Kapitel 1

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Erinnerungsfetzen, wie immer. Sie gleiten durch meinen Kopf, doch ich kann sie nicht analysieren. Da bin nur ich in einem dunkelgrünen Kleid, sonst sind nur umher wirbelnde Flecken, die sich um mich herum bewegen. Komisch, das ich mich an Alles außer das erinnere. Ich erinnere mich genau an Lenas lautes Lachen, ihren vertrauten Geruch… wütend verbannte ich den Gedanken aus meinem Kopf.
Mein Wecker fing an zu piepen. Resigniert schaltete ich ihn aus. Ich sah auf meine Bettdecke, unter der meine tauben Beine sich abbildeten. Ich seufzte. schon seit drei Monaten musste ich jeden Tag mit dem Gefühl aufwachen, das irgendetwas fehlte. Ich betätigte die Klingek auf meinem Nachttisch und betrachtete die ganzen Pferdefotos an der Wand. Das Einzige worauf ich mich noch freute.

Eine goldene Hundenase schnupperte verschlafen über die Kante meines Bettes. Cleo fiepste und schaute mich treu an, dann drehte sie sich um und lief runter in die Küche. Meine Mutter stürzte in mein Zimmer und schob den Rollstuhl vor sich her. Ich HASSTE dieses Ding! Sie trällerte ein "guten Morgen!" Und half mir, mich anzuziehen. Diese ganze Prozedur am morgen hasste ich übrigens ebenso sehr.
Mama verfrachteten wir mich in den Rollstuhl und verschwand wieder in die Küche. Seit sie ihren nicht mehr arbeite war sie Todes motiviert was den Haushalt anging.
Während ich Frühstückte und in der Küche die Zähne putzte, sammelte sie meine Schulsachen zusammen. Jetzt nur noch meinen Fahrdienst überleben und 20 min. Später würde ich an dem Ort sein, den wohl jeder im Leben hasst.

Ich rolle schlecht gelaunt denWeg Richtung Schuleingang herauf, zusammen mit den anderen Schülern. Cleo lief neben mir her und knurrte leise, wenn jemand meinem Rollstuhl zu nahe kam. Einige Leute grüßen mich, doch ich beachte sie nicht weiter. Ihnen ist es eh nur peinlich, mit mir ab zu hängen. Außerdem fanden sie Alle eigentlich nur Cloe so toll.

Die weitbekannten Tussen aus der Klasse unter mir kicherten und schauen zu mir rüber. In ihren Mienen lag eine Andeutung von Abscheu. Sorry, Mädel dass ich mir keine Highheels kaufen konnte. Ich muss zugeben, Manchmal wünschte ich mir, auch sie würden so sein wie ich. Einfach nur um aus dieser wiederlichen Oberflächlichkeit heraus zu kommen.

Wie sehr freute ich mich doch auf den Nachmittag! Zwar hatte ich dauernd diesen dämlichen Betreuer von der Reha an den Hacken, doch ich ließ mir von  ihm nicht die heilige Zeit mit meinem Fuchs verderben. Dieser Gedanke ließ mich innerlich stark werden als ich auf den klaustrophobisch wirkwnden Schuleingang zusteuerte.

Natürlich kam ich wieder 30 Sekunden zu spät! 

„Entschuldigung, Herr Sülz-Müller.“ Murmelte ich mit gesenktem Kopf.

„Ist schon okay, Lilly!“

Er zwinkerte mir zu. Seit dem Unfall verzieh er mir Alles. Auch meine Mitschüler hatten sich mittlerweile an meine Erscheinung gewöhnt und unterbrachen nicht mehr ihre Gespräche um mich anzuglotzen.
Meine beste Freundin Sina begrüßte mich grinsend und erzählte mir den neusten Tratsch. Sie war die Einzige, die in den Pausen mit mir zum Bäcker fuhr und mich zum Lachen brachte. Denn genau wie sie für mich war ich für sie eine Person, die an Lena erinnerte. Jede Woche besuchten wir ihr Grab und steckten in ein Marmeladenglas die Beautyseite aus Lenas Lieblings Zeitschrift. Mit Sina fing ich auf dem Rücken unserer Pferde Wolken und Erinnerungen. Ich wüsste gar nicht was ich noch ohne sie machen würde.

Währende meine Sehnsucht nach Renzie immer größer wurde und ich nur noch Pferde in meine Hefte zeichnete (kann sein dass ich dafür schon zu alt war, aber ich mache es trotzdem gerne).  verhöhnten mich die Plätze an denen ein Stuhl fehlte. Meine Plätze. Jene, an denen vor 3 Monaten noch eine glückliche 10. Klässlerin unversehrt saß. Ich schon diese Gedanken energisch beiseite und schaffte es sogar noch, mit ein paar Notizen zu machen.

Auf dem Weg zur Kantine, den Sina und ich mit dem Fahrstuhl bewältigten, bemerkten wir auf einmal einen Tumult. Ein Haufen Mädchen umringten Jemanden, den ich vom Rollstuhl aus nicht erkennen konnte. Cloe verkroch sich hinter Sinas Beinen. Doch als Sina quietschend auf und ab hüpfte, wusste ich um wen es sich handelte. Es war Daniel, allen bekannt als Dan. Mr. Arrogant persönlich. Nicht dass er je mit mir gesprochen hätte, er sah mich ja nicht mal! Okay, ich machte es ihm ja auch leicht, so tief am Boden wir ich war. Aber ich wollte eigentlich auch nicht dass er mich wahrnahm. Wer weiß wie er dann über mich denkem würde.

Wenn es ein Mädchen auf der Schule gab, das nichts von ihm wollte, war das wohl ich. In der 8. Klasse war ich mal in ihn verliebt gewesen. Aber wer war das bitte nicht schommal?
Und außerdem... Wer wollte schon ein Mädchen, was im Rollstuhl saß mit gelähmten Beinen, das nie lachte und von der ganzen Schule verspottet wurde, wenn man eine von den Barbies haben konnte?

Seufz. Wann war dieser Tag zu Ende? Ich wollte einfach nur noch weg.

Soo Leute! Das erste Kapitel meines neuen Buches. Würde mich über einen Kommentar freuen! Ich werde dieses Buch nur dann weiterschreiben wenn ich Lust und Zeit habe, also wundert euch nicht!J Und dieses ist zwar eine Pferdegeschichte (die werden viel zu viel ausgelacht), aber ich werde mich bemühen, dass sie Anders wird als andere Pferdegeschichten, auch wenn es nicht so scheint.

Flyin' highWo Geschichten leben. Entdecke jetzt