Kapitel 2

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Olive wartete bereits am Ende der langen Treppe auf mich, die zur Festhalle unserer Stadt hinaufführte. Die Säulen waren alle mit Lichterketten geschmückt und über der großen Eingangstür hing eine Girlande aus weißen Rosen und Stechpalmen-Zweigen, deren rote Beeren herausstachen. Von drinnen konnte man bereits leise Musik hören, die einem entgegen kam und mit sich zog.
"Da bist du ja endlich. Ich dacht schon du lässt mich hier erfrieren", grinste mich Liv an, was ich mit einem Augenrollen quittierte.
Sie sah in ihrem dunkelblauen Kleid wirklich umwerfend aus. Manchmal war ich neidisch. Sie war eine von der Sorte, die einfach alles anziehen konnte und es sah wunderschön aus. Und dennoch zeigte ihr Mate keinerlei Interesse an ihr, er hielt sie nur für seinen inneren Wolf in seiner Nähe.
"Ist Tristan auch hier?", fragte ich mit einem Seitenblick auf sie, als wir den Saal betraten. Sie nickte und ein leises Seufzen kam über ihre Lippen. "Er ist mit Valerie hier."

Valerie. Der Grund warum Tristan sich nicht für meine beste Freundin, seine Mate, interessierte. Er war einer der wenigen Wölfe, der seine Freundin nicht verlassen hatte, als er seine Mate traf. Was er Liv damit antat war ihm wohl nicht bewusst, oder es war ihm egal. Sobald man seinen Mate gefunden hat, möchte man nichts anderes als an seiner Seite zu sein. Bei den Meisten vermischen sich dann die Bedürfnisse des inneren Wolfes mit den eigenen Gefühlen und es gibt für sie keinen anderen mehr als ihren Mate. Nicht so jedoch bei Tristan.
Es brach Olive jedes mal das Herz ihn mit Valerie zu sehen und ihre innere Wölfin platze fast vor Eifersucht. Doch ihn aus ihrem Leben streichen konnte sie auch nicht so einfach, das würde ihre innere Wölfin umbringen. Haben sich zwei Mates gefunden, können ihre Wölfe nicht mehr ohne einander Leben. Sie brauchen die Nähe des anderen. Das ist tief verankert in unseren Genen und wir können nichts dagegen tun.

Meine größte Angst war es irgendwann auch so zu enden wie Olive. Mit einem Mate der sich nicht für mich interessiert, oder noch schlimmer, sich von mir abwendet. Liv versuchte mich immer damit zu beruhigen, dass das nicht oft vor kam, womit sie recht hatte. Dennoch blieben da diese Ängste in meinem Kopf.

"Na komm. Wir holen uns erst einmal einen Drink", grinste Liv mich an und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich folgte ihr mit einem Nicken zur Bar. Ich bekam das Gefühl, dass mich jemand beobachten würde. Mit meinen Augen suchte ich den Saal ab, doch konnte niemanden entdecken der mich ansah. Komisch.
Ich nahm das Getränk entgegen, das mir meine beste Freundin hinhielt. Kurz hielt ich meine Nase über das Glas und musste Grinsen als mir der Geruch von Bacardi in die Nase stieg. "Auf einen schönen Mädels-Abend", grinste Olive und hielt mir ihr Glas zum anstoßen hin. Ich berührte mit meinem Glas ihres und nahm dann einen Schluck. Noch immer konnte ich diesen Blick auf mir spüren und hörte Lei in mir aufjaulen. Was hatte sie nur? Sie war so unruhig seid wir den Raum betreten hatten.

Ich hob den Blick und ließ meinen Blick erneut über die Menschen gleiten. Die einen Lachten und Unterhielten sich an de Stehtischen, Andere standen in der Nähe des Buffets und warteten darauf, dass unser Alpha es eröffnete. und plötzlich sah ich sie. Diese grünen Augen. Die Auge, die sich seit drei Tagen jede Nacht in mein Gehirn einbrannten.
Meine Brust zog sich zusammen und mein Kleid schien mir plötzlich viel zu eng. Mit aufgerissenen Augen sah ich zu ihm hinüber und alles um mich herum schien sich in Zeitlupe zu bewegen. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und Lei jaulte nur noch lauter. Mein Kopf dröhnte, Olives Worte drangen nicht mehr zu mir durch, bis sie eine Hand an meinen Arm legte und diesen fast zu erquetschen schien. "Ist er es?", fragte sie aufgeregt.

Ja das war er. Mein Mate.

Und plötzlich traf es mich wie einen Schlag. Mein Mate, er war nicht aus unserem Rudel. Das heißt er würde mich mitnehmen. Ich musste meinen Vater und meine beste Freundin zurücklassen und mit ihm in ein völlig fremdes Rudel. An der Seite eines Mannes der zwar mein Mate war, aber den ich kein bisschen kannte.

Mich packte die Panik. Ich war nicht darauf vorbereitet ihn heute hier zu treffen. Ich war noch nicht bereit zu gehen. Das Kleid schien immer enger um meinen Brustkörper zu werden und als ich sah, wie er einen Schritt auf mich zuging rutschte mir mein Glas aus der Hand und der Bacardi verteilte sich auf dem Boden. Ohne lange nachzudenken hob ich mein Kleid vorne etwas an und rannte los. Ich rannte, aber nicht in seine Richtung sondern zur Tür, die Treppen hinunter und als ich fast über meine eigenen Füße fiel blieb ich kurz stehen, zog mir die High Heels von den Füßen und ließ weiter. Ich hatte nicht den Mut mich umzudrehen und nachzuschauen ob er mir folgte. Die kühle Luft brannte in meinen Lungen. Vor meiner Haustür hielt ich an und schloss hektisch auf, ehe ich mich von innen dagegen lehnte. Ich legte den Kopf an die Tür und schloss die Augen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Lei schrie mich an. Geh sofort zurück! Was fällt dir überhaupt ein?? Er ist unser Mate! Unser Seelenverwandter. Der auf den wir die ganzen Jahre gewartet haben. Wir werden den Rest unseres Lebens mit ihm verbringen. "Halt deine Klappe", zischte ich. "Du weißt doch gar nicht was das heißt!"

"Coralie? Was machst du schon wieder hier?", riss mich die Stimme meines Vaters aus meiner Starre. Ich sah zu ihm. Er war betrunken. Mal wieder. "Ich... mir ging es nicht gut", antwortete ich knapp und eilte an ihm vorbei nach oben in mein Zimmer. Ich musste aus diesem Kleid raus.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 27, 2022 ⏰

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