1. Kapitel

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Claira p.o.v.

Ich stöhnte leise und sah etwas überfordert und planlos auf die große Landkarte vor mir. Obwohl, 'etwas' war wohl doch untertrieben.

Ich beugte mich weiter über die Karte und suchte meinen jetzigen Standpunkt. Der war zwar in einem kleinen Café aber das war wohl kaum eingetragen. Deshalb suchte ich nach Vancouver. Als ich es nach längerem verzweifelten Suchen schließlich gefunden hatte legte ich meinen linken Zeigefinger darauf ab und suchte dann nach meinem Ziel, New York. Etwa 8,406 Millionen Einwohner und 9,304 Kilometer entfernt.

Passiv lehnte ich mich an die Holzlehne des Stuhls und betrachtete die Kronleuchter des Cafés dann ließ ich meinen Blick über die runden Tische huschen. Eine Uhr über dem Tresen verliert mir das es bereits 4:30 p.m. war. Deshalb waren wahrscheinlich auch so viele Leute im Café. Sie kamen gerade von der Arbeit oder Universität. Unterscheiden konnte man diese beiden Gruppen ganz leicht. Die Geschäftsmänner waren meistens noch in Anzug, aber daran erkannte man es nicht immer, denn meistens trugen sie darüber noch ihre Mäntel. Man erkannte es daran wie sie die anderen Personen ansahen, sie reckten ihr Kinn nach oben als wären sie etwas besseres. Die Studenten hingegen saßen vor ihren Notebooks und machten einen auf Schriftsteller.

"Kann ich Ihnen noch etwas bringen?", aus den Gedanken gerissen sah ich zu dem Herren neben mir. Er lächelte freundlich. Ich lehnte dankend ab, ich war immernoch bei meinem Kakao der wohl als angebracht bei dem jetzigen Wetter war. Er nickte und verschwand zum nächsten Gast um ihn zu bedienen.

Deprimiert nahm ich einen Schluck vom Kakao, ehe ich wieder auf die Karte blickte. Wie sollte ich nur um alles in der Welt nach New York kommen? Ein Auto hatte ich nicht und konnte ich mir nicht leisten, ganz zu schweigen von einem Flugticket.

Die Wörter meiner Mutter kamen mir unwillkürlich wieder in den Sinn: "Ich sag es dir gleich! Du wirst nicht weit kommen, das ist mal wieder nur ein Hirngespinst von dir! Und sobald du wieder vor meiner Haustür stehst werde ich dir sagen: Ich hab es dir doch gleich gesagt"

Innerlich verfluchte ich sie dafür das sie recht hatte aber es war kein Hirngespinst! Ich wollte etwas neues sehn, ich wollte hier raus, einen Tapetenwechsel, endlich Frei sein. Verdammt ich war Achtzehn, endlich volljährig! Vielleicht könnte ich sogar in New York anfangen zu studieren? Und nun? Das wars dann wohl.

Enttäuscht faltete ich diese Karte zusammen die natürlich nicht so wollte wie ich und sich nicht richtig zusammen falten ließ. Schließlich schaffte ich es. Applaus Bitte! Dann schlüpfte ich in Schal, Mütze und Mantel bevor ich meine Tasche nahm und den Laden verließ.

Mit großen Schritten ging ich aus dem Cafe und zuckte kurz zusammen, da der eiskalte Wind in mein Gesicht bließ und meine langen Haare die unten aus der Mütze heraus schauten wild herum wehte.

Ich liebte den Winter, denn Schnee, gemütliche Abende zuhause und die besinnliche Weihnachtszeit waren einfach traumhaft. Wenn man jedoch von Vancouver nach New York reisen wollte, um aus dem langweiligen, eintönigen Leben auszubrechen und keinerlei Ahnung hatte wie man dies schaffen sollte, waren Schnee und Glätte ein unangenehmes Übel.

Langsam schlitterte ich über den gefrohrenen Boden, des Parkplatzes der zum Cafe gehörte und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Zugegebenermaßen erwies sich das nicht als so einfach wie gedacht, da meine viel zu große Reisetasche ein stattliches Gewicht hatte und ich hart damit zu kämpfen hatte.

'Claira, warum musst du auch immer so viel Kleidung einpacken?!' ermahnte mich meine Stimme im Kopf und ich zuckte automatisch mit den Schultern. Ich wollte eben so viel wie möglich mitnehmen, denn ich hatte nicht vor so schnell wieder zurück zu kommen. 'Um wieder zurück zu kommen, müsstest du erst mal weg sein.' sagte die Stimme in meinem Kopf amüsiert und ich musste ihr Recht geben.

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