Kapitel 3.2 - Impulse

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»Sind die Teile krass!« Orphic lief im Kreis um die Maschine im Außenbereich.

Es war ein brauner Roboter: menschenähnlich, mit langen Beinen, ovalem Kopf, bewaffnetem Rücken.

Nadie hockte sich neben ihn. Ihr Blick blieb düster, doch ein Funken Mitleid mischte sich in ihre Augen. »Du weißt aber schon, dass Metis dir nur erlaubt hat, die Roboter zu sehen, um sich bei dir einzuschleimen?«

Er ignorierte diese Aussage. Stattdessen schob er das Metallgestell auf, um einen Blick ins Innere zu gewinnen. Begrüßt wurde er lediglich von einer chaotischen Anordnung aus Kabeln und Teilen. Zahnräder, Rohre... Alles bedeckt durch einen Film Maschinenöl, dass man die Stücke lediglich durch ihren Schein erkennen konnte.

»Können wir-...«, begann er, während er sich so weit nach unten beugte, dass er in den Kopf des Roboters sehen konnte.

»Sie starten?« Nadie wollte ihm erst davon abraten, dann jedoch sah sie den kindlichen Enthusiasmus in seinen Augen aufleuchten. »Warum nicht...«

»Was können die denn?«

»Noch nichts. Die, die schon kampffähig sind, werden separat gelagert. Seit den letzten Ereignissen ist es zu gefährlich, sie draußen zu lassen.«

Es war eine Bestätigung für ihn -- eine Befriedigung seines Gewissens. Er legte den Schalter um, wartete, dass sich eine Reaktion auftun würde.

Nach wenigen Sekunden bereits ein leises Rattern — ein dumpfes Geräusch. Langgezogen. Schabend. Etwas, das Gänsehaut über Nadies Rücken laufen ließ.
Solche Geräusche hatte sie von einer Maschine noch nie gehört. Es musste eine komplexe Kunst gewesen sein, sie so zusammenzustellen.
Immer wieder wurde die Gegend von dem gleichmäßigen Schlagen erschüttert.

»Wahnsinn«, flüsterte Orphic und fuhr mit seinen Fingern über das gefrorene Metall. »Aber wieso bleibt das Teil denn sitzen? Sie sollte sich doch zumindest aufstellen, oder nicht?«

Die Maschine begann verwaschene Forderungen nach Befehlen zu murmeln. Worte, denen Nadie keine Beachtung schenkte.
»Das würdest du auch gerne bauen können, was?«, fragte sie ihren Freund.

»Naja« Er zuckte mit den Schultern. »Sieht ein bisschen kompliziert aus.«

»Wenn du sowas lernen willst, musst du wohl doch an der Universität bleiben«, flüsterte sie — bemüht dabei anklagend zu klingen, doch Trauer riss an ihrer Stimme.

Er sah über seine Schulter zu ihr, auch wenn sie seinem Blick auswich. Erst, als er sie in die Seite kniff, schaute sie ihn an.
Orphic zog die Lippen spielerisch ein. »Sowas kann man aber auch draußen bauen.«

»Aber«

»Nicht aber, Fräulein. Ich kann sowas bauen. Ich brauche keine Hilfe. Anders als du.«

»Hör doch auf, ich finde das wirklich nicht lustig.« Nadie betrachtete die Maschine, wie sie bewegungslos vor ihnen hockte. Sie hob lediglich vereinzelt den Kopf, legte ihn schief, blinzelte langsam, bevor er wieder gesenkt wurde, als sei er zu schwer.

»Wenn du nicht ohne mich leben kannst, hau doch auch ab. Ich kann jemanden gebrauchen, der mir meine Hütte sauber hält.« Er lehnte sich nach hinten, um sie neckend anzufunkeln.

»Wenn du so ein Wissenschaftler bist, wie du vorgibst, kannst du dir doch eine Maschine bauen, die sauber macht.«

Gerade als er Luft holte, um das Gedankenspiel weiter auszubauen, hielt sie ihn mit einer Geste ab und fügte ruhig hinzu. »Ich meine das ernst, Oprhic. Vielleicht solltest du wirklich mal über Metis Angebot nachdenken, hierzubleiben. Ich würde es mir wünschen. Und ich würde dann auch hier bleiben.«

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