An manchen Tagen

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An manchen Tagen- vielen, wenn ich so drüber nachdenke- stand ich bereits hier und war glücklich. Ich verspürte nichts, bis auf pure Freude. Und wenn ich von der Arbeit nach Hause ging, spiegelte sich ein wunderschönes Farbenspiel aus tausenden Rot-, Orange- und Gelbtönen in der glasklaren Oberfläche des Sees. Die letzten Sonnenstrahlen schienen mir angenehm warm ins Gesicht und ein erfrischend kühler Wind blies mir durch die Haare. Die Spatzen sangen und die Schwalben, welche allseits bekannt waren , als die Akrobaten der Lüfte, flogen waghalsige Manöver über dem Wasser. Bald war es soweit und ich würde wieder mit meiner Familie -meiner Frau und unseren beiden wundervollen Töchtern- vereint sein und wir können zusammen abendessen. An manch' anderen Tagen, wenn ich Streit mit meiner Frau hatte, oder ich mal wieder drohte, unter der Last und dem Stress, den meine Arbeit mit sich brachte, zu zerbrechen, überkam mich tiefste Traurigkeit und mir war zum Weinen zumute. Oft regnete es und ein unangenehmer, nasskalter Wind blies mir um die Ohren, weshalb ich begann, bis auf die Knochen zu frieren, und ich meine Jacke eng um mich schlang. An diesen Tagen kam ich meist erst spät nach Hause und ein gespenstisch, schwacher Schleier umgab die Nacht. Doch heute ist keiner dieser Tage. Heute haben wir eine warme Sommernacht und der Vollmond spiegelte sich in der ruhigen Oberfläche des Sees. Und während ich hier so stehe, denke ich über das Leben nach. Es war Mittag, als bei uns der Notruf ankam. Das gesamte Haus stand bereits lichterloh in Flamen und durch dicke, pechschwarze Rauchwolken im Inneren drangen verzweifelte Schreie zu uns nach draußen. Ein Mann, seine Frau und ihre beiden Kinder waren in den Inferno eingeschlossen. Wir haben versucht, uns Zugang zum Haus zu verschaffen, doch es war zu spät, und so wurden die Leben von vier Menschen -alle mit Träumen, Zielen und unterschiedlichen Hoffnungen -auf einen Schlag ausgelöscht. Dieser und die vielen weiteren Einsätze erinnern mich immer wieder daran, wie wertvoll unser Leben ist und wie sehr wir darauf aufpassen müssen, denn von dem einem auf den nächsten Moment kann alles vorbei sein. Ich mache mich gedankenverloren und mit Tränen in den Augen, aber einem Lächeln im Gesicht, auf den Weg durch die kühle Nacht zu mir nach Hause. Zu meiner Frau und meinen wunderbaren Töchtern, welche sicherlich schon auf mich warten.

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