1. Rayn

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Nach der Besprechung ging ich ohne Umwege in den Mechhangar. Dort zu sein hatte irgendwie einen entspannenden Effekt auf mich. Also grübelte ich so vor mich hin und bevor ich mich versah, war ich an der Tür zum oberen Durchgang angekommen. Aber bevor ich die Tür öffnen konnte, räusperte sich jemand hinter mir. Als ich mich umdrehte, blickte mir eine ernst dreinblickende Ayuna ins Gesicht. "Du wirst mir beibringen einen Battlemech zu steuern!" Befahl mir das kleine Mädchen mit dem Ton eines Generals. "Nein!" war  meine einfache Antwort. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von ernst zu wütend. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen.    "Nein! " unterbrach ich sie, bevor sie etwas sagen konnte. Inzwischen kochte sie vor Wut. Es war sicherlich nicht sehr klug, sie so zur Weißglut zu bringen, aber das war mir reichlich egal. Sie holte tief Luft und schien sich wieder zu beruhigen. "Überlegt mal, wenn ich einen Mech steuern kann, müsst Ihr mich nicht mehr beschützen." Ich schaute sie kritisch an. "Und ich werde alles machen, was Ihr sagt." "Ohne wenn und aber?" hackte ich nach. "Ohne wenn und aber." antwortete sie. In dem Moment hatte ich jede Menge tolle Ideen, was ich ihr so sagen könnte. Diesen Gedanke fand ich so amüsant, dass ich wirklich daran dachte einzuwilligen. Nach kurzem Hin und Her hatte ich mich entschieden und verkündete mit einem schiefen Lächeln "Ich werde dich zu einem Mechwarrior (Pilot) ausbilden, unter den eben vereinbarten Bedingungen." In dem Moment bemerkte sie, was für einen Fehler sie gemacht hatte, aber es war nun zu spät, um es rückgängig  machen zu können. Gut gelaunt drehte ich mich um und betrat den Mechhangar. Es herrschte wie immer ein geschäftiges Gewimmel. Mechtechs (Die Mechaniker die Mechs bauten, reparierte, umbauten und kampfbereit machten) schraubten, schweißten, pinselten und sich unterhielten. Die Warnlichter fingen an, in Bay 18 zu leuchten und  die Mechtechs, die eben noch dort romgewuselt hatten, suchten hecktisch Deckung. Erst hörte ich nur schnell aufeinander folgendes Stampfen und dann das Summen einer 120 Standard Engine. Kurz darauf stampfte ein Locust in den Hangar und wurde geschickt in die Halteklammern gesteuert. Die Engine wurde heruntergefahren und noch während die Bodenplatte sich drehte, öffnete der Pilot das Cockpit Fenster. Als der Pilot den Helm abzog, erblickte ich die so vertrauten, geschwitzten, braunen Haare und  das freche Lächeln eines Freundes. Ich eilte zu ihn herüber und begrüßte ihn mit: "Was suchst du den in der Hauptstadt, alter Ganove?" Er strich sich durchs Haar und antwortete: "Auch schön dich zu sehen, Ryan. Ich störe dich nur ungern in deinem Haufen von feinen Leuten, aber mein Locust braucht mal ne Generalüberholung. Und übrigens wurde mir ein ECM versprochen. Ich denke, dass du hier unter den ganzen edlen Leuten vergessen hast, wie man nen Mech steuert, also muss ich mir nen neuen Trainingspartner suchen." sagte er gespielt betrübt. Ich musste lachen und schlug ihm vor: "In 3 Stunden am Trainingsdeck. Wird mal wieder Zeit dass dir der feine Herr in den Arsch tritt." Nun lachten wir beide. Plötzlich räusperte sich wieder jemand hinter mir. Genervt drehte ich mich um, in der Erwartung, dass mich das kleine Mädchen anschauen würde. Doch hinter mir stand ein etwas zierliche Mechtech, der zusammenzuckte, als er meinen Blick sah. Er fing sich wieder und berichtete: "Die Arbeiten an Ihrem Centrurion sind soeben fertiggestellt worden und der LI will Sie sprechen, Sir." (LI=Leitender Ingenieur) Ich grummelte etwas, verabschiedete mich von dem kicherden Vollpfosten eines Freundes und machte mich auf den Weg zu meinem Mech. Auf dem Geländer stand der LI. Als er mich sah, kletterte er geschickt das Geländer hinab und begrüßte mich. "Gooday, Herr IWO. Ma ham die Arbeit an Ihrem Centurion fertig u brauchen Se um zu gucke ob alles läuft." Mit seinem komischen Akzent kam er mir immer etwas albern vor, doch er war ein tüchtiger Mechtech, also hast ich kein Problem damit. Ich nickte und wollte mich schon auf den weg zum Aufgang machen, da fielen mir noch zwei Sachen ein. "Muss ich irgendwas wissen? Und wo steht der alte Kintaro von Lady Lugera?" "Jo, da ma ja Ferro-Fibrous Panzerung eingebaut haben, reagiert er wahrscheinlich schneller und ist nun ein Sensibelchen. Und zur zweiten Frage, warum fragst du den sowas. Ma weiß die och das wir den net anfassen sollen." antwortete er verwirrt. "Ja ja. Ich frag nur weil Lady Lugera klein, in die Künste des Mechwarriors eingeführt werden will." sagte ich spöttisch. Er nickte und beschloss: "Gut, dann werd ich ma gucke, dass der wieder funktionstüchtig is. Aber nun zurück zu Ihrem  Mech. Ma ham net den ganzen Tag Zeit." Ich nickte und kletterte hoch zum Cockpit. Wie gewohnt lag auf dem Pilotensitz mein Helm. Ich nahm ihn, setzte ihn auf und stieg in das Cockpit. Über Funk meldete sich der Li. "IWO, verstehen sie mich?" "Klar und deutlich:" meldete ich zurück. "Gut, dann bring sie den ma auf den Hof und dann sehen ma weiter." Über einen Monat hatte ich darf gewartet, dass die Mechtechs meinen Centurion fertigstellen würden. Und jetzt war es soweit. Ich drückte ein paar Knöpfe in Cockpit und vernahm das angenehme, leise Summen des Fusion Core. Wenig später erwachte auch die Engine zum Leben. Aber das erwartete brummen blieb weg und ein laute drönen ersetze es. Ein Sekunden später wurde das Geräusch Gedämpft. Durch mein Headset hörte ich den LI lachen. "Nur sie konnten auf die Idee kommen eine So große Light Engine in ein Centurion zu stecken." brüllte ich über den Lärm. Der Li wartete kurz bis der Dämpfer seine Arbeit erfüllte. "Ja! Des macht dann erst auch richtig Spaß wenns auch funktioniert. Aber jetzt bringen sie ma ihr lautes Spielzeug raus, damit wir ma die neue LBX testen können." Ich drückte die letzten zwei Knöpfe und eine Computerstimme verkündete:

 Reaktor Online!   Sensors Online!  All Systems normal!

Ich kontrollierte alle Anzeigen und prüfte ob der Steuerknüpel sich ohne Probleme bewegen ließ. Nach diesem Routinecheck gab ich dem Hangar Leitstand zuverstehen, dass ich start bereit war. Langsam bewegten sich die Gerüste. Als sie völlig zur Seite gefahren waren, blinkte im Cockpit ein grünes Licht, was mir signalisierte, dass ich starten konnte. Ich freute mich, da ich endlich meinen fast neuen Centurion  ausprobieren konnte.

Lost with LosttechWo Geschichten leben. Entdecke jetzt