Haruka
Das Wasser lebt! Immer wieder fühle ich genau DAS, während mein Körper durch den Spalt gleitet, den ich mit meinen Händen in das Wasser schlage. Ich spüre, wie mich das Blau wie eine zweite Haut umhüllt. Wie sich an meiner Brust und meinen Oberschenkeln kleine Strudel bilden, die mich sanft necken. Ich liebe dieses Gefühl.
„...-ru-Chan!" höre ich eine gedämpfte Stimme und als ich den Kopf anhebe, erkenne ich die vertraute Silhouette am Beckenrand: groß, schlank, brünett- Makoto. Noch während ich mich vor den Startblöcken aufrichte, ziehe ich mir mit einer flüssigen Bewegung die Badekappe vom Kopf und schüttle mir das Wasser aus den Haaren. Dann ergreife ich die Hand, die mir mein bester Freund lächelnd entgegenhält, und werde kraftvoll aus dem Becken gezogen. Seine grünen Augen fixieren mich und er schenkt mir wieder sein unverwechselbares Lächeln. Augenblicklich rast eine Gänsehaut meinen Körper entlang. Eilig laufe ich zu meinem Handtuch und werfe es mir über die Schultern, während ich noch immer Makotos Blick in meinem Rücken spüre.
Normalerweise reagiere ich nicht so auf meine Mitmenschen, aber bei Makoto ist es anders- das war es immer schon. Seit wir uns das erste mal vor 15 Jahren bei der Einschulung in der Grundschule begegneten. Schon damals nahm mich sein aufrichtiges Lächeln direkt gefangen, seine Stimme vertrieb meine oft trüben Gedanken und seine Berührungen schenkten mir Geborgenheit. So ist es noch immer: er ist der einzige Mensch, bei dem ich wirklich ich selbst sein kann. Aber... bin ich das momentan? Eine warme Hand legt sich auf meine Schulter und seine sanfte Stimme dringt an mein Ohr. „Na los, komm schon, Haru-Chan. Lass uns nach Hause gehen." Als ich mich zu ihm umdrehe, treffen sich unsere Blicke und ich spüre, wie mein Herz mal wieder schneller zu klopfen beginnt. Verdammt, er sieht so gut aus in seiner enganliegenden Jeans und dem weißen Shirt, unter dem sich sein muskulöser Oberkörper abzeichnet. Auch wenn er inzwischen kurz vorm Abschluss seines Sportpädagogikstudiums ist, geht er noch immer regelmäßig schwimmen und joggen. Makoto ist für mich schon lange mehr als nur mein bester Freund. Seit der Mittelstufe. Richtig gemerkt habe ich es aber erst kurz vorm Abschluss der Oberstufe als ich zufällig sah, wie ein Mädchen aus der Parallelklasse ungeniert auf dem Flur der Schule mit ihm flirtete. Natürlich hatte er schon immer auch auf andere eine große Wirkung. Er ist charmant, freundlich, hat Humor, ist intelligent und einfach der beste Freund, den man an seiner Seite haben kann. Allerdings hat er bis heute keine ernsthafte Beziehung und das wundert mich- obwohl es mich natürlich auch freut. Ich möchte ihn nicht mit Jemandem teilen müssen...
Da ich völlig in Gedanken versunken bin, und keinerlei Anstalten mache, Makotos Aufforderung zu folgen, umfasst er mit seiner Hand meinen Arm und zieht mich sanft zu den Umkleiden. Glücklicherweise ist es nicht ungewöhnlich, dass ich immer wieder mal komplett in meiner eigenen Welt verschwinde, sodass dem Brünetten dies nicht komisch vorkommt. „Haru-Chan, wie schaffst du es eigentlich ein erfolgreicher Profischwimmer zu sein, wenn du dauernd Löcher in die Welt starrst?" Mit gutmütigem Spott in der Stimme knufft er mich leicht in die Seite, bevor er mich in die Kabine schiebt und davor wartet.
Möchte ich überhaupt noch Profischwimmer sein? Nachdenklich beginne ich, mich umzuziehen. Schon seit einiger Zeit spüre ich den Stress, den der ständige Druck zu gewinnen bei mir auslöst. Alles ist genau getaktet: wann ich esse, wann ich trainiere, wann ich schlafe. Anfangs hat mich das noch erfüllt und ich war glücklich, aber mittlerweile?
Makoto
Mit sorgenvollem Blick schaue ich auf die Kabinentür, die sich gerade hinter Haru geschlossen hat. Immer wieder bemerke ich, dass ihn in letzter Zeit etwas bedrückt. Seine blauen Seelenspiegel haben in den letzten Monaten viel von ihrem Glanz verloren, aber egal wie vorsichtig ich meinen besten Freund darauf anspreche, er macht direkt dicht und wechselt das Thema. Dabei wünsche ich mir so sehr, dass er glücklich ist. Leise seufze ich, während ich mich mit dem Rücken an eine Wand unweit der Umkleide lehne und auf den Boden starre. Der Schwarzhaarige war schon als kleines Kind sehr verstockt und verschlossen und nur mich lässt er hinter diese teilnahmslos wirkende Fassade schauen. Beim Gedanken daran, dass nur ich immer wieder den ‚echten' Haru zu Gesicht bekomme, schleicht sich ein zartes Lächeln auf meine Lippen, das sofort verschwindet, als ich mir eingestehe, dass er für mich trotzdem so unerreichbar ist. Ich wäre so gern mehr für ihn als nur sein bester Freund, aber ich möchte ihn eben auch nicht verlieren. Für mich ist er schon immer eine ganz besondere Person in meinem Leben und mittlerweile ist diese Sehnsucht fast unerträglich. Wie gern würde ich ihn küssen, ihm seine Haare aus dem Gesicht streichen, ihn im Arm halten und auch die nicht-jugendfreien Dinge mit ihm tun... Aus Angst unsere Freundschaft, die mir so unendlich viel bedeutet, zu zerstören, belasse ich es dabei, ihm ein guter bester Freund zu sein. Ich will ihn einfach nicht verlieren, denn das könnte ich nicht ertragen. Der Fußboden vor meinen Augen verschwimmt und sofort wische ich mir verstohlen die Tränen weg, die sich still ihren Weg über meine Wangen bahnen. Als sich die Kabinentür öffnet und Haru mir entgegentritt, habe ich längst wieder mein gewohntes Lächeln aufgesetzt und wir machen uns gemeinsam auf den Weg.
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Free! MakoHaru - Under your skin
FanfictionHaruka und Makoto haben inzwischen ihren Schulabschluss an der Iwatobi-Highschool gemacht und leben beide in Tokio. Haruka hat sich seinen Traum erfüllt und ist ein erfolgreicher Profischwimmer und Makoto steht kurz vor dem Abschluss seines Sportpäd...