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"Elllllllaaaaaaa", lallte er meinen Namen und torkelte auf mich zu.
Schockiert schaute ich ihn an: "Bist du betrunken?"
Ehe er sich noch auf den Boden legte, ging ich eilig zu ihm hin.
Seine Lippe war aufgeplatzt und sein rechtes Auge schmückte ein blauer Fleck.
"Hast du dich etwa geschlagen?!", ich verstand die Welt nicht mehr. Zayn trank normalerweise nie, nur an Geburtstagen und ähnlichen Anlässen und er schlug sich auch mit keinem! Nur einmal auf einer Party hatte er einem Jungen die Nase gebrochen, weil er mich angetanzt hatte. Obwohl der Junge danach ziemlich schlimm aussah, fand ich das total süß, hehe.
"Du solltesssst maaa den andern sehnn", grinste er dämlich und zog mich an ihn ran. Er atmete tief meinen Duft ein: "Ich hab disch so vermisst, Baby. Ich will disch. Jetzt.", mit diesen Worten presste er seine Lippen auf meine und ich schmeckte den Alkohol.
Ich unterdrückte das Gefühl mich zu übergeben und schubste Zayn weg von mir, nur um ihn dann wieder an der Hand zu nehmen und mit ihm ins Haus zu gehen.
"Yaaaay, mein Ssschatzzz hat mir verziehennn. Wolllleeen wir direkt ins Bett?", lallte er vor sich hin.
Ich verdrehte die Augen. Sogar betrunken und mit einem blauen Auge, dachte er ständig an das Eine.
Wir gingen ins Bad und ich setzte ihn auf die Toilette. Dann holte ich Desinfektionsmittel und Wattepads aus dem Schrank und fing an ihn zu verarzten.
"Auuuuaaaaa!", rief er immer und schreckte zurück als das Desinfektionsmittel seine Wunde traf, doch ich machte unbeirrt weiter.
Liebe schmerzte nunmal.
Als die Wunde gesäubert war, fing ich an ihn bis auf die Boxershorts auszuziehen. Er klatschte freudig in die Hände und wollte mich auch ausziehen, doch ich zog ihn in die Dusche und stellte das Wasser auf Eiskalt.
Sorry, Schatz. Aber irgendwie hattest du das verdient.
Er jaulte auf und wollte wieder aus der Dusche, doch ich drückte ihn zurück. Normalerweise hatte ich keine Chance gegen ihn, doch betrunken war er sogar schwächer als ich.
Ich stellte das Wasser ab und begann seine Haare zu shampoonieren. Dabei achtete ich darauf, dass ich nicht in der Dusche stand und er ruhig auf dem Boden saß. Diesmal stellte ich das Wasser lauwarm und er ließ es ruhig geschehen. Ging doch.
Als das Shampoo ausgewaschen war, stellte ich das Wasser kurz nochmal auf heiß.
Sehr heiß.
Sehr, sehr heiß.
Sollte ja angeblich gut für die Durchblutung sein.
Er schrie nochmal auf und ich stellte das Wasser grinsend ab.
Dann holte ich ein Handtuch und fing an ihn abzutrocknen. Die Dusche hatte ihm gut getan, er konnte einigermaßen grade stehen.
Wir gingen in mein Zimmer und er fing an rumzujammern: "Ich bin sooo nasss, mir ist kaaaaalllt Elllaalalalalala.", fing er an zu singen.
Wenn die Umstände nicht so komisch wären, wäre die Situation eigentlich richtig witzig.
"Zayn, ich hole dir jetzt Sachen von Adrian okay? Du wartest so lange hier, verstanden? Du gehst nirgendwohin!", warnte ich ihn und setzte ihn auf mein Bett.
Brav schaute er mich aus seinen wunderschönen Augen an. In diesem Moment erinnerte er mich sehr an einen Welpen.
Ich ging in das Zimmer meines älteren Bruders und holte frische Unterwäsche, ein Tshirt und eine Jogginghose.
Als ich zurück in meinem Zimmer war, stellte ich fest, dass Zayn eingeschlafen war.
Ich blieb im Türrahmen stehen und beobachtete ihn.
Er war nicht mal unter der Decke eingeschlafen und hatte ein Engelsgesicht während er tief und fest schlief.
Nur das Schnarchen störte das Gesamtbild.
Mit einem Lächeln ging ich auf ihn zu, wechselte seine Unterwäsche und zog ihm die Jogginghose an.
Grade als ich ihm das Tshirt überstreifen wollte, zog er mich plötzlich an sich und hielt mich fest.
"Ich liebe dich. Es tut mir so Leid.", flüsterte er immer noch leicht lallend.
Ich antwortete ihm nicht und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Irgendwann schlief ich ein.
Mit Zayn an meiner Seite.
Da wo er hingehörte.

Als ich aufwachte, merkte ich wie heiß mir war, da sich Zayn mal wieder überall ausgebreitet hatte und halb auf mir lag.
Ich schaute auf meinen Wecker und bemerkte, dass wir 22 Uhr hatten.
Zayn und ich hatten fünf Stunden geschlafen, ich dachte, das war genug.
"Zayn.", sagte ich sanft aber bestimmt.
Er rührte sich nicht.
"Zahaayn.", sagte ich nun lauter mit Nachdruck.
Er brummte irgendwas unbestimmtes, schlief aber noch. Dieser Junge hatte den tiefsten Schlaf, den ich kannte.
"ZAYN!", ich schrie fast und er schreckte sofort hoch:
"WAS?!", fragte er panisch und schaute um sich.
Als er mich sah, verwirrte sich sein Gesichtsausdruck.
"Warum bin ich hier?", fragte er.
"Weil du vor meiner Haustür standest. Gegen 16 Uhr. Blutverschmirrt und betrunken.
Ich habe dich gewaschen und ja, dann sind wir irgendwie eingeschlafen.", fasste ich kurz zusammen.
Während ich sprach, sah ich ihn vorwurfsvoll an. Sein Blick klärte sich auf und nach zwei Sekunden fasste er sich an den Kopf: "Gott, habe ich Kopfschmerzen."
"Zuhause habt ihr bestimmt Tabletten.", sagte ich kalt und stand auf.
Ein klares Zeichen, dass er gehen sollte.
Denn ich hatte nicht vergessen, was er mir angetan hatte, dass er sich so komisch mir gegenüber verhalten hatte.
"Schmeißt du mich etwa raus?", fragte er ungläubig.
Ich nickte. "Ja. Was hast du erwartet?! Das ich dich hier schlafen lasse und wir morgen zusammen zur Schule fahren?"
"Also um ehrlich zu sein, ja.", gab er zu und ich schüttelte den Kopf über so viel...Taktlosigkeit.
War ich etwa sein Spielpüppchen?!
"Denkst du, es ist alles wieder okay zwischen uns?", fragte ich ihn.
Er sah mich traurig an. "Also wenn du schon so fragst, dann nein..
Ella es tut mir so leid!
Du hattest Recht, ich hatte so dämliche Stimmungsschwankungen, ich habe dich so unfair behandelt.
Ich könnte mich selbst dafür schlagen, das war einfach nicht okay ich weiß!
Aber bitte, bitte verzeih mir!
Ich flehe dich an, ich liebe dich über alles und hasse es mit dir zu streiten, Bitte verzeih mir!", sagte er verzweifelt.
Ich war hin und her gerissen.
Seine Rede war echt süß, aber er hatte mich wirklich verletzt.
Anscheinend bemerkte er meinen inneren Konflikt, denn er begann wieder zu sprechen: "Baby, bitte. Ich flehe dich so an!", plötzlich rutschte er vom Bett und ging auf die Knie.
Bestürzt sah ich ihn an: "Was machst du?"
"Ich flehe dich an und gehe vor dir auf die Knie. Ich liebe dich, Ella und will, dass du die Frau meiner Kinder wirst.
Bitte, verzeih deinem dummen aber über beide Ohren verliebtem Freund.", er hatte Tränen in den Augen.
Zayn.
Hatte.
Tränen.
In.
Den.
Augen.
Wegen mir.
WEGEN MIR!
Das hatte er noch nie. Klar, wir hatten uns schon öfter gestritten, aber er hatte nie geweint, nie.
Ich war sprachlos.
Fassungslos.
Schockiert.
Es tat ihm WIRKLICH Leid!
Und er liebte mich noch!
Eine Glückswelle durchschwamm meinen Körper und ich ging ebenfalls auf die Knie.
"Ich liebe dich so sehr, du Idiot.", flüsterte ich unmittelbar vor seinem Gesicht und legte meine Lippen auf seine.

Hand in Hang gingen wir auf die Schule zu. Es war uns nie peinlich zu zeigen, dass wir zusammen waren.
Nur machten wir nie in der Öffentlichkeit rum.
Ich sah das selbst nicht gerne, wie sich andere Pärchen abschlabberten, also mussten wir das unseren Mitmenschen nicht auch antun.
Ich sah Zayn kurz an und musste stolz grinsen.
Er gehörte mir. Nur mir.
Leo wartete vor dem Schultor auf mich und als sie uns beiden Händchen haltend sah, schaute sie verblüfft.
Ups.
"Hi.", sagte ich überglücklich zur Begrüßung und drückte sie fest an mich.
"Hallo?", fragte sie skeptisch und beäugte Zayn.
Dieser räusperte sich und fing an zu sprechen: "Leo, es tut mir echt Leid, dass ich so scheiße zu dir war.
Aber wie du wahrscheinlich gemerkt hast, war ich zu jedem kacke. Ich weiß, meine Entschuldigung kommt zu spät, aber ich hoffe du verzeihst mir.", er sah sie ehrlich an.
Diese verschränkte die Arme vor der Brust und sagte schnippisch: "Hm. Muss ich mir noch mal überlegen."
Zayn nickte verständnisvoll: "Jaa, das habe ich mir schon gedacht. Deshalb habe ich auch etwas für dich dabei."
Neugierig schaute Leo Zayn an, welcher ihr eine Packung Erdnussflips überreichte.
Uhh, guter Schachzug, Malik.
Das dachte auch Leo, denn sie fiel ihm sofort in den Arm: "Hach, Zayn, natürlich verzeihe ich dir!
Was für eine Frage.", sie klimperte mit den Wimpern und riss sich die Packung sofort unter den Nagel.
Lachend gingen wir uns Gebäude rein.
Warum konnte nicht alles immer so unkompliziert sein?
"Pass auf. Das ist die Ruhe vor dem Sturm.", flüsterte meine innere Stimme, doch ich ignorierte sie einfach und drückte Zayns Hand fester.
Nichts wird uns jemals auseinander bringen.
Nichts und niemand.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 30, 2015 ⏰

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