Prolog

3.4K 72 56
                                    

Der Hogwarts-Express vibrierte unter meinen Füßen, während ich mit zitternden Händen meine bronzene und blaue Krawatte richtete.

Nicht einmal zwei Stunden waren vergangen und ich hatte schon Heimweh.

Versteht mich nicht falsch, ich liebte Hogwarts. Ich liebte den Unterricht, ich liebte das Schloss und ich liebte die Magie, die aus jedem Winkel um mich herum strömte.

Aber ich vermisste meine Familie. Hogwarts, so wundervoll es auch war, konnte nicht den leeren Fleck in meinem Herzen füllen, den ich immer hatte wenn ich meine Mutter und Schwester zurücklassen musste.

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und konzentrierte mich auf das Gespräch, das meine Zimmergenossinen vor mir führten.

"-Dank für das Gemälde von uns! Das ist eines der besten und wunderschönsten Weihnachtsgeschenke, die ich je bekommen habe", erzählte Lina gerade Valerie.

Valerie war für ihr Zeichentalent bekannt. Sie konnte während dem Unterricht nur auf einen Fetzen Pergament kritzeln, und es würde wunderschön aussehen.
Valerie lächelte glücklich und strich sich eine Strähne ihrer hellen braunen Haare zurück hinter ihr Ohr.
"Danke dir! Ich bin so froh, dass es dir gefällt; ich war nämlich ein bisschen unter Zeitdruck, es rechtzeitig fertig zu malen."

"Keine Sorge, es ist makellos. Ich wünschte, ich könnte so schön malen..."

"Oh, rede dich doch nicht so herunter! Ich wünschte, ich wäre so intelligent wie du. Und ich liebe das Buch, das du mir geschickt hast. Ich hab es in weniger als einer Woche durchgelesen", Valerie lachte leise.

Meine Augen brannten und ich drehte mich, um aus dem Fenster zu sehen.
Jetzt hatte ich nicht nur einen Kloß im Hals, nein.
Jetzt hatten sie auch das Messer in meiner Brust herumgedreht.

Ich hätte es mittlerweile gewohnt sein müssen, aber ich fühlte dieses schmerzhafte Ziehen jedes Mal, wenn ich daran erinnert wurde, dass ich nicht wirklich dazu gehörte.
Ich war ein Teil ihrer Freundesgruppe, genau. Offiziell.
Sie mochten mich, waren super nett zu mir, sahen mich als gute Freundin.

Aber anders als alle anderen in meinem Schlafsaal war ich keine beste Freundin. Wenn es darauf ankam, hatte ich niemanden im Schloss.
Ich hasste diesen kleinkarierten Teil von mir, der sich immer beschwerte und 'nimm mich'-Energie ausstrahlte, einfach nur, weil ich zu kleinkariert war, um mit der Tatsache zurechtzukommen, dass ich nur eine Freundin war, keine beste Freundin. Ich meine, wie verwöhnt klang das bitte? Aber ich konnte mir nicht helfen. Es machte mich wirklich traurig.

Es gab Zeiten in denen ich mich in meiner Freundesgruppe ebenbürtig fühlte. Ehrlich gesagt behandelten sie mich die meiste Zeit auch wie ebenbürtig und ich hatte sie wirklich gerne. Sie waren meine besten Freunde.

Und dann gab es Ereignisse, wie einen Geburtstag in den Ferien, wenn mir gesagt wurde, dass wir nicht feiern würden, nur um herauszufinden, dass doch gefeiert wurde. Ohne mich.

Bis zu diesem Moment eben hatte ich tatsächlich mal wieder geglaubt, dass sich die Situation verbessert hatte und dass sie mich jetzt auch als eine beste Freundin sahen.

Aber niemand von ihnen hatte mir irgendein Geschenk zu Weihnachten besorgt.

Ich sah die grüne Landschaft vor mir vorbeiziehen.
Du hast Francisca. Und du hast Freundinnen, du bist nie alleine. Du brauchst keine beste Freundin, du Jammerlappen. Dir geht es gut, jetzt reiß dich gefälligst zusammen.

"Und danke dir für die niedliche kleine Taschenlampe, die du mir geschickt hast, Freya", sagte Lina. Ich musste nicht einmal nachsehen um zu wissen, dass sie lächelte.
"Ja, die ist so hübsch", stimmte Valerie zu. "Ich - warte, Freya, geht es dir gut?"

Love You In My Mind// Sirius Black FF (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt