5. Kapitel

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Schwer seufzte ich und blicke hinaus auf den dunklen Nachthimmel. Der Halbmond schien hell durch die dünne Wolkendecke und tauchte den Park unter mir in ein kühles Licht. Es war weit über Mitternacht und sowohl Laila und Julia, also auch Antonia und Kai waren schon vor Stunden schlafen gegangen. Auch ich hatte mich bettfertig gemacht, doch ich war überhaupt nicht müde, ganz im Gegenteil, ich spürte beinahe, wie die Energie durch meine Adern pumpte. Nachdenklich fuhr ich mir mit meinen Händen durchs Gesicht und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Glasscheibe, während ich den Park unter mir beobachtete. Der Abend war wunderschön gewesen, nach der zweiten Portion Pizza, die gerade einmal zur Hälfte aufgegessen wurde, hatte Kai noch drei Packungen Chips hervorgezaubert und wir hatten noch lange mümmelnd am Tisch gesessen und Brettspiele gespielt. Schließlich hatten wir sogar noch einen Film angefangen, doch als Laila irgendwann in Kai's Arm eingeschlafen war und Antonia meinte, wenn sie nun noch irgendetwas essbares nur sehen würde, sie sich übergeben müsste, hatten wir uns schließlich alle gute Nacht gewünscht und waren ins Bett gegangen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich an meine Freunde denken musste. Es war beinahe so, als wären wir wieder auf Federstein. Natürlich fehlten Kjell und Antonia war neu, aber die Stimmung war die Gleiche. Ich musste an den Abend nach unserem Theaterstück denken, auch da waren wir lange aufgeblieben, hatten uns mit allem möglichen vollgestopft und hatten so lange getanzt, bis uns allen schlecht war. Schon dachte ich wieder an Kjell und seine verschmitzten Augen, als ein langsamer Walzer gespielt wurde und er mich einfach auf die Tanzfläche gezogen hatte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Kjell. Er hatte heute Abend gefehlt. Wie sehr ich ihn doch vermisste, fast noch mehr als Julia und Laila, als diese noch nicht hier waren. Seine glitzernden Augen, wenn er wusste, dass ich etwas Verrücktes vorhatte. Sein blondes Haar, dass ihm immer verschwitzt ins Gesicht hin, wenn er geritten war. Sein Duft, der immer so stark nach Freiheit, Pferden und Sommer roch, dass ich immer sofort dort hineingezogen wurde, wenn er mich umarmte. Schwer schluckte ich. Wahrscheinlich würde er mich nie wieder umarmen können. Wie auch. Er würde dieses Jahr sogar in Deutschland bleiben und nicht zurück nach Schweden umziehen, da er beschlossen hatte, doch auf Federstein zu bleiben, um dort sein Abitur zu machen, so war ich sogar 3 Flugstunden von ihm entfehrt! Doch selbst wenn er in Schweden seien würde, ja, selbst wenn er in Norwegen leben würde, wie sollte ich ihn je Besuchen können? Ich war die ganze Zeit am Arbeiten, schrieb ebenfalls bald mein Artium, was das Abitur hier in Norwegen war, und ich könnte meinen Eltern unmöglich erklären, dass ich in einen Jungen verliebt war und ihn besuchen wollte. Ich hatten es den beiden immer noch nicht erzählt, und hatte ehrlich gesagt auch nicht vor, dieses bald zu tun. So wie ich meinen Vater kannte, würde er sich nur aufregen und schlimmstenfalls noch irgendetwas gegen Kjell unternehmen wollen! Wieder seufzte ich, warum war nur alles so kompliziert? Tief atmete ich durch. ,,Das wird schon. Irgendwann." Murmelte ich.

Müde gähnte ich, als ich am nächsten Morgen die Treppe hinunter zum Esszimmer hinunter stolperte. Es war schon ziemlich spät und Laila, Julia sowie Antonia waren schon einmal voraus zum Frühstücken gegangen, als ich ihnen ein Kissen an den Kopf geworfen hatte, als sie mich zu wecken versucht hatten. Verschlafen lief ich den Flur entlang, bis ich schließlich die riesige, verzierte Tür öffnete und in das Esszimmer eintrat. Dieses war nicht ganz so riesig, wie der Speisesaal, der bei Festen benutzt wurde, und auch zum Glück viel wohnlicher. Ich war die letzte, die sich an ihren Platz setzte und die anderen hatten schon angefangen zu essen. ,,Morgen Lea!" begrüßte mich Laila und Antonia und Julia nickte ebenfalls begrüßend. ,,Guten Morgen Tea." Meinte auch meine Mutter lächelnd. ,,Guten Morgen euch allen." Erwiderte ich und musste noch einmal ein Gähnen unterdrücken, ich hatte definitiv zu wenig geschlafen! Schweigen aß jeder sein Frühstück und selbst Laila war still, was aber vielleicht auch an meinem Vater lag, der wieder einmal seine volle Autorität ausstrahlte und mit Argusauge jeden musterte. Meiner Mutter schien das jedoch gar nicht aufzufallen ,,Was habt ihr heute den geplant?" fragte sie uns. ,,Vielleicht können wir ein wenig ausreiten gehen, das Wetter soll ja super werden." Schlug Kai vor und ich hob überrascht den Kopf ,,Gute Idee!" fand ich ,,Vielleicht können wir zum See reiten!" Auch Julia und Laila nickten erfreut ,,Super gerne!" fand Laila ,,Ich bin schon viel zu lange nicht mehr geritten!" Nur Antonia blickte auf den Boden. ,,Was ist los?" fragte Julia. ,,Ich kann nicht reiten." Gab Antonia ein wenig beschämt zu ,,Ich habe mich dafür nie sonderlich interessiert und in Stockholm ist es ja sowieso schwer, etwas zu finden!" ,,Hm." Machte ich ,,Aber ich glaube, dass sollte kein Problem sein. Wenn du dich traust, setzen wir dich einfach auf Mister Maximus, von dem fliegt keiner runter und lenken muss man ihn auch nicht." Schief grinste ich ,,Aber natürlich nur wenn du willst." ,,Wenn das wirklich geht." Antonia sah unentschlossen aus, doch dann straffte sie die Schultern ,,Dann würde ich mich total freuen mit zu reiten." ,,Na also." Murmelte Laila und grinste. ,,Plan für den Tag also gemacht." Lächelte meine Mutter ,,Viel Spaß euch! Liv kann euch bestimmt fahren, sie wollte später sowieso noch einmal herkommen, um die Listen der Verkaufspferde vorbeizubringen." ,,Na dann." Grinste Kai ,,Machen wir uns fertig und warten, bis Liv kommt!"

Fire Heart- Anfang der BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt