Überraschung

157 8 0
                                    

Drei Monate vergingen und ich hatte dem Therapeuten mittlerweile alles gesagt. Mehrmals und es fiel mir immer einfacher. Mittlerweile wusste ich sogar seinen Namen, er hieß Hun mit Nachnamen.
Heute sah er anders aus, irgendwie glücklich.
>,, guten Morgen, Seoyoung.'' er begann zu lächeln. ,,wie geht es dir denn heute?''
,,Ganz gut, denke ich.'' antwortete ich.
Das lächeln in seinem Gesicht blieb erhalten.
>,,Magst du mir verraten, wie du mittlerweile über deinen Vorfall denkst?'' Fragte er.
Ich wusste nicht was ich darauf antworten soll. Ich war immer noch traurig und traumatisiert, und ich wusste, das würde sich nie ändern. Aber wenn ich das so sage, verdoppelt sich meine Zeit hier bestimmt.
Ich musste überlegen.
,,Ich denke.. alles passiert aus einem Grund. Ich komme mittlerweile klar. Der Gedanke daran ist nicht schön, aber besser als vorher.''
Natürlich dachte ich nicht so darüber. Der Gedanke daran fraß mich immer noch auf und ich musste immer noch ununterbrochen daran denken.
Und an Sae-byeok. Sie hatte ich nicht vergessen. Drei Monate sind vergangen, ob sie immer noch wusste wer ich war? Und immer noch Kontakt mit mir wollte?
>,,Ehrlich? Das ist wundervoll! Ich hoffe du hast mich diesbezüglich nicht angelogen, denn egal was du drauf gesagt hättest, ich hätte eine Überraschung für dich gehabt.''
,,Überraschung?'' Fragte ich neugierig.
Herr Huns lächeln wurde breiter. Dann begann er zu reden:,, Ja, Überraschung. Dies wird unsere letzte Stunde sein. Sie werden morgen entlassen! Wir werden uns morgen früh nochmal kurz sehen, zur Verabschiedung und damit du mir mitteilen kannst, falls du dich nicht bereit fühlst.''
Mein Herz begann wie verrückt zu pochen. Ich durfte nach Hause! Ich bedankte mich bei ihm und hätte am liebsten sofort meine Sachen zusammen gepackt, aber wir mussten diese Sprechstunde trotzdem noch beenden.
Also erzählte ich wieder, wie jeden Tag, meine Geschichte. Das machte mich ziemlich fertig aber das konnte ich ihm nicht zeigen, sonst hätte er bemerkt, dass ich ihn an log.

Als die Stunde vorbei war durchsuchte ich mein ganzes Zimmer nach Sae-byeoks Zettel. Ich konnte ihn nicht finden! Dabei hatte ich ihn doch die ganze Zeit auf dem Nachttisch liegen?
Ich ging zur Rezeption und fragte, ob die Putzfrau schon da war, und ob ich sie Sprechen konnte. Auf beide meiner Fragen erhielt ich ein ja.
Also ging ich los und suchte sie, und als ich sie fand, sprach ich sie sofort an:,, Entschuldigung, sind Sie die Putzfrau die jeden Tag kommt oder gibt es da noch andere?''
Erst sah sie mich ein  wenig verwirrt an. Scheinbar redete kaum jemand mit ihr. Dann antwortete sie:,,Es gibt mehrere, aber ich bin zuständig für dieses Stockwerk. Hier gibt es nur mich. Warum?''
,,Haben Sie gestern in Raum 44 einen Zettel weg geschmissen? Wissen Sie das noch? Oder allgemein die letzten Tage?''
>,,Wenn der Zettel leer war, höchst wahrscheinlich. Aber wenn da was drauf stand, nicht.''
Auf dem Zettel stand was drauf, also konnte sie ihn dann eigentlich nicht weg geworfen haben. Allerdings kann es ja auch sein, dass er falsch herum lag?
Ich bedankte mich bei ihr und verschwand wieder in mein Zimmer.
Bevor ich meine ganze Zeit mit suchen verschwendete, packte ich erstmal alles andere zusammen aus der Hoffnung, ich würde ihn dadurch finden.
Aber nein, ich fand nichts. Wahrscheinlich hatte sie ihn weg geworfen. Aber sie wollte mir ja schreiben, falls sowas passiert. Ich hoffte, dass sie das tat.

Der Tag ging sehr langsam vorbei.
Ich konnte an nichts mehr denken außer endlich nach Hause zu gehen. Fast ein Jahr blieb ich hier.
Ich durfte auch im letzten Monat beaufsichtigt nach einer Wohnung suchen, damit sie mich nicht auf die Straße schicken, wenn ich mal raus kann.
Es war eine süße zwei Zimmer Wohnung im obersten Stockwerk. Wenn man die Türe rein kommt, ist man direkt im Wohnzimmer. Links war eine weitere Tür, die führte ins Schlafzimmer. Daneben war das Bad. Allerdings führten zwei Türen ins Badezimmer, eine vom Wohnzimmer aus und eine von meinem Schlafzimmer aus. Gegenüber von der Haustür konnte man direkt in die Küche schauen. Das Wohnzimmer und die Küche waren quasi ein großer Raum, und von der Küche aus konnte man auf einen Balkon gelangen.
Da ich keine Zeit hatte die Wohnung einzurichten hab ich sie direkt Möbilliert gemietet. Das war ein bisschen teuerer, aber nicht viel. Aber genau für sowas hatte meine Mutter Geld zurück gelegt, beziehungsweise sie verdiente noch nebenbei sehr viel Geld. Das stand im Brief drinnen, aber dort stand nicht, woran sie das ganze Geld verdiente.

In der Zeit wo ich noch hier bleiben musste und meine Koffer schon gepackt waren, blieb ich im Geimeinschaftsraum. Ich war so glücklich, dass ich hier raus konnte, dass ich nicht mal malte sondern mit den anderen Patienten Karten spielte.
Manche von ihnen hatten sich sogar eigene Spiele ausgedacht, deshalb lernte ich sogar neue.
Aber am meisten spielten wir nur UNO.
Die Zeit verging dadurch etwas schneller. Ich hatte was zutun und starrte nicht die ganze Zeit auf die Uhr. Doch meine Gedanken hörten nicht auf.
Morgen kann ich in meinem eigenen Bett schlafen. Morgen konnte ich mir leckeres Essen bestellen oder mir sogar selbst was kochen! Wenn ich einkaufen gehen sollte.
Morgen werde ich endlich erfahren, ob ich mit Sae-byeok Kontakt halten werde.
Die stunden vergingen ab da sehr schnell.
Mein Herz raste als ich endlich die Durchsage hörte, dass wir auf die Zimmer mussten.
Mein letztes Abendessen hier.
Es gab Fisch und als Beilage eine kleine Schüssel Reis.
Ich war so aufgeregt, dass ich kaum was essen konnte, aber ich durfte nicht das halbe Essen wieder zurück schicken. Als Hilfe für Menschen die Essstörungen haben gabs schon drei Größen zwischen die man wählen musste. Heute nahm ich klein. Ich konnte nicht viel essen.
Als ich das ganze essen runterzwang, kam eine Person und holte mein Geschirr ab. Dann machte ich das Licht aus und legte mich ins Bett.
Normalerweise wenn ich aufgeregt war konnte ich nicht schlafen, aber heute ging das erstaunlich gut.
Am nächsten Morgen ließ ich das Frühstück ausfallen. Ich durfte, das hatte ich mit Herr Hun ausgemacht da ich lieber draußen etwas essen gehen würde. Es war in Ordnung.
Ich eilte ins Bad und machte mich fertig, und dann packte ich meine restlichen Sachen zusammen. Meine Haarbürste, Zahnbürste und alles, was noch im Badezimmer lag. Außerdem musste ich noch die Klamotten einpacken die ich letzte Nacht trug.
Als ich damit fertig war hatte ich noch eine halbe Stunde bis der Therapeut kam. Deshalb ging ich zu einer Aufsicht und fragte ob ich mir eine Zigarette rauchen könnte. Mit Aufsicht war das erlaubt. Das tat ich auch fast jeden Morgen. Nur in der Klapse gewöhnte ich mir das Rauchen ein bisschen ab.
Wir stellten uns raus in die Kälte, es war schon Winter, und ich rauchte mir meine letzte Zigarette in der Anstalt.
,,Möchten Sie auch eine?'' Fragte ich die Aufsicht.
Dankend nahm er eine an. Die durften das, solange sie weiter arbeiten. Sie durften also nicht einfach alleine raus gehen zum rauchen.
,,Ich werd heute entlassen!'' Teilte ich der Aufsicht mit einem großen Lächeln auf meinem Gesicht mit.
>,,Das freut mich für dich. Schon Pläne was du machen möchtest?''
Ich senkte den Kopf.
,,darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht.'' Dann sah ich den Mann an.
,,ich werde mir erstmal meine neue Wohnung anschauen, dann hoffen dass meine Bekanntschaft die vor einigen Monaten schon gehen durfte mich nicht vergessen hat, und dann werde ich irgendwo Waffeln gehen essen. Entweder mit ihr, oder alleine wenn ich keine Nachricht von ihr bekommen habe.''
Er sagte mir, dass das ein toller plan wäre. Danach waren die Zigaretten schon weg und wir mussten wieder rein gehen.
Ich ging auf mein Zimmer und wartete bis Herr Hun kam.
Nach zwanzig Minuten kam er auch!
Ich erklärte ihm dass ich mehr als bereit war nach Hause zu gehen, was meine Pläne sind und dann verabschiedeten wir uns.
Vor der Anstalt wartete schon ein "Taxi" auf mich. Extra angestellte die die Leute nach Hause fuhren.
Ich hatte zwar ein Führerschein, aber kein Auto. Ich glaube das brauchte ich aber nicht, da ich in der Stadt wohnte.
Die Fahrt dauerte ungefähr eine drei Viertel Stunde. Dann kamen wir an und ich konnte auf das Gebäude schauen. Es hatte ca vier Stockwerke und meine Wohnung war ganz oben.
Ich drehte mich um, um der Taxifahrerin etwas Trinkgeld zu geben.
Und nachdem sie weg fuhr sah ich eine Person an der Haustür gegenüber stehen.

Nummer 67Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt