Kapitel 3

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Die Krankenschwestern kamen hinein gestürmt. Durch den Türspalt sah ich meine Eltern. Die Augen meiner Mutter waren verweint und beide sahen sie fertig aus. Doch ich konnte noch ein weiteres,undefinierbares Gefühl erkennen. Als ich nach draußen blickte trafen sich unsere Blicke kurz,doch meine Mutter richtete ihren Blick so schnell es ging wieder auf den Boden. Und wieder brach eine Gefühlswelle über mir zusammen und mir blieb die Luft weg. Mochten sie mich nicht mehr,oder weshalb sahen sie mich nicht an und sprachen nicht mehr mit mir? War ich ihnen fremd,sahen sie mich nicht mehr als ihre Tochter? Aber all das,was wir zusammen erlebt und durchgemacht hatten,konnte doch nicht von einem Moment auf den anderen aufgegeben werden. Weitere Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wange. Ich wollte einfach immer weiter schreien,doch als die Krankenschwester einen Psychologen rufen wollte,zwang ich mich zu schweigen. Ich schaffe das auch alleine,ohne due Hilfe eines Psychologen. Das Gefühl Nina sehen zu wollen wurde immer größer. Sie war meine beste Freundin in unserer Gang und insgesamt. Immer wenn ich Schwierigkeiten hatte,gab sie mir einen Rat,baute mich wieder auf und half mir so gut es ging. Und auch meine Gang stand mir bei. Doch wie würden sie darauf reagieren,wenn ich anders war als sie,wenn ich mich unterschied,weil ich in wirklichkeit aus einem armen Elternhause komme.Plötzlich fiel es mir glühendheiß wieder ein. Heute war doch das wichtige Battle,da durfte ich doch nicht fehlen. Es war der einzige Fetzen, das einzige,was mir von meinem alten Leben blieb. Meine Stimmbänder waren nun wie ausgetrocknet, doch ich versuchte es trotzdem:" Wann werde ich entlassen?" "Ich denke in etwa in einer Woche. Dein Zustand ist körperlich besser und du könntest unter Umständen sogar wieder dein normales Leben weiter führen,doch wir finden,dass du noch seelisch labil bist. Du kannst mit dem Ganzen noch nicht umgehen." Ich schluckte. Sie hielten mich also für ein wenig verrückt und hielten mich deshalb hier gefangen. Langsam fühlte ich mich wie im Irrenhaus, ich war hier eindeutig im falschen Film! Heiser und resigniert sagte ich:" Könnten sie mich bitte für einen kurzen Moment alleine lassen? " Daraufhin ließen sie mich alleine und ich vergrub meinen Kopf im Kissen. Ich beschloss Nina anzurufen. Sie meldete sich mit ihrer sanften,dennoch selbstbewussten Stimme und ich sagte:" Hier ist Lydia." " Lydia, alles ok? Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Wann wirst du entlassen? Und warum bist du solange in Behandlung? War es so schlimm? Ich habe dich tausend Mal angerufen, aber du hast nicht geantwortet." Sie überfiel mich Fragen und ließ mich ersteinmal nicht zu Wort kommen. " Ich bin fast gestorben. Wortwörtlich. Ich hatte zu viel Blut verloren." " Oh Gott" betretendes Schweigen herrschte. Ich genoss es wieder mit jemandem zu sprechen,der mir das Gefühl gab wichtig zu sein,geborgen und nicht fehl am Platz. Während ich darüber nachdachte,rannen wieder Tränen über meine Wangen und ich unterdrückte ein Schluchzen. Doch einer besten Freundin fiel so etwas auf:" Weinst du gerade? Was ist los? Sprich mit mir!!!" Einen kurzen Moment stand ich vor der Versuchung ihr alles zu erzählen, doch ich konnte es nicht,ich brachte es nicht über mich. So dachte ich mir schnell etwas aus,das der Wahrheit zumindest nahe kam:" Es ist nichts weiter. Diese Operation war nur sehr anstrengend und morgen ist doch das Battle,aber sie entlassen mich erst nächste Woche." " Oh nein,das darf nicht wahr sein. Aber du meintest doch du seist übern Berg,wieso halten die dich denn dort so lange fest. Naja aber Sicherheit geht vor und die Ärzte sollten ja wissen wie es um dich steht. Es tut mir so leid, dass du nicht dabei sein kannst." Bei dem Gedanken musste ich weinen. Wie sehr brauchte ich jetzt ein Stückchen Realität,etwas Freiraum,dich ich war hier gefangen. "Okay,versprich mir eines,wenn ich schon nicht dabei sein kann,dann macht sie trotzdem fertig und zeigt denen wo der Hammer hängt." Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns. Während ich auflegte war ich mir in einem Punkt ins Klare gekommen: Ich brauchte Ablänkung und das Battle bot dafür die beste Gelegenheit. In Gedanken ging ich schon einmal alle Möglichkeiten durch um zu entkommen. Ich hatte nun noch zwei Stunden Zeit um einen Plan auszutüfteln,mich fertig zu machen und Energie zu tanken. Sollte ich mit dem typischen Trick aus jedem Film entkommen. Nein,dann würde ich zu wenig Abstand haben und es nicht raus schaffen. Also fiel der Trick mit dem um Hilfe schreien und dich Wachleute dann umzuhauen weg. Doch mir fiel da auch schon etwas ein...
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2 Stunden später
Mit einem Handspiegel hatte ich mich heimlich im Bett ein wenig herrausgeputzt,die Augenringe und verweinten Pandaaugen ordentlich überschminkt. Dazu hatte ich mir zarte rosa Lippen gezaubert. Ich betrachtete mich noch ein letztes Mal im Spiegelbild. Das Ergebnis war auf jeden Fall zufriedenstellend. Jetzt musste ich nur noch entkommen. Ich verstaute den Spiegel und die Schminksachen. Ich schüttete mir ein wenig Trinkyougurt in den Mund,schluckte es aber noch nicht runter und drückte dann auf dem Knopf neben dem Bett. Wenige Sekunden später stürzte eine Krankenschwester hinein und fragte mich:" Was ist passiert? " DIE SHOW KONNTE BEGINNEN!!! " Mir ist übel,ich glaube ich muss kotzen." "Schnell schafft einen Eimer her" schrie die Krankenschwester daraufhin nach draußen. Ich setzte weiterhin einen ekelerregenen Blick auf und legte mir theatralisch eine Hand an den Bauch,die andere an den Mund. Noch bevor die Krankenschwester mit dem Eimer ankam,spuckte ich den Trinkyougurt aus- auf das Bett und auf den Boden. Nun da ich keine Flüssigkeit mehr im Mund hatte sprach ich flehend zur Krankenschwester:" Bitte,lassen sie mich kurz an die frische Luft. Ich fühle mich elend." Mitfühlenden sah sie mich an,nahm noch kurz den Spuckeimer entgegen,beorderte jemanden das Gespuckte aufzuwischen und begleitete mich dann nach draußen. Es war bereits dunkel und ziemlich frisch. Leider hatte ich meine Jacke drinnen vergessrn,aber da musste ich jetzt durch. Ich sah mich um und versuchte mich zu orientieren. Wo war der beste Fluchtweg. Am besten konnte man wohl durch den Wald entfliehen, wobei ich aber keine Ahnung hatte,wo der hinführte. Doch er war der einzige realistische Ausweg zu entkommen. Ich wartete den richtigen Moment ab und schrie dann:" Was ist das?" Die Krankenschwester sah in die Richtung. Ich nutzte den Moment um mich losreißen und zu fliehen. Ich rannte einfach immer weiter in den Wald rein. Der Krankenschwester war der Blöff bereits aufgefallen und sie rannte mir nun laut nach Hilfe schreiend hinterher. Sie war mir dicht auf den Fersen. Mittlerweile rannten mir auch noch einige anderen hinterher. Doch schon wenige Meter nachdem ich ins Gestrüpp eingeschlagen war,ließen sie von mir ab. Ich hörte nur noch,dass sie die Polizei rufen wollten. Das bedeutete,dass ich mehr Acht geben musste. Sobald ich mir sicher war,dass keiner mehr hinter mir her ist, hielt ich an um durchzuatmen. Ich sah mich um. Nichts als schwärze umgab mich. Ich bahnte mir einen Weg durch das Gestrüpp. Meine Arme waren zerkratzt und vereinzelt begannen Wunden zu bluten. Doch in der Ferne sah ich Licht,sobald ich bei der Lichtquelle angekommen bin,würde ich mich auch besser orientieren können und den Weg finden. Ich brauchte in etwa 20 Minuten bis ich an einem verlassenen Ortsteil ankam. Zuerst erkannte ich den Ort nicht,doch nach und nach kam ich wieder zur Besinnung. Als mir bewusst wurde an welchem Ort ich mich befand,schwand meine Hoffnung rasant. Ich war eine halbe Stunde Fußmarsch von meinem Ziel entfernt. Die Kälte kroch in mir hoch und langsam wurde mir klar,wie leichtsinnig ich gewesen war. Ich bin ohne Jacke bei eiseskälte und ohne Orientierung aufgebrochen. Obendrein hatte ich niemanden von meinem Vorhaben informiert, der mir zur Hilfe kommen könnte. Andererseits konnte ich jetzt auch nicht zurück zum Krankenhaus, weil ich den Weg nicht finden würde. Also musste ich so schnell wie möglich zum Treffpunkt. Ich rannte los. Nach einiger Zeit wich das Rennen in Joggen und ich erschöpfte. Außerdem war ich immer darauf bedacht jeder Streife auszuweichen,es könnte ja sein dass sie mich erkannten. Endlich erhob sich der große Bahnhof vor mir. Er wirkte verlassen und gespenstisch, aber der Schein trügt. Die Polizei kam hier oft vorbei um Sprayer auf frischer Tat zu erwischen. Ich sah auf die Uhr. Ich kam 15 Minuten zu spät. Sobald ich den Bahnhof betrat,erkannte ich im Schatten schemenhaft Leute. Ich ging näher auf sie zu. Da hörte ich Taylor sagen:" Leider ist unsere Anführerin Lydia verletzt und kann deshalb nicht dabei sein..." Ich rannte auf die Truppe zu und unterbrach sie:" Nein,wartet ich bin hier" Alle sahen mich erstaunt an. Doch schon nach wenigen Sekunden kamen sie auf mich zugerannt und umarmten mich. Der Moment war einfach perfekt. Doch dann riefen die anderen:" Genug Gruppenkuschel,können wir jetzt anfangen? " Ich drehte mich zu ihnen um und schrie:" Lasst die Spiele beginnen!" Taylor warf mir eine Taschenlampe und mehrere Spraydosen entgegen und wir rannten auf einen Zugwagon zu. Aus den Augenwinkeln sah ich,wie Nina mich besorgt ansah,doch ichignorierte es. Wir begannen sofort zu sprayen. Zusammen stellten wir die verrücktesten Sachen zusammen. Mal sollten sie eine bestimmte Botschaft haben,mal sah alles einfach nur wild und verrückt aus. Die Farben harmonierten einwandfrei und die Stimmung war bombastisch. Sobald der Wagon bis in den letzten Winkel besprüht war,verglichen wir. Sie hatten wirklich etwas gutes auf die Beine gebracht. Morgen würden wir erfahren,welches besser Ankam. Plötzlich hörten wir die Sirenen auf uns zu fahren. Schnell warf Nina mir eine Maske zu und dann rannten wir auch schon los. Wenn wir jetzt erwischt werden würden gab es richtig ärger. Wie jedes Mal stieg das Adrenalin. Mein Körper arbeitete auf Hochtour. Meine Beine trugen mich so schnell es ging. Wie immer rannten wir Richtung Wald und teilten uns dort auf und rannten jeder in eine andere Richtung. So konnten die Polizisten uns schlechter verfolgen. Ich hörte, wie sie aus den Autos austiegen und uns in den Wald hinterher rannten. Nun liefen Nina und ich so schnell es ging weg von den Lichtern in den dunklen Wald. Wir waren kurz vor einem großen Busch hinter dem man sich gut verstecken konnte,als Nina plötzlich stolperte. Sie hatte sich am Fuß verletzt und konnte nicht mehr richtig rennen. Angst stieg in mir hoch. Das durfte doch nicht wahr sein. Musste das jetzt ausgerechnet passieren. Die Beamten kamen immer näher. Es fehlte nur noch wenig. Ich hörte ihre schweren Schritte und die Handschellen schepperten. Da kam Taylor mir waghalsig zur Hilfe und gab mir dazu auch noch ein Pfefferspray. Hoffentlich funktionirrte das. Wir positionierten uns beide vor Nina und hielten das Pfefferspray hinter den Rücken. Meine Hände gegannen zu zittern,es bildete sich eine Gänsehaut auf meiner Haut und meine feinen Härchen stellten sich auf. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die Polizisten waren nur noch wenige Meter von uns entfernt. Da schrie ich:" jetzt". Wir hielten das Pfefferspray vor uns und sprühten es ihnen ins Gesicht. Entsetzt schrien sie auf. Diesen Moment nutzten wir und schleppten uns zur nächsten Böschung. Erschöpft versteckten wir uns und versuchten möglichst leise zu sein. Erbost schrien die Polizisten auf und suchten den Wald ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit meinte einer:" Rückzug. Sie sind entwischt und einige Kollegen müssen schnell ins Krankenhaus. Sie entfernten sich und wir atmeten aus. Das war knapp gewesen. Es war bereits drei Uhr morgens und ich musste mich langsam wieder ins Krankenhaus zurück begeben. Schwerenherzens ließ ich die beiden zurück. Da sah ich plötzlich zwei kalte Augen aufblitzen. Ich starrte auf diesen Punkt und da hob sich das Gesicht dieses Jungen ab. Es war der jenige der mich festgehalten hatte und zu Caras Gang gehörte. Was machte er hier und wieso starrte er mich unverwegt an? War er hier im Auftrag von Cara? Wenn ja,dann konnte er jetzt etwas erleben. Sie waren an dem ganzen Drama schuld. Sonst wäre die Wahrheit vielleicht nie ans Licht gekommen. Energisch ging ich auf ihn zu. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich kam näher,doch er bewegte sich vom Fleck. Er lächelte sogar kurz. Das durfte doch nicht wahr sein,ich war kurz davor auszurasten. Sobald ich ankam holte ich zum Schlag aus,doch er stoppte meine Hand mitten in der Luft. Öffnete meine Handfläche und legte behutsam einen Zettel hinein. Dann sah er mich mit einem undefinierbaren Blick an und ging schnellen Schrittens davon. Ich öffnete verwundert und verwirrt den Zettel und las.....

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⏰ Last updated: Mar 29, 2015 ⏰

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