Jeder sagt früher war alles besser, viel einfacher, viel schöner, doch sie lügen sich doch nur selbst an. Was war damals einfacher? Klar man musste keine schwierigen Entscheidungen treffen, die Schwerste war wohl welches Eis heute gegessen wird, trotzdem man hatte keine Rechte, alles was man machte war falsch. So war es bei mir zumindest.
Als ich ungefähr 6 war verließ uns mein Vater, wegen einer hübschen Blondine von nebenan. Sie war geschätzte 30 Jahre jünger wie mein sogenannter "Vater". Ich rede nicht gerne von ihm, aber wenn dan nenn ich ihn nur meinen Erzeuger. Mit 6 Jahren versteht man noch nicht wirklich was hier abgeht, aber als ich es herausfand war er für mich gestorben. Ich brauchte keinen Vater, so etwas wird heutzutage überbewertet. Ich bin gut alleine klar gekommen. Meine Mutter verkraftet die ganze Scheiße nicht so gut wie ich, sie wurde Alkohol und Drogen abhängig, also kam ich mit 8 Jahren zu einer Pflegefamilie. Die war auch ganz ok, sie gaben mir alles was ich brauchte um erwachsen zu werden. Doch es war nicht meine richtige Familie und das zeigte ich ihnen auch immer wieder. Ich machte was ich wollte, denn keiner von denen könnte mir etwas sagen, mir etwas befehlen, geschweige mich zu bestrafen.
Ich war schon mit 8 Jahren ein eingenes Kind, das wüsste was es wollte und es auch schaffte. Die Dinge, welche ich machte waren für mich richtig und gut, doch für das Jugendamt nicht. Sie meinten, dass ich nicht das machen kann was ich will, ich muss auf meine Pflegefamilie hören, muss sie behandeln wie meine eigene Familie. Lächerlich. Eingene Familie, so etwas hatte ich nie und werde ich auch nie haben.
So kam ich in die nächste Familie, eine vorzeige Familie. Beide Mitglieder des Golfclubs, beide große Teilhaber einer weltweit verbreiteten Firma, irgentwas mit Elektrogeräte. 2 bildhübsche Töchter im Alter von 16 und 18 Jahre, beide die besten in der Schule und dan, dan kam ich, dass Horrokind laut Jugendamt. Für die Familie war ich sozusagen ein Projekt, sie wollten aus mir ebenso ein vorzeige Kind machen, sie setzten mich unter Druck, ich sollte tun, sonst würden sie etwas tun. Danach verstand ich wieso die Mädchen so viel lernten und alles für die Schule gaben. Auf Schläge hatte ich wirklich keinen Bock, also tat ich eine Zeit lang was sie sagten, für mich war es kein Problem in der Schule gut zu sein, das Lernen fiel mir nämlich leicht, doch das Golfen und die ganzen anderen Freizeitaktivitäten machten mir zu schaffen.
Nach ungefähr 3 Jahren hielt ich es da wirklich nicht mir aus und haute ab. Natürlich suchte mich die Polizei, das Jugendamt und jeder andere gottverdammte Idiot in dieser Stadt. Ich versteh garnicht warum, für die war ich sowieso nur eine Plage. So fuhr ich mit 17 Jahren von Berlin nach Stockholm, kaum Geld in der Tasche und ohne Zukunft kam ich dort an. Ich versuchte Jobs zu bekommen, aber wer würde schon eine 17-jährige ohne Erfahrung einstellen.
Da war ich nun, keine Ahnung vom Leben, allein in Stockholm, aber gott sei dank hatte ich in Berlin Schwedischunterricht, wenigstens etwas. Aber was half mir das schon? Nichts! Am Tag musste ich betteln um wenigstens irgentwie an Essen zu kommen und nachts schlief ich unter irgenteiner Brücke.
Ich war doch noch ein Kind, ein Kind welches versuchte an Geld zu kommen, also tat ich was alle Mädchen in meinem Alter machten um an Geld zu kommen. Es war ekelhaft, allein der Gedanke daran bringt mich fast um. Meine Jungfräulichkeit an irgenteinen alten Sack zuverloren haben, macht mich heute noch kaputt. Wie konnte ich nur? Aber ich war hilflos, ich war verloren, ich war auf mich alleine gestellt, eigentlich genau das was ich immer wollte. Doch so einfach wie ich es mir vorstellte war es nicht. Nach ein paar Jahren mit Dealerei und Prostitution hatte ich es endlich geschafft, ich hatte so viel Geld um mir eine kleine Einzimmerwohung kaufen zu können. Es fühlte sich großartig an, endlich frei von der Scheiße, nie mehr Sex mit alten Säcken! Dachte ich zumindest. Schnell stellte sich heraus, dass es nicht so ganz einfach ist. Ich brauchte ja Geld für Essen. Also musste ich weiter Dealen. Ich wollte nur mehr weg von dem verfickten Scheiß, keine Drogen mehr.
Nach ein paar Monaten lernte ich jemanden kennen, endlich hatte ich eine Freundin, sie half mir eine Job zu bekommen und holte mich aus der Scheiße raus. Es war Lara, meine Lara, die beste Freundin überhaupt.
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Sehnsucht
RandomDieses Gefühl, dieses eine Gefühl der Unendlichkeit. Der Zeitpunkt, wo einem alles endlos und zeitlos vorkommt.