Tatsächlich

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Mit einem lauten Rums stellst du den Wäschekorb ab,
lässt die Tür hinter dir ins Schloss knallen,
stampfst den Flur entlang.

Die Geräusche dringen durch die schwere Holztür in mein Zimmer und lösen ein Gefühl des Unwohlseins in mir aus.
Übelkeit die sich in meinem Körper ausbreitet, wie ein Virus.
Mich beschleicht das Gefühl, dass diese Übelkeit nicht von der kalt gewordenen Pizza kommt, die mit vergilbter Kruste auf meinem Schreibtisch steht und allmählich zu Fliegenfutter wird.

Wenn ich jetzt zu dir in die Küche gehe, wirst du mich nicht grüßen.
Im besten Fall wirst du mich ignorieren.
Vielleicht habe ich etwas falsch gemacht, du wirst mich anschreien und aus dem Zimmer rennen.
Dann wärst du weg,
nur der Knall der Tür würde nachhallen.

Im schlimmsten Fall schaust du mich an.
Mit diesem Blick, den ich nicht mehr sehen kann.
Die Mundwinkel heruntergezogen.
Die Augen voller Missachtung.
Die gezupften Augenbrauen hochgezogen.
Ich frage mich, wie oft du eben dieses Gesicht schon im Spiegel angeschaut hast.
Was du dir beim Anblick deines Spiegelbilds wohl denkst.
Es kann nicht immer nur Gutes sein, sonst wärst du jetzt nicht so.
Auch hinter diesem Blick liegt etwas Gutmütiges, das schon vor viel zu langer Zeit verletzt wurde.

Wahrscheinlich.

Tatsächlich.

SpätherbstmorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt