Part 3

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Tiara

,,Ich will unbedingt diesen Deal! Es ist mir sehr ernst. Wenn wir diese Firma rum kriegen..."
,,Wir?" unterbrach ich Simon. Er bereitete sich gerade auf ein Geschäftsessen vor und das Wort *wir* gefiel mir nicht.
,,Natürlich kommst du mit." sagt er als wäre es selbstverständlich. Ich schüttelte darauf den Kopf.
,,Das kann ich nicht. Ich..."
,,Was ist dein Problem Tiara?" fragt er mich Stirnrunzelnd. Ich arbeite seit einer Woche hier und hatte bisher mehr oder weniger allein mit meinem Boss zu tun gehabt. Andere Menschen zu treffen, löste Panik in mir aus.
,,Mir geht es nicht gut heute." versuchte ich mich raus zu reden.
,,Wirklich? Und jetzt die Wahrheit!" verlangte er. Er sah mich eindringlich an. Simon stand auf und kam um den Tisch und drehte meinen Stuhl rückartig zu ihm. Ich keuchte überrascht auf und mein Herz klopfte wie verrückt. Was hatte er vor? Er würde mir weh tun. Simon würde mir weh tun. Er ist ein Mann, er ist wie die anderen auch. Blankes Entsetzen packte mich und ließ mich schwindeln.
,,Tiara! Ich habe gefragt wo dein Problem liegt?" riss er mich aus meinen Gedankensturm. Ich sehe ihn erschrocken an.
,,Tiara du benimmst dich komisch. Ist mit dir etwas passiert?" fragt er mich besorgt. Warum ist er besorgt? Warum liegt seine Stirn in Sorgenfalten? Warum? Alle tun mir weh! Warum tut er das nicht? Was für ein Spiel ist das? Warum ist diese Welt so grausam. Wieso muss ich hier arbeiten? Wieso das alles?
Er packt meine Schultern und schüttelte mich stark durch. Ich sah ihn in den Augen und sah wieder diese Besorgnis.
,,Warum weinst du?" flüstert er.
,,Ich kann nicht mehr. Ich muss kündigen." Er sieht mich fassungslos an.
,,Tiara, habe ich etwas falsch gemacht? Was ist los?" fragt er etwas verzweifelt. War das wirklich Verzweiflung in seiner Stimme? Wahrscheinlich nicht... ich irrte mich zu oft. Ich nahm den Laptop und wollte die Kündigung schreiben, aber Simon schob ihn weg.
,,Du sagst mir sofort, was los ist. Ich zerreiße jede deiner Kündigungen bis du mir keinen triftigen Grund nennst." befahl er streng.
Ich sah ihn nicht an.
,,Ich dachte... ich dachte ich könnte normal sein. Ich könnte arbeiten, aber ich lag falsch. Es ist nicht möglich."
,,Du hast psychische Probleme?" fragt er mich leise. Ich sehe ihn an und nickte.
*Sag niemals jemandem deine Schwächen! Sie werden es gegen dich nutzten* schrie die Stimme meines Vaters in meinem Kopf.
,,Ich kündige dich nicht. Geh nach Hause. Du kannst dir Urlaub nehmen so viel du willst. Erhol dich und komm wieder. Nur weil du eine Pause brauchst, musst du nicht kündigen. So ein mieser Boss bin ich nicht. Wenn es dir besser geht kommst du wieder. Auch wenn es Monate dauert."
Ich sah ihn sprachlos an.
,,Das kannst du nicht machen."
,,Wer sagt das? Ich habe hier das sagen und ich entscheide das so! Wenn du dir wirklich keine Chance mehr geben willst. Schick mir eine Kündigung, aber nicht bevor du dich wieder einkriegst", sagte er sanft. Ich packte meine Tasche und stürmte aus seinem Büro. Ich rannte zu den Toiletten und atmete tief ein und aus. Ich sah in den Spiegel.
,,Was ist nur aus dir geworden Tiara?" murmelte ich meinen Spiegelbild zu, ich erkannte mich selbst nicht wieder. Meine Wangenknochen stachen hervor, meine Haut war blass und ich wirkte verdammt unglücklich.
Mein altes Ich wäre geschockt über diese Wandlung. Ich war damals pummelig, aber glücklich. Jetzt habe Ich eine Bikini- Figur, aber mein Leben ist nicht das was ich mir wünsche. Ich habe früher so gerne gegessen, jetzt wird mir vom zu viel Essen schlecht. Früher habe ich gerne Romane mir kitschigen Liebesgeschichten geliebt, jetzt könnte ich kotzen und die Werke verbrennen. Alles nur Lügen. Freundschaft, Liebe und Respekt sind alles Lügen. Wieso tat Simon mir das an? Was wollte er bezwecken. Ich drehte den Wasserhahn an und spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht, anschließend tupfte ich mir mein Gesicht mit den Papier- Handtüchern trocken und putzte mir die Nase. Was sollte ich jetzt tun? Mich wieder im Haus einsperren, weil mir alles zu viel wurde? Es schien als hätte ich keine andere Wahl. Ich musste schnell nach Hause, duschen und dann schlafen. Schlafen war gut! So entkam ich alles und jeden. Ich wünschte manchmal, ich würde einschlafen und nie wieder aufwachen. Tatsächlich wäre das für mich in Ordnung. Irgendwann werde ich als verrückt abgestempelt werden und müsste irgendwelche stärkeren Mittel nehmen. Da ist es mir lieber, für immer einzuschlafen. Im Schlaf lag Frieden. Im Traumlosen Schläfen versteht sich. Wenn ich Alpträume habe, kann ich nicht mehr schlafen und das ärgert mich. Vielleicht sollte ich Schlaftabletten nehmen und schlafen, wenn ich zuhause war.
Ja das sollte ich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 07, 2022 ⏰

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