"Lass das endlich! Irgentwann werde ich nicht hier sein und dir helfen können, irgendwann wird es zuspät sein und es ist vorbei. Hör mir doch zu, ich meine es doch wirklich nur gut. Du weißt ich unterstütze dich bei allem was du machst, aber ich habe Angst dich zu verlieren, scheiß viel Angst Alex. Du bist meine beste Freundin, bitte tu mir und dir den Gefallen und hör auf damit!"versucht Lara mir schon wieder gut zuzureden, wärend sie mir einen Verband um meine rechte Hand wickelt. Lara ist wirklich ein Schatz, wie oft hat sie mir schon aus der Scheiße geholfen, wie oft habe ich ihr schon versprochen damit aufzuhören und wie oft hielt ich das Versprechen. Lara stopft mir irgentwelche schmerzlindernden Tabletten in den Mund und bringt mich dann wieder heil zurück in mein kleines, aber dennoch sehr geräumiges Schlafzimmer. Am Weg dort hin verspreche ich ihr, zum ungefähr 15 mal, dass ich jetzt wirklich damit aufhöre und auch wirklich zur Therapie gehe, auch wenn die Therapeutin nicht alle Tassen im Schrank hat. Ich mache es ihr zu liebe.
Lara und ich wohnen gemeinsam in einer 3 Zimmerwohnung in Stockholm. Nicht gerade billig hier zu leben, aber mit ihrem Einkommen und meinen schaffen wir das schon. L, so nenn ich Lara meist, arbeitet in einem großem Immobilienbüro und verdient dementsprechend auch genügend. Im Gegensatz zu ihr ist mein Job eine Lachnummer, ich bin nämlich Künstlerin und verkaufe nur selten ein paar "Kunstwerke" von mir. Nebenbei unterrichte ich an der Universität in Stockholm Malerrei. Das Malen entspannt mich, dabei fühle ich mich wohl, ich kann meine Gefühle ausdrücken und ich bin auch wirklich gut darin. Einige meiner Meisterwerke wurden sogar ausgestellt."Kling, kling", der Wecker läutet. Ein ganz normaler Tag beginnt, zu erst zur Therapeutin und dann in die Uni. Aufs Frühstück verzichte ich heute mal, ich bin spät dran und wenn ich bei der Tante da zuspät komme, denkt sie sicher ich musste mir vorher noch was rein ziehen oder mir ein paar Schnitte verpassen. Ich kann froh sein, wenn sie mich nicht in die Klapse schickt.
Warum ich eigentlich zu dieser scheiß Therapie gehen muss weiß ich nicht, ok ich weiß es doch, aber es hat doch keinen Sinn. Ich weiß was und warum ich es tue, ich hab keine Probleme, ich hab das alles unter Kontrolle. Ich kann damit aufhören wirklich! Nur will ich es nicht, niemand kann nachvollziehen wieso ich das mache, aber es ist meine Sache und punkt. Kein Mensch braucht mir vorschreiben was ich tun soll, es ist mein Leben damit kann ich anfangen was ich will.
Ich hasse diese schleimige Therapeutin, jedes mal kommt sie mit ihren neuen Gucci Schuhen herein stolziert, als wär sie etwas Besseres, etwas Höheres. Normalerweise würde sie nicht mal mit sowas wie mir reden, aber es ist ihr Beruf. In ihren Augen bin ich nur ein kleines, hilfloses Mädchen, welches nach Aufmerksamkeit ruft. Als wäre sie jemals eine richtige Therapeutin, keinen Plan vom Leben, keine Menschenkenntnis, keine Ahnung von irgentwas. Da ist doch mein Goldfisch noch ein besser Zuhörer und Ratschlaggeber als sie und ich besitze nicht mal einen. Nie im Leben würde diese Frau mir helfen können, außer sie würde mich in Ruhe lassen.
Nach einer guten Stunde ist die Sitzung vorbei und ich kann endlich verschwinden. Aber will ich wirklich schon nach Hause in die mickrige Wohnung? Soll ich mich vielleicht noch mit Mark treffen bevor ich in die Uni muss? Entscheide ich unterwegs jetzt aber schnell ins Auto, bevor der Tante noch was einfällt, worüber sie mit mir reden will.Am Handy scheint die Nummer von Mark auf. Soll ich ran gehen? Er will doch nur wissen wie es bei der Therapeutin war. Auf sowas hab ich jetzt wirklich keinen Bock, aber ich will seine Stimme wieder mal hören. Seit 3 Wochen hab ich ihn nicht mehr gesehen, er fehlt mir so. Aber Mitleid brauch ich echt nicht. Ich ruf ihn später zurück. Nun gehts erst mal nach Hause.
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Sehnsucht
RandomDieses Gefühl, dieses eine Gefühl der Unendlichkeit. Der Zeitpunkt, wo einem alles endlos und zeitlos vorkommt.