Der Fahrer

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"Caro, wo warst du so lang?", rief Charlotte mir zu, als ich wie immer etwas zu spät das Schulgebäude betrat. Sie rannte auf mich zu und schloss mich lachen in eine Chick-Umarmung. In dieser Nacht hatte ich mal wieder ewig mit Luca gechattet, weshalb ich noch recht müde war.

Lauthals sangen wir >It´s raining men"< und torkelten dabei wie zwei Besoffene durch die Gänge. Plötzlich kam uns Kevin mit Mara entgegen. Schwarm aller Mädels und unser Feind, denn Mara hatte mal zu uns gehört, bis sie mit IHM zusammen kam. Schräg wie wir waren tanzten Charlotte und ich noch lauter gröhl-singend durch den Flur. Zwar schauten uns alle blöd an, aber wir hatten unseren Spaß. Es ist Montag morgen 7.50 Uhr und wir sind schon zu spät, aber uns war es egal und dementsprechend langsam liefen wir noch zu unserem gemeinsamen Schließfach. 

In der Freistunde analysierten Charlotte, Leila und noch ein paar andere Freundinnen meinen Chat mit Luca, waren uns aber nicht besonders einig. Egal. Die nächsten 1 1/2 Stunden Deutscharbeit waren nicht so cool, danach lachte uns jedoch die Mittagspause. Wir holten uns etwas zu essen, setzten uns raus und unterhielten uns, als ein Motorrad an uns vorbei fuhr. Wie immer beobachtete ich gebannt die Maschine, als plötzlich ein lautes Scheppern zu hören war. Da sich schnell eine Menge ansammelte konnten wir nicht sofort sehen, was passiert war. Doch kurz darauf sah ich es. Am Boden lag ein Retro- Rad und ein bildhübscher, aber stark blutender Junge. Der Motorradfahrer thronte lachend auf seinem Bike und stieg nicht mal ab! Als ich den Fahrer erkannte bekam ich einen MEGA Schock, war mir aber nicht sicher ob ich mir das nur einbildete. Doch als dann eine Klassenkameradin fragte :"Ist das nicht dein Typ da?", wusste ich, dass ich mir Luca nicht nur einbildete. Er saß da, Tränen lachend. Mein Luca, mit dem ich seit fast einem Jahr schrieb.

Wie von Sinnen  rannte ich auf ihn zu. Als er mich sah, zog er seinen Helm aus und wollte mich heran ziehen, so ganz anders als ich ihn kannte. Aber ich war stinksauer! Wie konnte er nur! Ich wollte ihm sein verficktes Grinsen aus dem Gesicht wischen! Die Wut kochte in mir, ich spürte meine Hand kribbeln und im nächsten Moment schlug ich zu. Da er seinen Helm vorher abgenommen hatte, traf ich ihn mitten ins Gesicht. Meine Hand brannte wie Feuer, aber er hatte es mehr als verdient.

Ich merkte, wie sein irres Grinsen in einen ungläubigen Ausdruck überging. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er mich verwirrt an, doch dann flackerte Wut in seinen Augen auf. Wie erstarrt stand ich da und sah, wie seine Hand auf mich zu raste...

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