Der Kaugummi

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"Wieso lehnst du mich immer wieder ab??", entgegne ich mit deutlichem Schmerz in meiner Stimme. "Du weißt so einfach ist das nicht! Es funktioniert eben nicht. Komm endlich darauf klar.", schreit sie in einem ungewöhnlich ruhigen Ton.
Ich sah sie gestern mit einem anderen Mädchen in der Bar, doch davon weiß sie nichts.
Bestimmt ist es wegen ihr, doch ich möchte diesen Gedanken so gut es geht ignorieren. Dafür liebe ich sie zu sehr.
Leider funktioniert dies nicht und ich muss sie fragen. "Ist es wegen jemand anderes? Sei ehrlich.. Ich weiß, dass ich gerade sehr direkt bin, aber ich will nur Klarheit.."
"Wäre möglich.", entgegnet sie leicht beschämt, aber zögert kein bisschen.
Meine Augen ertrinken nun fast in Tränen. Ich wusste es würde mich verletzen, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so sehr schmerzt.
Ich stehe still vor ihr, während mein Körper innerlich am durchdrehen ist. Dieses Gefühl hatte ich nicht zum ersten Mal, doch trotzdem ist es unaushaltbar. Meine Hände bilden eine Faust und ich versuche die meisten meiner Gefühle zu verdrängen.
Nun drehe ich ihr mein Rücken zu und laufe aus dem Haus zu meinem Fahrrad. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Ich greife mit voller Wut zum Rad und steige drauf.
Ich weiß, dass es keine gute Idee ist vor allem wegzurennen, doch machen tu ich es trotzdem.
Die Räder meines Fahrrads werden immer und immer schneller.

Es ist der nächste Morgen und ich packe ein Buch aus meinem Rucksack raus, um darin zu zeichnen. Ich habe ihr alles von mir Preis gegeben und das sollte bestimmt nicht mehr vorkommen. Klar ist es verdammt lächerlich, dass ich das alles so angehe, denn schließlich ist nicht jeder so.
Nun ich widerspreche mir andauernd und dies lässt mich verrückt werden.
Ich zeichne in mein Buch und bin zum ersten Mal fast komplett zufrieden mit meiner Zeichnung.
Persönlich finde ich, dass Zeichnungen nicht gleich perfekt aussehen müssen. Jeder "Fehler" passt immer perfekt in eine Zeichnung. Man muss sich ja auch nicht gleich mit großen Künstlern vergleichen. Das wäre durchaus sinnlos.
Ich packe das Buch wieder in mein Rucksack und ziehe mich um. Ich werde heute auf eine neue Schule gehen.. Ausgerechnet die, in der meine Ex-Freundin ist. Kaum auszuhalten, doch mal sehen, ob ich ein paar Freunde finde.

2 Stunden vorbei und endlich klingelt die Schulklingel.
Ich mag die Pausen an der Schule nicht, aber ohne Pausen würde ich hier nur durchdrehen.
Direkt wende ich mich zu meinem Rucksack und hole mir einen Energydrink heraus, denn gestern konnte ich nur schlecht schlafen.
Ich begebe mich zu den Toiletten und schlendere langsam den Flur entlang.
In den Toiletten angekommen, setze ich mich auf den Boden. Der Raum in denen die Toiletten stehen ist immer so ein kleiner Rückzugs Ort.
Doch eins muss ich schon zugeben.. Diese Schule ist toll, denn sie bietet viele Möglichkeiten an.
Direkt als ich die 10 Klasse beendet habe, habe ich mich bei dieser Schule angemeldet.
Sie fördern Leute, die sich durch Kunst ausdrücken und sie veröffentlichen wollen. Klar schaffen es nicht alle weit, trotzdem finden sie Möglichkeiten sich kreativ auszuleben.
Außerdem geht mein Bruder in die gleiche Klasse wie ich und wir haben ein enges Verhältnis zueinander.
In diesem Moment kommt eine Person in den Raum, die sich dann auch als mein Bruder zeigt.
"Schon wieder die Toiletten?", fragt er mich sarkastisch.
Bestimmt denkt ihr euch, dass es komisch und widerlich ist, dass er bei den Mädchentoiletten ist. Nein das ist er nicht, auf dieser Schule haben wir Mädchen, Jungs und sogar Geschlechtsneutrale Toiletten. Bedeutet, dass hier alle rein dürfen.
Ich finde das sehr gut, solange ich mir aussuchen kann, ob ich jetzt zu den Mädchen oder in den Geschlechtsneutrale Toiletten gehe.
"Das fragst du mich?", entgegne ich ebenfalls sarkastisch.
Er setzt sich zu mich und zieht einen Joint aus seiner Jackentasche. Mit einem erwartungsvollem Blick schaut er zu mir.
"Nach der Schule. Direkt am ersten Tag kann ich mir noch kein schlechten Eindruck leisten.", erkläre ich ihm, worauf er nickt und sich den Joint für sich selbst anzündet.
Er steht auf und öffnet das kleine Fenster, das ganz oben des Raums ist. Dazu klettert er dort drauf und beginnt immer wieder Mal an dem Joint zu ziehen.
"Klar, habe dir heute 4g besorgt und Filter. Die liegen in deinem Zimmer.", teilt er mir mit.
"Danke. Das habe ich wirklich gebraucht."
Wir hören, wie sich die Tür öffnet und ein Mädchen hinein kommt.
Lange, dunkel Braune Haare, die zu einem Zopf gebunden sind. Sie hat ein Undercut.
Das Mädchen trägt ein braun kariertes Hemd.
Sie lächelt mich an und schaut dann wieder in den Spiegel. "Hey, ich bin Esther und du bist?", fragt sie mich. "Ruth. Schöner Name!", antworte ich ihr.
"Hast du vielleicht ein Kaugummi? Ohne halte ich es heute ich nicht mehr aus. Ich kann erst wieder nach der Schule essen."
"Klar, warte."
Ich greife in meine Hosentasche und reiche ihr ein Kaugummi.
"Oh Melone. Meine Lieblings Kaugummis. Na dann danke! Ich muss los, man sieht sich."
"Ja, man sieht sich!", antworte ich aufgeregt.
Doch bevor sie das noch hören konnte, war sie schon aus dem Raum.
Ich schaue zu meinem Bruder der mich etwas fragwürdig mit einem Grinsen anschaut.

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