Valentia

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„Also dafür, dass du irgendwann die Mafia übernehmen sollst, schießt du verdammt schlecht." Natürlich würde sich niemand anderes als meine kleine Schwester über meine schlechten Schießergebnisse lustig machen.

„Sagt diejenige, die sich beim Rückstoß der Pistole beinah die Nase gebrochen hat.", konterte ich und ihr selbstgefälliges Grinsen verschwand direkt aus ihrem Gesicht. Meins hingegen wurde nur größer.

„Du hast versprochen es nie wieder mehr zu erwähnen!"

Obwohl ich noch kurz über meinen Konter schmunzeln musste und sie mir von der Seite angepisste Blicke zuwarf, hatte sie mit ihrer Aussage recht. Mariana und ich waren nun schon seit Stunden hier unten am Schießstand. Während ich versuchte den Kopf und nicht jedes Mal die Schulter oder den Hals zu treffen, saß sie ruhig auf einem Stuhl und tippte auf ihrem Handy herum.

„Warum bist du überhaupt hier unten? Ich dachte du gehst heute mit Dad essen." Mariana war Dads kleine Prinzessin, die beiden gingen fast jeden Abend gemeinsam essen, während ich am Trainieren oder am Lernen war.

Nicht, dass es mich stören würde.

Dad und ich hatten noch nie eine richtige Beziehung zu einander und das war okay. Ich war seine Erbin und musste mich deshalb von klein auf beweisen und besser sein als alle andere. Viel Liebe gab es nicht, aber ich war froh, dass er bei meiner Schwester nicht so war.

Sie ging mir zwar tierisch auf die Nerven, aber sie war der Mensch, denn ich auf der Welt am meisten liebte. Ich würde alles für sie tun.

„Er hat mir abgesagt. Irgendein wichtiger Termin ist dazwischen gekommen oder so.", antwortete sie knapp und nahm nicht einmal den Blick von ihrem Handy.

„Deswegen bist du also hier. Dad hat dich sitzen gelassen und jetzt gehst du zu deiner großen Schwester, damit du nicht so alleine bist." Ich schenkte ihr einen falschen mitleidsblick und sie rollte darauf genervt ihre Augen.

„Nein, Valentia. Ich bin hier, weil ich dich etwas fragen wollte."

Ihre Stimme war plötzlich ganz ernst. Jedes Anzeichen von Sarkasmus war weg und in mir machte sich sofort ein unwohles Gefühl breit. Ich nahm die Ohrenschützer ab und legte endlich die Waffe weg, bevor ich mich gespannt zu ihr umdrehte.

Sie hatte den Blick von ihrem Handy abgewendet und schaute nun mich ernst an. Was auch immer sie gleich fragen wollte, es wirkte so als könnte sie anhand meiner Körpersprache bereits die Antwort lesen.

„Hau raus.", forderte ich sie schlicht auf und lehnte mich an der Wand an, ohne meinen Blick von ihr zu nehmen.

„Wer ist Miguel da Silva?"

Das war die letzte Frage mit der ich gerechnet hatte.

Und auch die einzige, die ich ihr niemals beantworten wollte. Sie hatte nur seinen Vornamen ausgesprochen und mir fiel direkt mein Herz in die Hose.

Es gab nämlich nur eine Sache, bei der ich und mein Vater uns immer einer Meinung waren; Mariana sollte nicht an dem Mafia Leben teilhaben.

Aber wer den Namen Miguel da Silva kannte- dann steckte man bereits mitten drinnen.

Natürlich wusste Mariana wer wir waren, wer unser Dad war und was wir taten um unser Geld zu verdienen. Aber Mariana spielte keine Rolle in den Geschäften meines Vaters. Das hat mein Dad meiner Mutter, kurz bevor sie starb, versprochen.

Deshalb ging Mariana auf eine Privatschule unter den Namen Maria Santa Cruz, während ich ganz normal auf eine staatliche Highschool ging unter meinem echten Namen. Es gab nur wenige Menschen auf der Welt, die wussten wer ich war. Wüsste jeder das ich zu der dos Santos Familie gehörte, bzw. dass ich die Nachfolgerin des großen Bosses war,  hätte ich schon mehrere hundert Attentate überleben müssen und könnte nicht ganz normal die Highschool besuchen und jetzt das College.

the devil's trapWo Geschichten leben. Entdecke jetzt