Ein eiskalter Blick, damit hatte alles begonnen. Hätte ich vorher gewusst, dass die jetzige Situation das Resultat meines Fehlers sein würde, hätte ich mir nochmal ganz genau überlegt, ob ich es ihm sage. Wem machte ich etwas vor? Irgendwann hätte ich es ihm sowieso gesagt, wenn nicht aus freien Stücken, dann, weil es mir irgendwann aufgrund der Schuldgefühle herausgerutscht wäre; und das verdiente er nicht. Er verdient es die Wahrheit zu kennen. Ich war an all dem hier schuld und jetzt muss ich die Konsequenzen tragen und diese waren wohl oder übel, dass er mich ignorierte, kein Wort mit mir sprach und mich nicht ansah. Morgens, wenn ich aufwachte, war er schon längst weg und abends, wenn ich von der Arbeit nachhause kam, schlief er schon. Am Morgen hatte ich Angst, dass er abends nicht mehr da wäre. Bei dem, was ich getan hatte, wäre das kein Wunder. Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht, ich...
-
Flashback Mittwoch Abend, der 09.05.21
,,Hey Tōru, hast du kurz Zeit? Ich muss dir was sagen..", rief ich meinen Verlobten zu mir. ,,Für dich doch immer, Iwa-Chan!"' rief er freudig. Als er ihm Wohnzimmer ankam, saß ich bereits auf unserer Coach. ,,Iwa-Chan, ist alles okay? Du siehst so nervös aus, dabei kannst du mir doch gar keinen Antrag mehr machen", sagte er grinsend. Der Gedanke an den Tag, an dem ich ihm einen Antrag gemacht hatte, brachte ein bitteres Lächeln auf meine Lippen. ,,Setz dich bitte", sagte ich einfach nur. Das Lächeln auf Oikawas Gesicht verschwand und er setzte sich neben mich. ,,Was ist los?", fragte er nun ernst. Er schien zu bemerken, dass es um nichts gutes ging. ,,Ich bin dir fremdgegangen..", platzen die Worte zunächst flüsternd aus mir heraus, mein Blick starr auf den Boden gerichtet. ,,Ehm, wie bitte was? Könntest du das nochmal wiederholen, während du mir in die Augen schaust?", fragte er mich, wobei seine Stimme zunächst noch unglaubwürdig schien. Meinen Kopf langsam hebend und ihm nun direkt in die Augen sehend, sah ich seinen intensiven Blick. Diesen durchbohrenden, abwartenden Blick, der von seinen wunderschönen braunen Augen ausging. ,,Ich bin dir fremdgegangen..", wiederholte ich meine Worte. ,,Tōru, es war ein Fehler. Ich bereue es so sehr, ich weiß nichtmal, warum ich das getan habe. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte-", weiter kam ich nicht, denn Oikawa stand auf und drehte sich um. ,,Oikawa, wo willst du hin?", rief ich panisch. In diesem Moment hatte ich solche Angst, dass er jetzt einfach gehen würde, dass ich panisch aufsprang und nach seinem Handgelenk grief. Dieses entzog er mir aber direkt wieder mit Kraft. Als er sich zu mir umdrehte, hatte ich alles erwartet. Das er mich schlägt, mich anschreit oder das er mit mir Schluss macht, aber nichts davon passierte. Stattdessen sah er mich einfach nur mit einem eiskalten Blick, der keinerlei Emotionen preisgab, an. Sein Blick machte mich bewegungsunfähig. Diesen Blick trug er immer dann, wenn er einen Gegner einschüchtern wollte, es machte mir Angst. Sich erneut umdrehend, verschwand er nun aus dem Raum. Ich hörte nur noch, wie er nach seinen Schlüsseln grief und wie die Tür ins Schloss fiel. Erst ein paar Sekunden später realisierte ich, was gerade passiert war. Oikawa war gegangen und ich wusste nicht, ob er wiederkommen würde. In der Hoffnung, dass er noch nicht weit weg wäre, rannte ich zur Tür, doch als ich diese öffnete, war er bereits nicht mehr zu sein.
,,Oikawa, bitte..", flüsterte ich aus der Haustür hinaus, ehe ich wieder schloss und an ihr heruntersank. Ich spürte, dass sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten, aber ich wollte nicht weinen, es stand mir nicht zu. Oikawa hatte nicht mich verletzt, sondern ich ihn; und trotzdem siegten am Ende die Tränen. Es war die Wut auf mich selbst, die mich am Ende doch dazu brachte zu weinen. Ich verstand einfach nicht, wie es dazu kommen konnte und je öfter ich mir diese Frage stellte, desto unbegreiflicher wurde es für mich. Seit ich denken konnte, war Oikawa an meiner Seite. Wir waren immer auf der selben Schule, haben zusammen Volleyball gespielt und waren auch sonst noch nie länger als zwei Wochen voneinander getrennt. Zusammengekommen sind wir bereits im zweiten Jahr der Oberschule. Dann hatten wir mehrere Jahre eine Fernbeziehung geführt, weil Oikawa nach Argentinien gegangen war um Profivolleyballer zu werden und ich in Californien mein Studium zum Sportarzt gemacht hatte. Natürlich war es nicht immer leicht, aber keiner von uns hat je mit dem Gedanken gespielt Schluss zu machen.Ein Leben ohne den Braunhaarigen an meiner Seite war für mich unvorstellbar. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, war ich nach Japan zurückgekehrt. Tōru war in Argentinien geblieben, dort war eben sein Team. Ein paar Jahre später war er für mich ebenfalls nach Japan zurückgekommen. Kurz darauf hatten wir ein Haus gekauft und waren zusammengezogen. Das war, was wir beide immer wollten. Gerade in der Zeit, in der wir eine Fernbeziehung geführt hatten, gab es hin und wieder mal Streit, aber das war eben normal. Die Entfernung machte es uns eben auch nicht leichter, wir vermissten einander und waren es nunmal nicht gewohnt soweit voneinander entfernt zu sein; und das auch noch über so einen langen Zeitraum. Unsere Beziehung war trotzdem nie in die Brüche gegangen. Ich liebte Oikawa, schon immer. Er erfüllte mein Leben mit Freude, ohne ihn gäbe es nicht viel positives in meinem Leben. Egal wann, Tōru spürte wenn es mir schlecht ging und war für mich da. Das er mich besser als jeder andere kannte, war kein Wunder. Auch, wenn er Godzilla nicht besonders mochte, guckte er die Filme mit mir immer wieder aufs Neue. Als ich daran gezweifelt hatte, dass ich mein Studium schaffen würde, war er derjenige, der mir Mut zugesprochen hatte, sich um mich gekümmert und mir die Angst genommen hatte. Für mich war, dass ich ihn liebte nie eine Frage, denn das tat ich aufrichtig und von ganzem Herzen. All das machte mein Handeln so unverständlich für mich selbst. An dem Abend war ich betrunken. Ein Mann im Alter von 20-25 Jahren kam zu mir, zu der Zeit hatte ich schon relativ viel Alkohol im Blut. Wir haben geredet und noch mehr getrunken. Tōru war zu dieser Zeit noch nicht in Japan und an besagtem Abend vermisste ich ihn besonders, deshalb war ich in der Bar. Der Mann, mit dem ich Oikawa betrogen hatte, sah ihm ähnlich, war allerdings um längen nicht so schön und hatte noch dazu einen beschissenen Charakter. Es hätte nie dazu kommen dürfen. Egal, wie sehr ich den Zuspieler auch vermisst habe, es ist keine Entschuldigung für mein Handeln. Möglicherweise habe ich damit alles zerstört. Tōru und ich wollten heiraten, eine Familie gründen. Für mich war er schon immer meine Familie gewesen und ich seine. Mit seiner eigenen Familie war der Braunäugige nie besonders gut klargekommen. Seine Eltern hatten immer viel zu tun und waren ständig auf Geschäftsreise. Dazu kam, dass sie immer ein Mädchen wollten, keinen Jungen. Sie haben es Oikawa gegenüber nie direkt gesagt, aber man konnte sehen, dass er in gewisserer Art und Weise unerwünscht war. Nachdem er seinen Eltern gesagt hatte, dass er gay und mit mir zusammen wäre, sind sie ausgerastet. Es gab einen riesigen Streit nach welchem er bis zum Abschluss der Highschool bei mir gewohnt hatte. Kurz nach unserem Abschluss war er nach Argentinien gegangen, zu seinen Eltern hatte er den Kontakt abgebrochen. Jeder konnte sehen wie sehr sie ihn dafür verachteten, dass er nun nicht nur nicht das Mädchen war, was sie immer wollten, sondern auch noch gay. Wahrscheinlich waren die Beiden nun auch noch wütend darüber, dass sie niemals eine Schwiegertochter bekommen würden. Allerdings hatte Tōru nicht nur mit seiner Familie zu kämpfen, sondern auch mit einem Knie, das ihn fast seine Kariere gekostet hätte. Trotz seiner Probleme hatte er es geschafft stets gute Noten zu haben, unser ehemaliges Team erfolgreich zu führen und seinen Freunden gegenüber immer ein guter Freund zu sein. Vor Spielen hat er allen immer Mut zugesprochen und ihnen Tipps gegeben, nach einer Niederlage hat er nie geweint, sondern den anderen aufmunternde Worte zugesprochen und ihnen gesagt, dass eine Niederlage nicht nur Schlechtes mit sich bringt, da wir durch sie lernen unsere Fehler zu verbessern. Auch, wenn das Team ihn hin und wieder geärgert hat, haben wir alle zu ihm aufgeschaut. Wir wussten es alle, er war der stärkste Spieler unseres Teams und ohne ihn wären wir nie soweit gekommen. Man sah ihm an, dass sein Knie ihm Probleme und Schmerzen bereitete, aber er hat trotzdem immer weiter trainiert, weil er besser werden wollte. Sein Ergeiz trieb nicht nur ihn, sondern auch die anderen an. Das wir es nie geschafft hatten, gegen die Shiratorizawa und ganz speziell Ushijima zu gewinnen, setzte ihm zu, aber als Karasuno, welche Kageyama als Zupieler hatte uns dann auch noch besiegte, war er am Boden. In dieser Zeit trainierte er so viel, dass sein Knie irgendwann einfach nachgab. Mitten im Training kam er nach einem Aufschlag schlecht auf, sein Knie knickte zur Seite was dazu führte, dass er im Krankenhaus landetet. Selbstverständlich hatte ich ihn begleitet, wie hätte ich ihn alleine lassen können? Selbst, als er sichtbar Schmerzen hatte, wollte er, dass ich beim Team bleibe, immerhin war ich der Vize-Capitain. Das Wohlergehen anderer stellte er immer über sein Eigenes. Oikawas Leben war von Problemen geprägt, aber trotz dessen war er anderen gegenüber stets höflich und freundlich und zauberte jedem ein Lächeln aufs Gesicht. Auch ich bewunderte ihn dafür. Ich stellte mir immer wieder die Frage, wie ein Mensch so stark sein konnte. Wir sind unterschiedlich, der Brünette ist aufgeweckt und extrovertiert, während ich mich lieber zuhause verkrieche, aber das klappte durch Tōru nie ganz so gut. Irgendwie bin ich froh darüber, ohne ihn wäre mein Leben nur halb so aufregend. Es gibt unfassbar viele Dinge, die ich mit ihm erlebt habe, so viele Orte, die wir zusammen erkundet haben. Meinen ersten Kuss habe ich ebenfalls an Oikawa verloren, aber ich bereue es nicht. Ich bereue nichts, was mit dem Größeren zu tun hat. Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich, dass es bereits dunkel war. Wie viel Zeit war denn bitte vergangen? Was würde ich tun, wenn er wirklich nicht mehr zurückkommt? Ohne Tōru bin ich nichts. Mir war schwindelig vom ganzen Weinen. Alles drehte sich. Wann hatte ich jemals so geweint? Ohne es zu merken, schlief ich ein.-
Durch das Klicken eines Schlosses wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Mich an das Licht gewöhnend, öffnete ich langsam die Augen. Als ich meine Umgebung richtig wahrnahm, waren in meinem Sichtfeld zwei Beine. Nach oben sehend merkte ich, dass diese zwei Beine zu meinem Freund gehörten. Diesen Fakt realisierend war ich mit einem Mal hellwach und sprang auf. ,,Tōru, wo warst du? Geht es dir gut?", fragte ich ihn, wobei ich mir die zweite Frage hätte sparen können. Anstatt mir zu antworten ging er einfach an mir vorbei und die Treppe zu unserem gemeinsamen Schlafzimmer hinauf. Ein paar Sekunden später folgte ich ihm. Oikawa schien mit allen Mitteln zu versuchen mich zu vermeiden, denn als ich in unserem Zimmer ankam, lag er bereits im Bett. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich zu ihm gehen sollte. Höchstwahrscheinlich wollte er mich gar nicht sehen. Letztendlich entschied ich mich nach ungefähr fünf Minuten, die ich ihn einfach nur angestarrt hatte dazu, zu ihm zu gehen. Ich kniete mich vor ihn und sah ihn einfach nur an. Scheinbar spürte er meinen Blick, denn er öffnete die Augen und belegte mich mit einem Blick, den ich nicht zu deuten wusste. ,,Willst du, dass ich hier oder auf dem Sofa schlafe?", fragte ich leise. Eine Antwort blieb aus. Tōru drehte sich einfach von mir weg, wodurch er mit dem Rücken zu mir lag. Seufzend stand ich auf. Ein ,,Schlaf gut" murmelnd verließ ich das Zimmer. Wahrscheinlich brauchte er einfach Zeit und das konnte ich mehr als nur verstehen. Ich konnte froh sein, dass er überhaupt zurückgekommen war. Am Besten sollte ich einfach schlafen gehen.
-
To be continued...
DU LIEST GERADE
Some things cannot be undone
FanfictionWas Iwaizumi getan hatte war ohne Frage falsch. Er hatte dadurch viele Probleme in seine Beziehung gebracht, doch würde dieser Fehler seine Beziehung komplett ruinieren? - Mir gehört lediglich die Story und die Idee dahinter, die Charaktere und ve...