf mein Bett geschmissen und bin sofort ins Land der Träume geflogen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich total motiviert und steige glücklich aus dem Bett. Für den heutigen Tag haben Katy und ich eine Stadttour geplant. Entspannt frühstücke ich und telefoniere mit meiner Familie, welche sich erkundigt ob ich heil angekommen bin. Ich vermisse meine Mutter und meinen Bruder, aber es wurde Zeit ein eigenes Leben zu führen. Morgen würde mein erster Tag in der Praxis sein und ich war tierisch aufgeregt. Meine Erinnerungen hatten mich die letzte Nacht zum Glück in Frieden gelassen. Langsam esse ich mein Sandwich, welches ich mir beim Telefonat gemacht hatte und plane meinen Tag. Bevor Katy mich abholen kommt, wollte ich schon einige Kartons auspacken. Meine Motivation hält sich zwar in Grenzen, aber ich wollte ja nicht in einer Wohnung leben, welche hauptsächlich aus Kartons bestand. Nachdem Frühstück nehme ich mir zuallererst das Wohnzimmer vor und baue mein letztes Regal auf, welches mein Bruder und ich nicht mehr geschafft hatten. Mein Hobby bestand aus Büchern, wortwörtlich. Der Hauptteil der Kartons war mit meinen Büchern gefüllt. Ob es hier eine Buchhandlung gab? Haha, mal ernsthaft nein ich darf mir keine Bücher mehr kaufen. Meine Regale platzen bereits aus allen Nähten. Langsam aber sicher nimmt das letzte Regal Gestalt an und konnte eingeräumt werden. Meine Kartons stapeln sich im Flur, was das Eintreten schwierig machte. Ich mache mir meine Playlist auf Spotify an und starte damit die Kartons auszuräumen und meine Regale einzuräumen. Die Musik gibt mir die nötige Ruhe um bei den ganzen Kartons keinen Anfall zu bekommen. Tanzend bewege ich mich durch die Wohnung und räume meine Bücher ins Regal.

Nach ca. zwei Stunden waren alle Bücher im Regal untergebracht und das Wohnzimmer mit Lichterketten und anderer Dekoration geschmückt. Ich mag leere und kalte Wohnungen nicht, weshalb ich gerne Lichterketten nutze um es heller zu machen. Erschöpft vom umräumen schaue ich auf meine Armbanduhr, noch zwei Stunden bis Katy vorbei kommen wollte. Also nehme ich mir als nächstes mein Schlafzimmer vor um es zu dekorieren und meinen Kleiderschrank einzuräumen. Schweratmend blicke ich auf die Uhr. Es war nun 14 Uhr und etwas Zeit bleibt mir noch, welche ich sofort für eine Dusche nutze. Nach der Dusche ziehe ich mich direkt an und warte auf Katy. Keine zwei Minuten später klingelt es an der Haustür. Freudig springe ich von der Couch und öffne Katy die Tür. Katy blickt mir grinsend entgegen und sagt: „Bereit für eine Stadttour á la Katy?" Grinsend nicke ich, schnappe mir meinen Haustürschlüssel und meine Tasche. Meine Haustür schließe ich hinter mir. Nun würde ich meine neue Heimat näher kennenlernen.

Broken SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt