Nebelscheinwerfer

15 2 1
                                    

Zum achten Mal sagst du mir, dass du den Müll nicht rausbringen kannst, weil es schon dunkel draußen ist.
Das es dunkel ist sehe ich.
Das du deshalb den Müll nicht rausbringen kannst sagst du.
Du denkst es nicht,
du sagst es nur.
Es ist ein leeres Konzept, dass sich in deinem Kopf festgesetzt hat.
Ein Prinzip ohne Inhalt.
Wie ein Baugerüst an einem völlig intakten Gebäude.
Seine Existenz hat keinen Sinn, aber es ist da, du kannst dich an ihm festhalten.

Der stechend kalte Wind, welcher in Richtung Küste durch die Straßen pfeift, lässt dich zittern.
Du frierst.
Deine leuchtend rote Regenjacke ist zu dünn.
Du kannst deine Winterjacke noch nicht rausholen, erklärst du mir zum neunten Mal, das mache man am ersten Dezember.
Noch ein Baugerüst.
Sicher und fest ragt es in den nebeligen Novembertag.
Bringt Stabilität in deine vernebelten Gedanken.

Ich bin mir nicht sicher, warum du mir die Dinge so oft erzählst,
welche Reaktion du von mir erwartest,
ob davon das Baugerüst stabiler wird.
Ich glaube du weißt nicht, dass ich es jedes Mal höre.
Ich glaube, du verstehst nicht, dass ich auch existiere, wenn du mich nicht siehst,
dass ich Gefühle habe, Schmerz empfinden kann und dass es Menschen gibt, die ich liebe, die ich vermisse.
Um das zu verstehen hast du kein Baugerüst.

Und so bleibt manches für immer in den Nebelschwaden verborgen.
Kein Leuchtturm, kein Baugerüst,

weit und breit.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 26, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

SpätherbstmorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt