Kapitel 2 - Coreiy

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Wimmernd rollte sich der Jungdrache vor mir zusammen. Ich setzte meine Klaue langsam wieder auf den Boden, obwohl ich eigentlich noch einmal hatte zuschlagen wollen. Doch dieser Schwächling war es nicht wert. Er zuckte sogar zusammen, als meine schwarzen, Krallen auf dem kalten Stein klackten und in der dunklen Höhle durch das Echo weitergetragen wurden. Ich grinste überlegen und knurrte gleichzeitig genervt. Das war das Zeichen für den Kleinen, das Weite zu suchen. Vermutlich lief nun heulend zu seiner Mutter. Doch darüber brauchte ich mir keine Gedanken zu machen. Mir würde ohnehin niemand etwas tun. Dafür hatten all zu viel Angst vor der drakonischen Königin von Glateschwa, Fionnuala, meiner Mutter. Ich drehte mich zu den anderen Fluglingen hinter mir um und grinste in die Runde. Sie waren alle älter als ich, doch war ich größer und stärker.

„Na, sagt schon, wer ist der Größte?“, fragte ich die anderen Drachen.

„Du natürlich, Coreiy“, sagten alle laut und ich nickte zufrieden.

„Das habt ihr gut erkannt und nun lasst uns endlich ein paar Riesen ärgern gehen. Seit der Kleine mir vor die Füße gelaufen ist, hab ich noch mehr das Bedürfnis diesen riesen Dummschädeln ein auszuwischen“, meinte ich und lachte laut auf, während ich meine schwarz-roten Flügel aufspannte und durch den kleinen Spalt hinaus in den unaufhaltsamen Schneesturm flog. Dort schraubte ich mich in immer kleineren Kreisen in den schwarzen Himmel, während ich darauf wartete, dass die anderen aus der Höhle geflogen kamen. Wobei ich das ja nicht wirklich fliegen nennen will. Immer wenn ich denen zuschaute, glaubte ich, sie jeden Moment abstürzen zu sehen. Aber mir war es egal. Sollten sie doch nach unten in die Felsen krachen und sich alle Gliedmaßen brechen. Ich akzeptierte nur starke Drachen in meiner Gruppe. Schließlich drehte ich noch ein Kreise und sauste dann auf die Felswand zu, vor der sie nun flogen. Kurz vor ihnen bremste ich ab und flog mit zwei Flügelschlägen wieder voraus zwischen das Schneetreiben. Nun guckte ich mich nach einen von diesen Riesen um. Sie lebten auch in unserem Land, doch abgesehen davon, dass sie Kriegszeiten für uns kämpfen würden, waren diese Strohschädel einfach nicht zu gebrauchen. Sie waren dümmer als lästigen Trolle, die ihr Reich direkt unter unserem hatten. Würden wir Drachen auch unter der Erde fliegen können, hätte ich meiner Mutter gesagt, dass sie die stinkenden Monster alle verbrennen soll.

Dann endlich sah ich die Silhouette eines Riesen. Er hatte sich zwischen zwei gigantischen Bergen zum Schlafen hingelegt. Unter dem Körper des Riesen sah ich einen zu gefrorenen Fluss. Ich grinste. Dem würde Hören und Sehen vergehen. Mit einem Blick zurück bedeutete ich den anderen, dass ich einen der Dummschädel gefunden hatte. Ich sah, wie sie sich alle anguckten und lachte auf. Diese Trottel hatten anscheinend Angst, den Riesen aufzuwecken. Ich schüttelte den Kopf und landete auf der Nase des Riesen. Tief bohrte ich meine Krallen in das blau-grüne Fleisch des Schlafenden, was diesen jedoch nicht störte. Damit hatte ich jedoch gerechnet. Also beugte ich mich ein kleines bisschen vor. Ich spannte meinen Körper an und ließ im Inneren meine Flamme auflodern. Schließlich ging ein Ruck durch meinen Körper und ich entließ die aufgestaute Energie, in Form von gelben Feuer, in die Nasenlöcher des Riesen. Ich verkohlte ihm dabei nicht nur die Nasenflügel, sondern steckte zudem auch seine Nasenhaare in Brand. Die unerwartete Hitze in seiner Nase ließ den Riesen aufwachen. Schnell ließ ich die Nase los, als der Riese sich aufsetzte. Mit einer Hand fasste er sich an die brennende Nase, die andere Schlug gegen den rechten Berg und zusammen mit einem schmerzerfüllten Schrei schickte dies eine Lawine los. Die Eis- und Schneeklumpen schlugen auf den Kopf des Riesen ein. Dieser brüllte noch mal, was mich wenig interessiert und flog stattdessen von hinten auf den den Strohschädel zu. In der Luft erzeugte ich noch einmal ein Feuer und zündete so seine wenigen Haare, die er auf dem Kopf hatte an. Entsetzt und verwirrt sprang der Riese auf, was er wohl besser gelassen hätte. Denn kaum stand er, schon rutschte er auf dem zugefrorenen, breiten Fluss unter ihm aus und knallte mit der Nase voran wieder in den Schnee. Ich konnte nicht mehr vor Lachen. Langsam flog ich zu den anderen, die im sicheren Abstand auf einem anderen Berg gewartet hatten und sah dabei lachend zu, wie sich der Riese, die mittlerweile blutende Nase hielt.

Was ich jedoch nicht mit eingerechnet hatte war, dass der Wind auf einmal umschlug und mein Lachen anscheinend zu dem kleinen Gehör des Riesen brachte. Jedenfalls sah dieser plötzlich in unsere Richtung und brüllte wütend auf, als er uns auf dem mit Schnee bedeckten Berghang entdeckte. Während wir der herannahenden Faust des Riesen auswichen, kugelte ich mich immer noch vor Lachen. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr gehabt.

Auch auf dem nach Hause Weg hatte ich immer noch Tränen in den Augen. Die anderen lachten zwar mit mir, doch sie konnten mir nichts vormachen. Ich erkannte falsches Lachen vom richtigen. Doch es war mir egal, solange sie mir gehorchten, ließ ich es zu, dass sie mir etwas vor spielten. Ich brauchte keine Freunde, alles was ich wollte war Macht und diese Schwachköpfe gaben mir diese. Schließlich näherten wir uns dem großen Berg, den wir Drachen als die Hauptstadt ansahen. Hier hauste die Königin. Durch den breiten Eingang roch ich frisch erlegtes Wild. Es schien aus dem Süden zu sein, denn es roch nicht, nach den üblichen Ziegen und Steinböcken, die die einzigen waren, die von den Pflanzenfressern hier oben in den Bergen überleben konnten. Und so war es auch. Kaum das wir gelandet waren, schlug es mich schon in Richtung des herrlichen Duftes. Das Ärgern des Riesen hatte mich hungrig gemacht.

Die Neunte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt