Farewell?

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Die nächsten Wochen waren der reinste Horror. Ich sah Tōru kaum noch. Es war quasi unmöglich nicht zu bermerken, wie er sich immer mehr von mir distanzierte. Unsere gemeinsamen Freunde hatten mich schon ein paar mal darauf angesprochen, was zwischen uns los wäre. Normalerweise traf man Oikawa und mich überall nur zusammen an, sogar beim Einkaufen. Natürlich fiel es auf, dass wir nur noch einzeln gingen. Anscheinend schien Tōru niemandem gesagt zu haben, was los war. Höchstwahrscheinlich wollte er nicht, dass irgendjemand etwas davon wusste. Er hasste es, wenn andere ihn bemitleideten und spielte sich vor allen immer als stark und unerschütterlich auf. Eigentlich würde er mit mir über das sprechen, was passierte, aber das konnte er ja jetzt schlecht. Ich war seine Vertrauensperson und er meine. Morgens, wenn ich aufwachte, war er bereits aus dem Haus und abends kam er erst dann nachhause, wenn ich schlief. Zumindest schien er zu denken, dass ich schlief, denn in Wahrheit lag ich jede Nacht wach, weil ich nicht schlafen konnte. Die Gefühle der Reue und der Schuld fraßen mich auf. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Mittlerweile waren zwei Monate vergangen. Zwei Monate, seit denen Oikawa mich weder angeschaut, noch mit mir geredet hatte. Seine Stimme fehlte mir. Die Art und Weise, auf die er mich immer mit seinen wunderschönen Augen ansah genauso. Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Irgendwas musste ich tun, aber was? Jedes Mal, wenn ich versucht hatte mit Tōru zu reden, hatte er mich ignoriert, ich wusste nicht einmal, ob er mir zugehört hatte. Wahrscheinlich war es nur eine Zeit der Frage, bis er mich verlassen würde. Gott, wie habe ich es geschafft alles so sehr zu ruinieren? Warum kann man die Zeit nicht zurückdrehen? Warum kann nicht alles wie früher sein? Das früher, in dem wir jede freie Sekunde zusammenverbracht haben und einander angesehen haben, als ob es auf der Welt nur uns gäbe. Als ob alles möglich wäre, solange wir einander hätten. Was würde ich nur geben um-
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich ein Auto hörte, dass vor unserem Haus parkte. Neugierig ging ich zum Fenster und sah nach draußen. Aus dem Auto stiegen gerade zwei Leute aus, welche sich als Oikawa und Kuroo herausstellten. Kuroo lief um das Auto herum und umarmte Tōru. Genau sehen konnte ich es nicht, aber ich war mir sicher, dass er meinem Freund noch einmal zuzwinkerte, ehe er wieder ins Auto stieg und davon fuhr. Oikawa winkte ihm nach, ehe er sich lächelnd umdrehte und sich auf den Weg zur Haustür machte. So hatte er lange nicht mehr gelächelt. Es war ein ehrliches Lächeln. So ein wunderschönes. Eins, mit dem er mich lange nicht mehr angesehen hatte. Irgendwie gefiel mir das mit Kuroo gar nicht. Zwar wusste ich, dass dieser etwas für den ehemaligen Zuspieler der Nekoma überhatte, aber ob die Beiden zusammen waren konnte ich nicht beantworten. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, das der Größere nicht alleine war und lächeln konnte, aber es machte mir nur noch mehr Angst. Angst, dass er mich nicht mehr brauchte. Als ich die sich öffnende Tür hörte, erhob ich mich sofort von der Coach. Bei Oikawa angekommen drückte mir dieser nur Post in die Hand, ehe er selbst mit einem Brief nach oben verschwand. Das Lächeln auf seinem Gesicht war verschwunden. Mit einem seufzen begab ich mich zurück ins Wohnzimmer, um mir die Post anzugucken. Später würde ich nochmal probieren mit Tōru zu reden. Irgendwann musste er ja anfangen wieder mit mir zu reden. Naja, theoretisch musste er das nicht, aber ich hoffte trotzdem, dass er es tun würde. Vielleicht sollte ich einfach eine Runde joggen gehen. Möglicherweise würde mir dabei irgendetwas einfallen, durch das ich die jetzige Situation verbessern konnte. Ich schrieb noch schnell einen Zettel auf dem stand 'Bin joggen und in einer 3/4 Stunde zurück. Ich liebe dich' und klebte ihn an den Kühlschrank. Falls er den Zettel sehen würde, würde er das 'Ich liebe dich' wahrscheinlich eh nicht ernst nehmen, aber ich musste es einfach mit auf den Zettel schreiben. Nach allem was passiert war versuchte ich ihm so gut wie es ging klar zu machen, dass ich ihn immer noch liebte. Ob das klappte wusste ich nicht, aber der kleine Funken Hoffnung in mir trieb mich an. Da ich mich nicht mehr umziehen musste, zog ich mir einfach nur meine Schuhe an und schnappte mir meine Schlüssel.

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Am Ende war ich ganze 42 Minuten unterwegs. Mir war absolut nichts eingefallen, aber ich hatte den Kopf etwas frei bekommen. Die Luft war klar, weil es zuvor geregnet hatte und die Temperatur war angenehm. Als ich ins Haus trat hörte ich aus der Küche die Geräusche von Geschirr und Besteck. ,,Hey, ich bin wieder da. Ich gehe eben duschen..", sagte ich im vorbeigehen zu Oikawa und blieb kurz im Türrahmen stehen. Er drehte sich nicht um und sagte nichts, aber ich wusste, dass er mich gehört hatte, denn seine Schultern hatten gezuckt. Oben in unserem Zimmer angekommen ging ich direkt ins Badezimmer, welches mit unserem Schlafzimmer verbunden war.

Some things cannot be undoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt