Jen

4 1 0
                                        

Jen

Es war inzwischen Nachmittag und die Wolken schoben sich zwischen die Häuser und verdeckten die untergehende Sonne. Ich saß wieder in einem Taxi, mein Kopf hinten angelehnt und den Blick aus dem Fenster, über meinem Arm ein Haufen Kleider (, die alle sorgfältig in Hüllen verpackt waren) und um mein Handgelenk noch ein paar Tüten. Es waren Werbegeschenke oder Geschenke von Vater, was also fast keinen Unterschied machte, und ich musste sie in unser neues Apartment schleppen. Er wollte mir angeblich eine Freude machen, als Einzugsgeschenk für unser neues Zuhause. Bei dem Gedenken an seine Worte konnte ich nur die Augen rollen. Mein Kopf rollte vom Fenster weg, rüber auf die andere Seite. Sie war leer. Ju war noch bei Vater geblieben. Die beiden hatten etwas wichtiges Geschäftliches zu besprechen und ich war nicht gewünscht also wurde ich vorgeschickt unsere neue Residenz zu besichtigen. Soviel zu Ich zeuge euch unser neues Zuhause persönlich. Er hatte mir lediglich eine Visitenkarte des Managers geben, der mich wohl empfangen würde. Die Adresse hatte er markiert und mich dann rausgeschickt. Ich hielt die Karte in der Hand und drehte sie zwischen den Fingern. Der Wagen fuhr deutlich langsamer und ich spürte das ich angekommen war. Der Fahrer rollte sein Taxi an die Straßenseite. Noch bevor ich das Gebäude, welches ich in Zukunft mein Zuhause nennen musste, betrachten konnte, öffnete mir jemand die Tür und hielt mir eine Hand hingehen. Kurzerhand überreichte ich dieser meine Tüten und den Rest von Vaters Bestechungsgeschenken und trat nach draußen. Die Luft war kühl und angenehm. Der Wind umspielte meine Haare und mein Gesicht, was mir für eine Sekunde Frieden brachte bis der Mann, der beladen mit meinen Sachen zu sprechen begann: Herzlich Willkommen Miss Chung, wir haben Sie bereits erwartet.. sein Satz brach jähe ab, als er versuchte sich zwischen den Lagen aus Stoff, Plastik und Papier zu orientieren. Ich schwenkte meine Aufmerksamkeit von ihm auf das Gebäude vor mir. Es war eine wunderschöne Baute in weiß und beige Tönen im Barockstil. Es gab Verschnörkelungen an den Wänden, sowie den Fenstern. Die Fenster waren groß, genauso wie die Balkone, die ebenfalls Verschnörkelungen trugen. Der Eingang war ein großer steinender Bogen, dahinter jedoch befanden sich Glastüren, welche von zwei Mitarbeitern offengehalten wurden. Es schien warmes goldenes Licht heraus und lud zum Hereinkommen ein. Es schien einen geradezu hereinzuziehen. Da hat jemand eine gute Wahl getroffen mit der Wohnungssuche, dachte ich mir, und trat durch die gläsernen Flügeltüren. Miss Chung darf ich sie.. der Mann, den ich für den Manager hielt stolperte mir nach. Es vibrierte in meiner Hosentasche und ich blieb mitten in der Lobby stehen und wollte gerade mein Handy herausholen als ich von hinten angerempelt wurde. Der Manager, begraben unter meinen Sachen war in mich reingelaufen. Der Zusammenstoß katapultierte mein Handy aus meinen Händen und ließ es quer durch den Raum fliegen, dann auf den harten Steinboden klatschen und dann noch ein paar Meter splittern. Wütend wirbelte ich herum und schlug dem Manager meine Kleider aus den Händen. What the fuck?! Sag mal spinnen Sie? Was sind Sie denn für ein Trampel?! Und Sie sollen hier der Manager sein? Wer hat Sie bitte eingestellt? Ich lasse Sie feuern, wenn Sie sich sowas nochmal erlauben! So eine Frechhei.. meine Mecker-Tirade wurde von einem markanten Räuspern hinter mir unterbrochen. Langsam drehte ich meinen Kopf um zu wissen, wer es wagte sich da einzumischen. Vor mir stand ein attraktiver großer Mann. Seine nussbraunen Haare waren frisch geschnitten und saßen perfekt. Er musterte mich mit seinen dunkelblauen Augen und schob lässig elegant seine Brillengläser zurecht. Ich konnte spüren, wie seine Blicke über meiner Haut glitten. Immer noch wütend musterte ich ihn zurück. Ich schätzte Ihn auf Ende Zwanzig. Auf keinen Fall über dreißig. Er trug einen perfekt sitzenden Anzug, schlicht und elegant. Er war definitiv attraktiv, das konnte man nicht bestreiten. Und er wusste es, das konnte man ebenfalls nicht bestreiten. Das verriet seine Aura. Dieses leicht arrogante Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte. Er wusste wer er war. Dieser große, breit gebaute Kerl, der Dominanz versprühte und mir mit einem charmanten Lächeln mein Handy hinhielt. Gerade als ich einen Schritt vortrat und nach dem Handy zu greifen, glitt mein Blick von seiner gepflegten starken Hand seinen Arm hoch bis zu seiner Brust. Und genau dort, silber schimmernd war ein kleines Schild mit der Aufschricht Manager. Fuck! Fast wäre mir die Kinnlade runter geklappt aber ich konnte mich gerade so noch beherrschen und mein erstauntes Gesicht schnell wieder hinter einer gleichgültigen Maske verstecken. Ich schnappte dem Manager das Handy aus der Hand und hoffte nicht rot geworden zu sein. Gott, wie peinlich. Verzeihen Sie Frau Chung, wenn unser Auszubildener... er betonte das Wort überdeutlich, Sie verärgert haben sollte. Es war sicherlich nicht seine Absicht Sie... sein lächeln wurde breiter und ich sah einen Hauch von Schelm in seinen Augen, ..Sie so zu stoßen. Versuchte der etwa mit mir zu flirten? Stoßen?! ehrlich? Das ist ja ekelhaft. Sicher, wie auch immer. Antwortete ich stumpf , schwung meine Haare über meine Schulter und schob mein schlechtes Gewissen dem Auszubildenen gegenüber, schnell in eine Kiste ganz weit hinten in meinem Hirn. Wieso gegrüßte mich überhaupt ein scheiß Auszubildener? Also echt. Ich spürte schon, wie das schlechte Gewissen langsam nach ließ. Paul bitte bringen Sie Frau Chungs Durcheinander in Ordnung und bringen sie es dann in ihr Apartment, währenddessen würde ich Sie Frau Chung nun zu ihrem Apartment führen, sofern Ihnen das recht ist, Er deutete eine leichte Verbeugung an, hielt dabei eine Hand hinter seinem Rücken während er mir die andere zu wand. Wollte er etwa, dass ich seine Hand nehme? Nein danke. Ich nickte und trat neben seine Hand, ohne diese zu berühren. Ich wollte von ihm nicht angefasst werden. Bei dem Gedanken daran war mir überhaupt nicht wohl. Ob das an seiner arroganten Art oder schlichtweg an ihm selbst lag, konnte ich jedoch nicht sagen.

Coffeehouse - Saga. Jen & SelinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt