Part 2: Did someone say bedsharing?

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Mit einem erleichterten Aufseufzen streifte Steff sich ihre hohen Schuhe von den Füßen und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie war müde, so unfassbar müde, und wünschte sich nichts sehnlicher, als in den weichen Kissen zu versinken und bis zum nächsten Morgen alles um sich herum zu vergessen. Doch das aufgeredete Gemurmel um sie herum ließ sich schwer ignorieren und machte es unmöglich, die Geschehnisse des Tages aus ihrem Kopf zu verdrängen.

Sie war inzwischen seit drei Tagen in Griechenland, die Dreharbeiten waren in vollem Gange. Steff hatte sich inzwischen fast schon ein wenig an den ungewohnten Trubel gewohnt, der ständige Präsenz der Kameras, die fehlende Privatsphäre, das Gefühl ständig überwacht zu werden. Sie schaffte es, das alles weitestgehend Auszublenden, schaffte es sich fallenzulassen und die Zeit hier fast ein wenig zu genießen. Das lag nicht zuletzt an den anderen Teilnehmern. Sie alle waren Steff in den wenigen Tagen sehr ans Herz gewachsen.

Noch immer war nichts von irgendeinem Konkurrenzkampf zu spüren, klar hatten sich einige Gruppen gebildet, aber im Großen und Ganzen herrschte zwischen ihnen allen nichts als Harmonie, was wohl auch auf ihren nicht gerade geringen Alkoholkonsum zurückzuführen sein mochte.

Dennoch hatte der vergangene Tag Steff unheimlich gestresst und Gefühle in ihr geweckt, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie sie überhaupt besaß. Sie war kein sonderlich eifersüchtiger Mensch, vertraute den Menschen mit denen sie sich umgab – und dennoch war dieses unangenehme Ziehen in ihrem Magen noch immer viel zu präsent. In ihr schien es förmlich zu brodeln. Steff war völlig überfordert, hatte keine Ahnung was all das zu bedeuten hatte und Schuld an ihrer Misere war einzig und allein Yvonne.

Yvonne, die Frau die sie seit der ersten Ladies Night faszinierte. Yvonne, mit der sie die letzte Nacht draußen an der Bar verbracht hatte, mit der sie stundenlang über Gott und die Welt geredet hatte, bis sie schließlich beide mit überraschtem Blick die am Horizont aufgehende Sonne beobachtet hatten. Yvonne, mit der sich alles so leicht anfühlte. Yvonne, die heute mit strahlenden Augen von ihrem Einzeldate mit Samira zurückgekommen war und den anderen lachend von ihrem romantischen Nachmittag am Strand erzählte, von dem Kuss den Samira ihr zum Abschied gegeben hatte.

Steff hatte nur stumm im Hintergrund gestanden, den Blick fest auf ihre Füße gerichtet. Sie hatte gemerkt, wie Yvonnes Augen immer wieder in ihre Richtung gewandert waren, sich förmlich in sie bohrten, auf irgendeine Reaktion von Steff gehofft hatten, wie man sich das von guten Freunden eben erwartete. Denn genau das waren sie schließlich, oder? Freunde. Doch Steff hatte nicht die Energie aufbringen können den Blick zu heben, hatte sich lieber stumm weiter mit dem Gefühlschaos in ihrem Inneren auseinandergesetzt. Was hätte sie auch groß sagen sollen?

Auch während der Ladies Night hatte Steff sich weitestgehend von Yvonne ferngehalten. Hatte stattdessen lieber mit Nicole und Marika einen Shot nach dem anderen hinuntergestürzt und war sich schon jetzt sicher, dass sie das am nächsten Morgen bereuen würde. Der Alkohol schaffte es zumindest das Chaos in ihrem Kopf zu betäuben. Die Entscheidung war fast wie ein Film an ihr vorbeigezogen. Sie stand teilnahmslos in der Gruppe und es war nur Nicoles unauffälligem Ellbogenhieb zu verdanken, dass sie ihren Aufruf nicht verpasste. Sie hatte sich nicht mal darüber freuen können, als sie mit falschem, breitem Lächeln vor Samira gestanden hatte und diese ihr verkündet hatte, dass sie very excited wäre, endlich more of Steff kennenzulernen.

Als sie sich wieder zur Gruppe gesellt hatte, hatte sie plötzlich gespürt, wie sich eine Hand sanft um ihren Arm geschlossen hatte. Als sie sich umgedreht hatte, hatte sie direkt in Yvonnes strahlend blaue Augen geblickt, auch um ihren Hals hatte noch immer die symbolische Kette gelegen. Ihre Stimme klang zögerlich, fast ein wenig besorgt. „Nachher gleicher Ort wie gestern?" Doch Steff hatte nur den Kopf geschüttelt. „Lass Mal. Ich bin wirklich müde." Yvonne hatte noch den Mund geöffnet, wie um zu einer Antwort anzusetzen, doch genau da verkündete die Regie das Ende der heutigen Entscheidung und Steff hatte den Moment genutzt, um ohne ein weiteres Wort im Gebäude zu verschwinden.

Oh Shit You're Pretty Charming Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt