Kapitel 47

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>>Können wir in den Wald gehen? << Es war der nächste Tag und Vincent passte wieder auf die drei Kinder auf. Lea, die gerade gefragt hatte, sah ihn mit großen Augen an.

>>Klar können wir das. Macht euch fertig, dann können wir los<<, antwortete der Omega. Die kleine Gestaltenwandlerin gab ein: >>Yaayy<< von sich und lief zu den beiden anderen, um es ihnen zu erzählen. Vincent sah ihr grinsend hinterher. Lea war verdammt süß. Die vier machten sich fertig und verließen dann das Rudelhaus. Vincent hatte seinen Gefährten noch Bescheid gesagt und ging dann mit den kleinen zum Rand des Waldes auf ihren Rudelgebiet.

>>Wenn ihr verwandelt seid, lauft ihr mir hinterher. Ich werde zu einer kleinen Wiese laufen, auf der ihr spielen könnt. Wenn ihr mir etwas sagen wollt, müsst ihr euch zurück verwandeln. Ich kann nicht über den Rudellink mit euch reden<<, erklärte der Omega den Kindern. Wenn diese nicht schon angefangen hätten sich zu verwandeln, während er redete, hätte er bestimmt erklären müssen, warum er den Link nicht benutzten kann, aber so war es ihm recht. Er wechselte ebenfalls zu seiner Wolfsform und lief dann los. Wie er wollte, folgten die drei Kinder ihm bis zu der mit Gras bewachsenen Stelle. Während er sich etwas abseits im Schatten der Bäume hinlegte, fingen die Welpen an miteinander zu spielen. Die jungen Wölfe kämpften spielerisch und jagten sich gegenseitig über die Wiese. Vincent beobachtete sie eine Weile. Er hatte als Kind nie mit den anderen Welpen mitspielen dürfen, da er ein Omega war.

Irgendwann legte er seinen Kopf auf seine Pfoten und schloss seine Augen. Sie waren mitten im Rudelgebiet, weshalb er sich keine Sorge um verwilderte Werwölfe, oder ähnliches machen musste. Heutzutage gab es so wie so nur noch selten Fälle von Gestaltenwandlern, deren Wölfe den Körper übernommen haben. Früher ist das noch relativ oft passiert. Wenn Werwölfe physisch krank werden, ist ihr Geist nicht mehr in der Lage ihren inneren Wolf zurückzuhalten und dieser verwildert. Sie werden dann nur noch von ihren tierischen Instinkten geleitet. Vor vielen Jahren ist das noch öfters passiert, da Rudel durch Kriege zum Teil vernichtet wurden, oder um jemanden zu erpressen, dessen Gefährte getötet wurde. Zum Glück gab es so etwas heute nur noch sehr selten, trotzdem bewegten sich die Ohren des Omegas konstant, um die Umgebung zu kontrollieren. Deswegen hörte er auch, als einige Zeit später ein Wolf auf sie zukam. Er öffnete wieder seine Augen und suchte den Wald um sie herum ab. Als er den Geruch nach Rosenöl, der von seinen Gefährten ausgeht, war nahm, entspannte er sich wieder.

Der Alpha kam kurze Zeit später ebenfalls auf die Wiese. Die Welpen bemerkten ihn jetzt auch und hörten auf zu spielen, um auf ihn zuzulaufen. Sie leckten ihm seitlich über die Schnauzte, so wie es für Wölfe typisch war, wenn sie ein Ranghören begrüßten. Danach forderten sie ihm auf mit ihnen zu spielen. Der Alphawolf deute an auf sie zuzulaufen. Die drei kleinen Wölfe liefen los, doch der Alpha blieb stehen und sah ihnen nach. Wäre auch etwas ungerecht für die Kinder gewesen, wenn Elias mit ihnen spielte. Der Größenunterschied zwischen ihnen war enorm. Elias Blick wanderte zum Vincent, der die Szene beobachtet hatte. Er ging auf seinen Gefährten zu und blieb dann vor ihm stehen. Elias hatte bisher Vincent nie in seiner Wolfsform gesehen. Sein Fell war Rabenschwarz, wodurch die grünen Augen noch mehr herausstachen. Er war verhältnismäßig klein, vor allem im Gegensatz zu Elias.

Vincent richtete sich etwas aus seiner liegenden Position auf und leckte dem Alpha ebenfalls über die Schnauze. Unter Wölfen war das vollkommen normal, aber damit hatte Elias nicht gerechnet. Erstarrt stand er auf der Stelle, während sein Gefährte sich wieder hinlegte. Fragend legte Vincent den Kopf schief, als Elias ihn anstarrte, ohne sich zu bewegen. Der Alpha riss sich wieder zusammen und legte sich neben den Omega. Diese Begrüßung war normal und hatte nichts zu bedeuten, trotzdem hatte es sich gut angefüllt. Die beiden beobachteten die Welpen, die wieder angefangen haben zu spielen. Irgendwann bemerkte Elias, das Vincent mit geschlossenen Augen neben ihm lag und döste.

//Sein Wolf ist hübsch//, meinte Neo in seinem Kopf. Er konnte bisher immer noch nicht Vincents Wolf treffen, aber ihn in dieser Form zu sehen, machte ihn für den Moment schon glücklich. Elias musterte den Wolf neben sich, bis Lea ihn aus seinen Gedanken riss.

>>Vincent. Stimmt es, dass es Omegas gibt, weil Werwölfe die Mondgöttin verärgert haben? << Lea stand verwandelt vor den beiden Wölfen. Vincent zuckte aus seinem Halbschlaf und sah etwas verdattert zu ihr. Als er wieder ganz in der Gegenwart war verwandelte er sich und setzte sich im Schneidersitz hin.

>>Was? Nein, natürlich nicht. Wer hat dir das erzählt? <<, fragte er und rieb sich verschlafen über die Augen.

>>Das meine Mama gesagt<<, sagte Alina. Sie und Simon waren ebenfalls wieder in Menschform.

>>Hat man euch gar nichts über Rudelstrukturen und Ränge beigebracht? <<, fragte Vincent entsetzt, dass sie so etwas glaubte. Als die drei ihre Köpfe schüttelten, sah der Omega böse zu Elias, der sich ebenfalls zurück verwandelt hat.

>>Um ehrlich zu sein: Ich könnte die Frage auch nicht beantworten<<, versuchte sich Elias zu verteildigen, was es aber nicht besser machte.

>>Was bist du den für ein Alpha? Du solltest so etwas wissen. << Vincent konnte es nicht fassen. Werwolf Kinder hatten es so wie so schon schwerer, da sie nicht in den normalen Kindergarten gehen können. Das die Luna auf sie aufpasste, machte es für die Eltern leichter, aber die Luna ersetzte keinen Erzieher, der ausgebildet wurde, um Kinder zu fördern. Wenn das schon nicht gegeben ist, sollte man wenigsten ihnen die Grundinformationen über Werwölfe beibringen.

>>Kennt ihr den Unterschied von Wolfrudeln in Freiheit und in Zoos? <<, fragte er die Welpen. Als diese wieder den Kopf schüttelten, atmete er genervt aus und sah mit zusammengekniffenen Augenbrauen zu Elias.

>>Normalerweise besteht ein Wolfrudel aus einem Elternpaar und ihren Kindern. Nach ein paar Jahren, wenn die Kinder alt genug sind, verlassen sie das Rudel und suchen sich ihr eigenes Territorium. Wenn Wölfe von von Menschen festgehalten werden, wie zum Beispiel in einem Zoo, kann sich das Rudel nicht teilen. Deswegen ändert sich dann die Rudelstruktur, der stärkste Wolf wird Alpha und führt das Rudel an. Während der schwächste den Platz des Omegas einnehmen muss und als Prügelknabe für die anderen herhalten muss, wenn es Anspannungen im Rudel gibt. Bei Werwölfen ist das ähnlich, nur das Alphas und Omegas schon mit ihren Rängen geboren werden und ihn nicht erkämpfen können. Genauso wie Wölfe in Gefangenschaft bleiben wir meist ein Leben lang im gleichen Rudel, welches aus mehreren Familien besteht. Darum haben wir die gleichen Rudelstrukturen <<, erklärte Vincent. >>Ist eure Frage geklärt? <<, fragte er die Welpen, die nickten und wieder spielen gingen.

>>Wusstest du das wirklich nicht? << Fragend sah Vincent zu seinem Mate.

>>Nicht so genau, wie du <<, gab er zu und kratzte sich verlegen am Kopf.

Kopfschüttelnd ließ sich der Omega nach hinten fallen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. >>Warum bist du eigentlich hier? <<

>>Ich hatte keine Lust mehr auf Büroarbeit<<, meinte der Alpha und machte es sich ebenfalls bequem.

Verstehend nickte Vincent und schloss wieder seine Augen.

Keine Ahnung warum, aber ich versuche immer Dinge logisch zu erklären, obwohl das ja nicht nötig wäre, schließlich schreibe ich hier ja über Fantasy-Wesen xD
Aber irgendwie fühlt es sich glaubhafter an, wenn ich erkläre warum es Omegas gibt, oder das die Pille gegen ihre Hitze mit Hormonen arbeitet.

Ein Alpha zum DavonlaufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt