zweites Kapitel

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"Wenn du das Bein nicht zu sehr belastest kannst du in ein paar Tagen wieder an die Front", erklärte mir der Arzt. Ich nickte ungedulgig und konnte es kaum erwarten endlich aus diesem stinkendem und stickigem Zelt raus zu kommen.

Als wir vor zwei Tagen im Lager ankammen, wurde ich sofort auf die Krankenstation verlegt. Ich hatte mich gewährt und mit dem Argument, dass es Soldaten gab die viel schwerer verletzt waren als ich, um mich geschlagen, doch am Ende hatte ich einfach nachgegeben.
"Sie könnten froh sein, dass sie imstande waren ihre Wunde selber zu behandeln", hatte der Arzt nach genauerem untersuchen der Wunde gesagt und ich hatte ihm einfach nur zugestimmt.

Niemand hatte die Frau mit dem roten Band gesehen und das war auch gut so, denn sonst könnte ich als Verräter oder Spion verdächtigt werden. Es war ja auch verständlich warum. Sie war eine feindliche Soldatin und ihr gegenüber war ich der Feind. Ich musste sie einfach vergessen. Ich konnte es aber nicht und wusste nicht warum.

Seufzend tratt ich aus dem großen Zelt, welches als Krankenstation diente. Es war schwer mit Krücken auf dem unebenen Boden, der aus nichts anderem als Erde und kleinen Steinen bestand, zu laufen, aber auch nicht unmöglich.

Ich machte mich auf den Weg zu meiner Kabine, eine kleine Hütte im hinteren Teil des Lagers. Ich teilte mir diese mit noch drei weiteren Männern, da Frauen und Männer nicht zusammen eine Hütte belegen durften, damit sie nicht "der Lust und der attraktiven Anziehung des anderen Geschlechts" verfallen. Ich fand diese Regel jedoch unnötig und diskriminierend, da es genauso Paare des gleichen Geschlechts gab und Personen die sich weder als Mann noch als Frau identifizierten. Aber an den Regeln konnte ich leider nichts ändern.

Als ich das schlichte Zimmer bertratt, fand ich dieses leer vor und ich vermutete das meine Mitbewohner gerade Wache schiebten oder andere wichtige Aufgaben übernahmen, von welchen ich aufgrund meiner Verletzung befreit war.

Seufzend ließ ich mich auf meine Matratze fallen. Vermutlich etwas zu stark, denn sofort zog sich eine Welle von Schmerzen durch mein Bein. Ich war froh das ich nicht noch eine der klapprigen Leitern hochklettern musste um auf mein Bett zu kommen.

Ich fühlte mich nutzlos. Normalerweise hätte ich eine wichtige Aufgabe zu erledigen oder würde ein bisschen tranieren. Doch jetzt gerade konnte ich nichts von diesen Dingen machen. Leichte Schuldgefühle breiteten sich in mir aus, als ich an die ganzen Soldaten dachte die gerade schwer arbeiteten damit wir es so komfortabel und sicher wie möglich hatten und ich tat nichts anderes als faul herum zu liegen.

Da kam mir plötzlich eine Idee wie ich mir die Zeit vertreiben könnte. Mit einem Ruck, welchen ich sofort bereute, drehte mich zur Seite und kramte mein Handy aus dem kleinen Holznachttisch. Es war ein kleines und altes Handy, welches nur zum telefonieren und aufnehmen gut war, jedoch hatte es sowieso keinen anderen Nutzen. Schnell wählte ich die einzige eingespeicherte Nummer. Nervös klopfte ich mit meinem Zeigefinger auf die Rückseite des Apparats während es klingelte. Es war sehr lange her das ich sie angerufen hatte.

Nach einigen Sekunden ertönte die Stimme einer älteren Frau.
"Hallo?"
Ihre Stimme klang nervös und leicht beunruhigt.

"Hallo Mama!"

"Alistor!" Ein lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich die Freude in ihrer Stimme hörte.
"Mein Junge wie geht es dir?", fragte sie erleichtert und erfreut.
"Mir geht es gut", antwortete ich schmunzelnd.

"Ich bin so froh von dir zu hören. Ach es ist schon so lange her...", erzählte sie traurig und Schuldgefühle breiteten sich in mir aus. Es tat gut wieder mit ihr zu sprechen, auch wenn es nur über das Telefon war. Zwei Jahre hatte ich sie jetzt schon nicht mehr gesehen und ich wusste das sie einsam war.

Nachdem mein Vater starb und mein älterer Bruder mit dem Erbe abgehauen war, hatte sie nur noch mich. Aber auch ich verließ sie bald um dem Militär beizutreten. Ich versuchte sie zwar so oft wie möglich anzurufen, jedoch wusste ich das ein paar Anrufe ihre Einsamkeit nicht vertreiben konnten und dieses Wissen brach mir das Herz.

"Wie geht es James?".
Ihre Frage hohlte mich in die Realität zurück.
"Ihm geht es gut. Er hatte bis jetzt noch keine ernsthaften Verletzungen", berichtete ich.
"Er war schon immer ein starker Bursche", bewunderte sie ihn. Stolz auf meinen besten Freund breitete sich in mir aus.

Wir telefonierten noch eine Weile weiter. Sie erzählte mir von ihrem Leben in Florida und ich von dem Leben an der Front.
Als wir uns aufwiedersehen sagten wurde ich ein klein wenig traurig.
Nach dem Telefonat prüfte ich meine E-Mails. Ich wusste zwar das niemand mir eine E-Mail schicken würde, aber ein bisschen war ich schon entäuscht.

Ich schreckte hoch als plötzlich die Klingel zum Essen ertönte. Innerlich debatierte ich ob ich zum Essen gehen sollte oder nicht. Schlussendlich entschied sich mein knurrender Magen aber für das Essen.
Mühsam stand ich vom Bett auf und lief zur Cafeteria.

Das Gebäude für die Cafeteria war das größte im ganzen Lager. Dort befanden sich die einzigen Toiletten und der Eingang zum unterirdischem Bunker. Unser jetziges Lager war das am besten ausgestatteste in dem ich je war, doch ich wusste das unsere Einheit bald weiter in Richtung Süden ziehen würde.

Ich nahm laute Gespräche wahr, als ich mich dem gelben Gebäude näherte. Draußen waren einige Zelte und alte klapprige Tische aufgebaut, damit alle Soldaten und Soldatinnen einen Platz zum sitzen hatten. Als ich mich durch die engen Reihen schlängelte schauten einige Leute mich kurz an, wanden sich dann aber sofort wieder ihrem Essen oder den Gesprächen an ihren Tischen zu.

Suchend schaute ich mich nach einem freien Platz um. Normalerweise würde ich mich mit dem Essen irgendwo alleine ins Lager oder in meine Hütte verziehen, doch diesmal war ich mit Krücken unterwegs und so würde es um einiges leichter sein sich einfach an einen der Tische zu setzten.

Plötzlich ertönte eine laute Stimme.
"Alistor!"

Sofort wurde mir klar wer mich gerufen hatte und mit einem Grinsen auf dem Gesicht drehte ich mich zu meinem Freund James um. Ich winkte ihm zu und er kam stürmisch auf mich zugerannt. Vorsichtig zog er mich in eine kräftige Umarmung. James war etwas kleiner als ich und so musste ich meinen Blick etwas senken um ihm in seine braunen Augen zu schauen.

"Du bist endlich draußen! Mann ich hab deine idiotische Präsenz vermisst".
Nocheinmal nahm er mich in den Arm und ich erwiderte die Umarmung ohne zu zögern. Ich lächelte ihn an. Ich konnte wirklich nicht glücklicher sein so einen Freund zu haben. Ich überdachte meine Gedanken jedoch noch einmal als er mir plötzlich auf den Arm schlug und mich so beinahe zum umfallen gebracht hätte.

Wir machten uns auf dem Weg zu James Tisch. Mit meinem Essen in der Hand lief er vorraus und ich achtete darauf nicht zu stolpern. Es war noch immer recht ungewöhnlich auf Krücken zu laufen.

Am Tisch angekommen wurde ich von Jace und Tracy, zwei guten Freunden von uns, begrüßt.
"Alistor? Ich dachte du warst gestorben!", sagte Tracy mit gespielter überraschung. Sie war ca. 1.77 m groß, hatte kurze schwarze Haare und immer ein provozirendes Grinses aufgesetzt.
"Nope, noch bin ich nicht tot", konterte ich triumphierend. Tracy grinste und auch auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln.
"Schön das du endlich wieder da bist", sagte Jace neben mir warmherzig. Er war der älteste von uns, verhielt sich aber wie ein Kleinkind.
"Man jetzt reicht es aber mal mit den ganzen Begrüßungen, ich will endlich weiter essen!", verkündete James und wir alle fingen an zu lachen.

Ich setzte mich neben Tracy und schaute stolz meine Freunde an. Ich war froh sie zu haben.
Das Leben als Soldat war nicht gerade einfach, doch wenn ich mit ihnen zusammen war fühlte ich mich immer zu Hause, egal ob wir gerade auf dem Schlachtfeld waren oder gemütlich an einem Lagerfeuer im Lager saßen. Sie waren der Grund warum ich durchhielt und bis jetzt überlebte. Doch seit einigen Tagen gab es da noch jemand anderen der mich gerettet hatte.

Eine feindliche Soldatin mit braunen Haaren und silbernen Augen, welche mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte.

                                            

Das zweite Kapitel :D
Es ist nicht ganz so spannend und eher ein Lückenfüller, aber ich verspreche das die nächsten Kapitel spannender werden :)

Falls ich Rechtschreibfehler entdeckt, weißt mich ruhig daraufhin

Einen schönen Tag euch allen noch ^^

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 09, 2021 ⏰

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