Prolog

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Prolog

Das Telefon auf der Kommode summte lange vor sich hin. Dann irgendwann sprang die Mailbox an. Der Anrufer hinterließ aber keine Nachricht.

Er versuchte es stattdessen erneut. Immer und immer wieder.

Als der Mann, der sich selbst El Burro nannte, morgen früh in seine Bleibe, einem ranzigen Hotelzimmer in Casablanca, zurückkehrte, fand er 47 entgangene Anrufe auf dem Handy vor.

Was auch immer man ihm mitteilen wollte - es war zu spät.

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Wenige Stunde zuvor roch es hier, in Casablanca wo was los war nach einer Mischung aus Kebab und Smog. Die Autos drängelnden sich langsam neben der Promenade, an der Touristen spazieren gingen und von dort aus einen Blick auf den Strand und auf das schwarze Meer werfen konnten.

Es war eine warme Sommernacht gewesen, die nun langsam in einen kühlen Morgen überging.

El Burro, ein hochgewachsener Mann, saß um kurz nach 3 Uhr in einem Schnellrestaurant. Von seinem Platz aus hatte er einen guten Blick auf den Seiteneingang einer Nobel-Disko, die direkt an das Restaurant angrenzte. El Burro sah die teuren Autos vorfahren - schöne orientalische Frauen in Abendkleider und mächtige Männer stiegen aus - die Wagen fuhren weiter in den hinteren Bereich um zu parken. Die Türsteher wirkten kräftig und unüberwindbar.

El Burro schaute sich das ganze eine Weile lang an. Er hatte einen Softdrink vor sich stehen, den er nicht antastete.

Als der schwarze Maserati mit dem französischen Kennzeichen, welches man ihm genannt hatte endlich vorgefahren kam, war es bereits kurz nach vier. Der Fahrer war mindestens eine dreiviertelstunde zu spät. Aber nun war er da.

Eine schwarzhaarige Frau im roten Abendkleid - und ein Mann mit gepflegten schwarzen Vollbart, einen halben Kopf kleiner als die grazile Schönheit, entstiegen dem Fahrzeug. El Burro fiel auf, dass sie am Steuer gesessen hatte. Er war nicht überrascht. Sie war seine Zielperson. Alles verlief bislang nach Plan.

Samira El Qusalam war französische Staatsbürgerin - ihre Eltern stammten aus Algerien. Ihr Mann - Mahmut El Qusalam war Marokkaner. Das Paar lebte in Paris von wo aus Samira als freie Journalistin gegen die Ungerechtigkeiten in der arabischen Welt anschrieb.

Samira ließ sich nicht unter ein Kopftuch zwängen - sie war schön und wollte ihre Schönheit allen zeigen - und sich auch dadurch den konservativen Machthabern entgegenstellen. "Seht her, ich bin wie ich sein möchte. Und es ist mein gutes Recht so zu sein." Einer ihrer Kampfparolen.

Damit hatte sie sich viele Feinde gemacht.

Dem Mann, der im zweiten Stockwerk eines Schnellrestaurant saß und die schwarzhaarige Schönheit betrachtete, war das alles egal. Er wusste nicht viel mehr über Samira El Qusalam als wie sie aussah und wann und wo sie sein würde, wenn er zur Tat schreiten solle.

Warum sie sterben sollte, war für ihn nicht wichtig. Sie war nur ein Auftrag, den er gewissenhaft umsetzen wollte.

Als das Zielobjekt in dem Club eingelassen worden war, stand El Burro auf und verließ das Restaurant.

Er hatte tagsüber das Gelände ausgekundschaft - Der Hinterhof, in denen ein Angestellter des Clubs die teuren Fahrzeuge abstellte, war nicht mehr als ein staubiger, steiniger Geröllplatz der von drei Seiten angrenzenden Gebäudewänden umgeben war. Es war kein Wunder dass man den Gästen das nicht zumuten wollte. Auf der anderen Seite waren die Fahrzeuge hier sicher vor Diebstählen und Einbrüchen.

Tagsüber flirrte die Stadt vor Hitze - die Nähe zum Meer, das Salzwasser in der Atmosphäre und die stickige Abgase, die die alten in Europa bereits ausrangierte Benziner verursachten, führte dazu das ein klebriger Film auf der Haut haften blieb.

Swimming Pool - Mein Stiefvater ist ein Killer!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt