𝐙𝐖𝐄𝐈 - ein ganz gewöhnlicher WG-Tag

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𝐄𝐒 𝐖𝐀𝐑 ein Tag wie jeder andere in der WG von Jeongguk, Taehyung und Yoongi. Sie alle lagen weit hinter ihrem Studienstoff zurück und würden nächste Woche realisieren, was für ein Berg an Informationen sich über das Semester hinweg aufgestaut hatte, um dann die Aufarbeitung dieser hinter die Weihnachtsfeiertage zu legen; und dann ins neue Jahr, denn wer hatte schon Zeit zwischen den Feiertagen und Silvester?

Jetzt aber hatte sie diese allsemesterliche Realisation noch nicht getroffen und sie fläzten faul auf dem Sofa. Jeongguk scrollte durch TikTok, seine for-you-page bestand aus der Hälfte aus bizarrem Gen-Z-Humor und aus der anderen Hälfte aus allen möglichen linkspolitischen Inhalten, während Yoongi auf den Ladebildschirm von GTA 5 starrte.

"Ey, hat einer von euch Bock heute was zu kochen?" Taehyung betrat das kleine Wohnzimmer und sah seine Freunde und Mitbewohner fragend an.

Jeongguk schüttelte nur leicht den Kopf und Yoongi antwortete mit einem gedankenverlorenen "Nein".

"Also Pizza vom De Luca?", fragte Tae, obwohl er die Antwort schon kannte. Immer, wenn sie keine Lust hatten zu kochen, holten sie Pizza vom De Luca. Sie waren meistens etwas zu fettig und der Teig etwas zu dick, aber sie waren billig und insgeheim mochten die Jungs es, sich in ihrer kleinen Bude ein klassisches, leicht minderwertiges Essen reinzuziehen. Der Charme des Studentenlebens halt.

Jeongguk gab ihm einen Daumen hoch, Capitalism only ever roots for the rich klang aus seinem Handy, und Yoongi nickte nur müde.

Taehyung schnalzte mit der Zunge. "Na, ihr seid heute ja mal gut drauf, rennt mich mit eurer Energie nicht um", scherzte er.

Yoongi gähnte daraufhin nur demonstrativ und Jeongguk sah kurz von seinem Handy auf, um Tae einen minimal genervten Blick zuzuwerfen.

"Ich glaube, Pizza würde meine Stimmung jetzt deutlich heben", meinte der Jüngste nur.

"Dann flitz' ich mal los und hol' meinen beiden Honigkuchenpferde ihre Lieblingspizza", erwiderte Tae und seine Freunde verdrehten leicht grinsend die Augen. Sie mussten ihre Bestellung nicht aufsagen, jeder kannte den Standard des anderen.

"Wenn ich zurückkomme, will ich hier ein bisschen mehr Stimmung haben", rief Taehyung, als er angezogen in der Wohnungstür stand.

"Jaja", riefen die beiden Jungs im Chor und wandten sich wieder schweigend ihren Beschäftigungen zu.

Oh, und was für eine Stimmung herrschen würde, wenn Taehyung wieder zurückkam.



ミ⛦



Natürlich wurden im Weihnachtswinterland Geschichten über die Welt der Menschen erzählt. Die wenigsten innerhalb ihrer Gesellschaft bekamen sie selbst zu sehen und umso größer war der Drang herauszufinden, in welch unbekanntem Kosmos sie ihre Liebe verteilten.

Es gab die unterschiedlichsten Erzählungen. Von riesigen Bergen, weiten Landschaften, Seen und Ozeanen und Flüssen; von Bebauungen der Menschen, mal klein und heimatlich, mal gigantisch groß und verwirrend, mal leise und entspannend, mal laut schallend und ereigniseinprasselnd. Vor allem aber sollte die Menschenwelt vor natürlichen Farben strahlen, während in der Weihnachtswelt Dekorationen benötigt wurden, um das ewige Weiß auszugleichen.

Umso mehr überraschte es die Wichtel, als sie vor dem Haus des Briefeschreibers, Jeon Jeongguk, standen. Auch wenn alle berichteten, dass sich die Welten im Grunde gar nicht so sehr unterschieden, hatten sie sie wohl gedanklich immer etwas glorifiziert. Jetzt standen sie vor einem weißen Gebäude in einer grauen Straße, der graue Boden war mit grauem Matsch bedeckt, kahle Äste ragten in den weißgrauen Himmel und nur ein paar - Autos? - brachten etwas Farbe in die Umgebung. Wenigstens strahlte aus dem ein oder anderen Fenster eine Lichterkette oder eine anders geformte Beleuchtung.

EIN BRIEF ZU WEIHNACHTENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt